REUTLINGEN-OFERDINGEN. Im Rahmen des 28. Deutschen Mühlentags beteiligte sich an Pfingstmontag auch die Oferdinger Mühle mit zahlreichen Führungen an dem Aktionstag. Dabei bekamen zahlreiche Besucher einen Einblick in die technischen Abläufe einer reinen Bio-Getreidemühle und verfolgten den Weg vom Korn zum Mehl mit.
Aber auch die Bierbänke vor der Oferdinger Mühle waren am gestrigen Pfingstmontag bei schönem Wetter voll belegt. Kein Wunder, schließlich ist sie in der Region die einzige reine Biomühle, die aus Bioland-Getreide hochwertige Mehle und Vollkornprodukte herstellt und auch zahlreiche Bäckereien in der Region beliefert.
Kein konventionelles Getreide
Seit Anfang der 1990er-Jahre ist die Oferdinger Mühle Partner der Rottenburger Bioland-Erzeugergemeinschaft »rebio« und ging 2019 als Tochterfirma in ihren Besitz über. Bereits unter ihrem Vorbesitzer Martin Sessler stellte die Mühle 2013 komplett auf Bioland um und vermahlt dort seither kein konventionelles Getreide mehr. Die Lagerkapazität beträgt rund 1 500 Tonnen Getreide – vor allem Weizen, Dinkel, Roggen, Emmer und Einkorn –, das zu allen Sorten von Speisegetreide verarbeitet wird.
Die Führung mit Susanne Illi und Katharina Schoer startet im Außenbereich der Mühle, wo das Getreide angeliefert und mithilfe eines Becherwerks zur Vorreinigung und zum Wiegen transportiert wird. Entspricht das Getreide den Qualitätsanforderungen der Mühle, gelangt es über die Getreideannahme in die beiden Getreidelager, die jeweils rund 500 Tonnen des noch unbehandelten Korns fassen, das entspricht etwa 20 vollgeladenen Lkws. Im Erdgeschoss der Mühle, auch Weizenboden genannt, beginnt dann der eigentliche Reinigungsprozess: In mehreren Schritten kommen mehrere Maschinen zum Einsatz, so etwa der Separator, der alles aussiebt, was größer oder kleiner als ein gesundes Getreidekorn ist. Außerdem sortiert der Trieur alle Bestandteile aus, die nicht die Form von Weizen- oder Roggenkörnern haben.
Im ersten Stockwerk, dem Rohrboden, kommen dann verschiedene Siebe wie etwa ein Farbsortierer zum Einsatz, der mithilfe von Kameras verfärbte un-brauchbare Körner heraussucht und sie gezielt mit Druckluft entfernt: »Diese Maschine fasst etwa zwei Tonnen Getreide«, erklärt die Müllerin Katharina Schoer, »und auch das hochgiftige Mutterkorn wird hier zu hundert Prozent aussortiert«. Schließlich trennt im zweiten Stockwerk (Sichterboden) der Steinausleser kleine Steine vom Getreide und entfernt eventuell enthaltende Metalle mit einem Magneten.
Zentrale Maschine
Nach diesen Vorbereitungsschritten ist das Getreide bereit zur Vermahlung, bei der der sogenannte Walzenstuhl im Erdgeschoss eine entscheidende Rolle spielt. Er ist die zentrale Maschine in der Mühle und zerkleinert das Getreide zwischen zwei Stahlwalzen. Dabei wird der Mehlkern von der Schale getrennt und die Körner werden aufgebrochen oder geschrotet. Anschließend trennen verschiedene Siebe die Mehl- und Schalenteilchen voneinander. Danach werden alle fertig produzierten Mahlerzeugnisse – Schrot, Grieß, Dunst und Mehl – nach Qualitäten sortiert und in Mehlsilos eingelagert.
Die Tagesleistung der Oferdinger Mühle beträgt bei Tag-und-Nacht-Betrieb rund 500 Kilogramm pro Stunde. Neben Sybille Metzler sind vier Mitarbeiter bei der Oferdinger Mühle GmbH beschäftigt, die nicht nur Führungen übernahmen, sondern Gästen auch Herzhaftes, Getränke sowie Kaffee und Kuchen servierten. (GEA)