REUTLINGEN. Strukturelle Probleme der Kreiskliniken, ausgelöst durch Defizite im Gesundheitswesen, erörterten der Landrat und Aufsichtsratsvorsitzende der Kreiskliniken Reutlingen GmbH, Thomas Reumann, der Vorsitzende der Geschäftsführung, Professor Dr. Rudolf Schmid und der ärztliche Geschäftsführer, Professor Dr. Martin Lenz mit dem Reutlinger Bundestagsabgeordneten Ernst-Reinhard Beck (CDU).
Ein grundsätzliches Thema betraf die Krankenhausfinanzierung. Die jährliche Fördermittelpauschale für die Kreiskliniken Reutlingen betrage rund 2,8 Millionen Euro. Mehr als die Hälfte davon müsse vorab für laufende Raten für Leasinggeräte sowie für Kleingeräte abgezogen werden, dazu entfallen auf Software- und Hardwarekosten jährlich rund 400 000 Euro.
Für neue Investitionen in medizinische Geräte, die nötig wären, um dem Wettbewerbsdruck standzuhalten, bleibe folglich nicht mehr viel übrig. »Um Fortschritt und Qualität der Kreiskliniken zu halten, müssten wir die benötigten Mittel an anderen Stellen streichen. Dies ist aber keine Lösung, weshalb es derzeit keine Möglichkeit gibt, aus der Unterfinanzierung herauszukommen. Gewinnorientiertes Wirtschaften bleibt folglich sehr schwierig«, so Dr. Rudolf Schmid. Daher fordert Landrat Thomas Reumann eine verlässliche Finanzierung für Krankenhäuser.
Zur Sprache kamen auch die sogenannten hoch spezialisierten Leistungen. Krankenhäuser bekommen nur eine Zulassung, auf diesem Feld ambulant tätig zu sein, wenn sich das auf komplexe Leistungen für besondere (zum Beispiel angeborene) Erkrankungen beziehe. Dadurch soll die Versorgung der Patienten verbessert werden, indem sie vom Spezialwissen der Kliniken profitieren.
In Ausnahmefällen könne dies auch dazu führen, dass die Kliniken in Wettbewerb mit den niedergelassenen Ärzten treten. »Ein Verdrängungswettbewerb ist aber weder sinnvoll noch gewünscht«, so Ernst-Reinhard Beck. Vielmehr müsse auf Bundes- und Landesebene geregelt werden, dass sich die Kliniken nicht mit denselben Behandlungsschwerpunkten spezialisieren, sondern eher kooperieren, erklärte Beck weiter.
Dass Krankenhäuser nicht nur als Kostenfaktor, sondern vielmehr auch als Wirtschafts- und Standortfaktor betrachtet werden müssen, verdeutlichte die Ausführung Reumanns, wonach die Kreiskliniken Reutlingen für 2 000 Menschen Arbeitgeber und für 150 junge Leute Ausbildungspartner seien. »Dies sind nicht exportierbare Arbeitsplätze«, stellte Reumann fest. Zudem profitieren die Kommunen vom Steueraufkommen, das durch Konsum, Handwerkerleistungen, Bestellungen medizinischen Bedarfs und Ausbildung entstünde, so Reumann weiter. (eg/GEA)
