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Aktuell Abwehr

Tauben-Vergrämung: Sabotage sorgt für Verzögerungen

Weil sich Unbekannte an Karfreitag unter der Reutlinger Eisenbahn-Brücke zu schaffen gemacht haben, verzögert sich die Tauben-Vergrämungsaktion. Behelfsnetze wurden zerschnitten und Vogelfutter ausgebracht

Die provisorischen Netze und die letzten verbliebenen Tauben werden unter der Eisenbahnbrücke entfernt.
Die provisorischen Netze und die letzten verbliebenen Tauben werden unter der Eisenbahnbrücke entfernt. Foto: Frank Pieth
Die provisorischen Netze und die letzten verbliebenen Tauben werden unter der Eisenbahnbrücke entfernt.
Foto: Frank Pieth

REUTLINGEN. Nun dauert die Tauben-Vergrämungsaktion unter der Eisenbahnbrücke doch etwas länger als gedacht. Nicht Mitte, sondern voraussichtlich erst Ende dieser Woche werden die Absperrungen aufgehoben, kann der Verkehr in diesem Bereich der Straße Unter den Linden also wieder wie gewohnt fließen.

»Mit Hochdruck«, verlautet seitens der Stadtverwaltung, arbeiten Beschäftigte einer Stuttgarter Spezialfirma aktuell daran, die letzten verbliebenen Tauben unter der Brücke zu entfernen – »ohne die Tiere dabei zu gefährden«. Anschließend werden die Lücken in den an Stahlstreben des Bauwerks festgezurrten Vergrämungsnetzen geschlossen. Sodass es für Tauben künftig kein Durchkommen und damit auch keine Nistgelegenheit mehr gibt und Passanten von Vogelkot unbehelligt ihrer Wege gehen können.

Machenschaften einer bislang unbekannten Person

Dass sich das Vergrämungs-Prozedere in die Länge zieht, hängt, so die Pressestelle der Stadt, mit den Machenschaften einer bislang unbekannten Person zusammen, die sich im Laufe des Karfreitags an den behelfsmäßig gespannten Abwehr-Behängen der Brücke zu schaffen gemacht hatte. Sie soll ein provisorisches Netz an der Stirnseite des Verkehrsbauwerks zerschnitten haben, um auf diese Weise zu den wenigen noch eingeschlossenen Tauben zu gelangen. Unter der Brücke soll besagte Person Futter verteilt und mit diesen Snacks bereits in Freiheit entlassene Vögel angelockt haben. Weshalb sich der Schar der gefiederten Brückenbewohner binnen Kurzem wieder deutlich vergrößert hat.

Vorfall wurde inzwischen zur Anzeige gebracht

Zwar konnte der beschädigte Taubenabwehr-Vorhang – nach Entdeckung der Sabotage – noch an Karfreitag geflickt werden. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich allerdings bereits etliche Tauben von außen durch den Einlass unter die Brücke gemogelt und sich an der Futterquelle gütlich getan: sehr zum Verdruss von Vergrämungs-Unternehmen und Stadt Reutlingen, die den Vorfall zwischenzeitlich zur Anzeige gebracht hat.

Eine Frau, die bei der Initiative »Eine Stimme für Tauben« aktiv ist, betont vor Ort an der Eisenbahnbrücke: »Wir hatten mit dieser Aktion gar nichts zu tun!« Auch die Tierschützer seien erbost gewesen: »Das hat nämlich nur noch mehr Leid angerichtet, als sowieso schon da war.«

Futterreste locken immer wieder Tauben an

Und das tut es zur Stunde immer noch: Denn Reste des Futters sind weiterhin auf dem Boden zu finden – und locken immer wieder Tauben an. Zwar hängt ein feinmaschiges Netz an Ein- und Ausgang der Brücke. Es soll dafür sorgen, dass keine Tiere mehr unter das Bauwerk flattern. Doch die Tauben scheinen hungrig und versuchen trotzdem, sich Körner rauszupicken. Und dabei verheddert sich – just als die GEA-Reporterin vor Ort ist – eine der Taube ziemlich unglücklich im Netz. Zwar ist sofort jene Tierschützerin da, die die Aktion mit Argusaugen beobachtet. Sie beruhigt die aufgeregte Taube – doch befreien kann auch sie das Tier nicht ohne Weiteres. Das Netz ist einfach zu feinmaschig.

Verhedderte Taube mit Kabelbinderschneider befreit

Deshalb muss schließlich ein Mitarbeiter der zertifizierten Spezialfirma mit einem Kabelbinderschneider helfen. »Das war nicht die einzige Taube, die sich heute verheddert hat«, sagt die Tierschützerin. Mitglieder ihrer Initiative wollen die Vergrämung so gut wie möglich bis zum Ende beobachten. Da alle berufstätig sind, sei eine vollumfängliche Präsenz an der Brücke leider nicht möglich.

Sollte es zu keinen weiteren Sabotageakten kommen, dürfte die Vergrämungsaktion, die – wie berichtet – mit rund 80.000 Euro zu Buche schlägt, jetzt zügig ihren endgültigen Abschluss finden. (GEA)