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Tübinger OB Palmer regt sich über Streik auf: GDL wehrt sich

Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer ärgert sich über den GDL-Streik. Auf Facebook kritisiert er die Forderungen der Streikenden. Die GDL-Ortsgruppe Aue wehrt sich mit einem offenen Brief.

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hatte zu einem mehrtägigen Streik im aktuellen Tarifkonflikt mit der Deutschen
Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hatte zu einem mehrtägigen Streik im aktuellen Tarifkonflikt mit der Deutschen Bahn und anderen Unternehmen aufgerufen. Foto: Guido Kirchner/dpa
Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hatte zu einem mehrtägigen Streik im aktuellen Tarifkonflikt mit der Deutschen Bahn und anderen Unternehmen aufgerufen.
Foto: Guido Kirchner/dpa

TÜBINGEN. »Niemand braucht eine Bahn, die nicht funktioniert«, regt sich Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer über den jüngsten Streik der Gewerkschaft der Deutschen Lokomotivführer (GDL) in einem Facebookposting  mit der Überschrift »@GDL abschaffen« auf. Weiter bezeichnet er den Protest als eine Frechheit. Die Forderung der GDL um Absenkung der Wochenarbeitszeit von 38 auf 35 Stunden kann er nicht nachvollziehen. Dank der Steuerzahler würde die Bahn jährlich 20 Milliarden Euro erhalten. Pro Streiktag müsse der Steuerzahler laut Palmers Berechnung 1.500 Euro für jedes GDL-Mitglied - insgesamt sind es 40.000 - zahlen. Er wünsche sich ein Ende der »Weselsky-Spiele«, schreibt er. »Sollte der Bund es nicht hinbekommen, durch gesetzliche Einschränkungen solche Exzesse zu verhindern, dann ist es einfach besser, die Lokführer zu verbeamten, damit dieser Unfug aufhört«, ist noch auf seiner Facebookseite zu lesen.

Die Vorsitzende der Tübinger GDL-Ortsgruppe, Imke Hartwig, schreibt: »Die Äußerungen unseres Oberbürgermeisters Boris Palmer auf seiner Facebookseite, haben deutschlandweit für einige Emotionen im Kreise unserer Mitglieder gesorgt.« Ein offener Brief der Ortsgruppe Aue hat Hartwig erreicht. Verfasser dieses Briefs ist Lokführer Daniel Leistner. In seinem Schreiben stellt er klar: Lokführer und Zugbegleiter im Fahrdienst würden dafür sorgen, dass überhaupt noch Zugverkehr in diesem Land stattfinden könne. Ferner hätten die Mitarbeitende nicht die sinkende Qualität des Eisenbahnverkehrs zu verantworten. Trotzdem gebe man täglich sein Bestes, die über Jahrzehnte entstandenen Versäumnisse, möglichst erträglich auszugleichen, betont er.

Unattraktives Berufsfeld

Keiner nehme an dem Arbeitskampf teil, um den Gewerkschaftsvorsitzenden Claus Weselsky zufriedenzustellen, stattdessen gehe es den Streikenden um dringende Verbesserungen, die in ihrem Berufsfeld nötig seien. Außerdem liege die tatsächliche wöchentliche Arbeitszeit weit über die tariflich vereinbarten 39 Stunden. Grund dafür sei der große Mitarbeiterverlust. Der Schichtdienst habe viele langjährige Mitarbeiter dazu geführt, frühzeitig in Rente gehen zu wollen. Hinzu kommt noch: »Für die heutige Generation sind unsere Berufe mit unregelmäßigem Schichtdienst, Dienstbeginn und Dienstende zu jeder Uhrzeit und dies täglich wechselnd sowie 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr dermaßen unattraktiv, dass es schon jetzt kaum möglich ist, die entstehenden Lücken beim Personal zu füllen, geschweige denn aufzustocken.«

Eine Verkehrswende würde selbst bei einer Ertüchtigung der Infrastruktur am fehlenden Personal scheitern, ist Leistner überzeugt. »Private Eisenbahnunternehmen erkennen dies zunehmend und sind bereit, die Forderungen der GDL zu erfüllen. Denn nur so wird es möglich sein, mehr Personal nachzuführen. Leider fehlt beim Staatskonzern Deutsche Bahn diese Einsicht und Weitsicht weiterhin, so dass uns nur der Arbeitskampf als letztes Mittel bleibt.«

Leistner beendet sein Schreiben mit einer Bitte. Der Tübinger Stadtchef solle sich an örtlichen Streikposten besser über die Lage und die Probleme der Betriebseisenbahner informieren. (GEA)