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Aktuell Umfrage

Sollen Reutlingen und die Region Migranten aus Moria aufnehmen?

Nach dem Großbrand im überfüllten Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos sind viele Menschen obdachlos geworden.  Wie stehen die Reutlinger Bürger zur aktuellen Debatte um die Aufnahme von Moria-Bewohnern?

Zelte in Flammen
Im bereits ausgebrannten Flüchtlingslager Moria stehen Zelte in Flammen. Mehrere Brände haben das Lager fast vollständig zerstört. Foto: Socrates Baltagiannis/dpa
Im bereits ausgebrannten Flüchtlingslager Moria stehen Zelte in Flammen. Mehrere Brände haben das Lager fast vollständig zerstört. Foto: Socrates Baltagiannis/dpa

REUTLINGEN. Die Asylunterkünfte in Moria sind abgebrannt. Viele Menschen haben somit kein Dach mehr über dem Kopf. »Wenn es jetzt notwendig wäre, um zu helfen, könnte Tübingen auch 100 sofort aufnehmen. Aber nur, wenn die Hilfe diejenigen erreicht, die sie brauchen und verdienen«, schrieb Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer auf Facebook und bot somit sofortige Hilfe an. Wie auch Tübingen hat sich Reutlingen 2019 zum sogenannten »sicheren Hafen« für Geflüchtete erklärt. Das zeigt die Bereitschaft zur Aufnahme von Menschen, die im Mittelmeer in Seenot geraten sind. Doch wie stehen Passanten zur Aufnahme der nun obdachlos gewordenen Lagerbewohner von Moria? Der GEA ist in der Innenstadt unterwegs gewesen und hat einige Stimmen gesammelt. 

Umfrage (beendet)

Sollten Reutlingen, Tübingen und Rottenburg Flüchtlinge aus Moria aufnehmen?

Reutlingen, Tübingen und Rottenburg sind »sichere Häfen«. Städte, die Teil des Bündnisses sind, verpflichten sich, mehr Flüchtlinge aufzunehmen.

45%
52%
3%

Molhalm Kraibouj findet, dass den Migranten in Moria schnell geholfen werden muss: »Eine sofortige Hilfe ist sehr wichtig, weil die Menschen jetzt obdachlos sind. Es gibt zwar nicht so viele Wohnungen in der Region, aber den Leuten in Moria muss man unbedingt helfen«, sagt der 34-jährige Tübinger und nennt gleich noch einen weiteren Grund: »Griechenland geht es momentan finanziell nicht gut, deshalb muss dort geholfen werden.«

Molham Kraibouj. Foto: Frank Pieth
Molham Kraibouj.
Foto: Frank Pieth

Helmut Hannig (77), der mit seiner Frau Moni (72) auf dem Marktplatz unterwegs ist, meint: »Die Region kann nicht alle aufnehmen, aber einen Teil schon. Es gibt ja leerstehende Notunterkünfte in der Region.« Dass die Migranten auf der griechischen Insel Lesbos gerade Hilfe benötigen, kann er gut nachvollziehen. Er erzählt, wie er als 10-Jähriger aus dem ehemaligen Jugoslawien nach Reutlingen kam: »Ich weiß wie schwer es ist, als Fremder in ein neues Land zu kommen. Für uns Flüchtlingskinder war es damals auch nicht leicht.« Jetzt nennt er sich selbst einen »integrierten Schwaben«. 

Helmut und Moni Hannig. Foto: Frank Pieth
Helmut und Moni Hannig.
Foto: Frank Pieth

Klaus Faller meint, man könne Flüchtlinge aufnehmen, wenn die Kommunen dafür bereit sind. Ihn beschäftigt aber auch folgende Frage: »Inwieweit können wir auf andere europäische Länder jetzt zählen in puncto Solidarität? Davon war bisher noch nichts zu hören.« Faller meint weiter: »Die Voraussetzung darf aber nicht sein, dass wenn die anderen Länder nicht mitmachen, Deutschland dann auch nichts macht. Das geht nicht.«

Klaus Faller. Foto: Frank Pieth
Klaus Faller.
Foto: Frank Pieth

Jutta Wörner sagt: »Egal wer was macht, wir müssen jetzt was tun.« Es sind vor allem die Kinder in Moria, die ihr zu schaffen machen. »Es ist unsäglich, was da passiert«. In Griechenland sind mittlerweile die ersten Minderjährigen von der Insel Lesbos ans Festland gebracht worden. 

Jutta Wörner. Foto: Frank Pieth
Jutta Wörner.
Foto: Frank Pieth

Der 16-jähriger Schüler Paulo Besch stellt die Frage in den Raum: »Wenn die Kapazitäten vorhanden sind, warum dann nicht?«

Susanne Kollmar. Foto: Frank Pieth
Susanne Kollmar.
Foto: Frank Pieth

»Dass jemand die Menschen in Moria aufnehmen muss, ist klar«, sagt Susanne Kollmar und verweist darauf, dass es eine »gerechte Verteilung« sowie eine europäische Lösung geben muss. Sie geht im Gespräch einen Schritt weiter: »Um diese Leute hier zu integrieren, passiert zu wenig. Es muss mehr getan werden und da ist unsere Politik gefragt, um eine Lösung zu finden«, so ihre Meinung. (GEA)