REUTLINGEN. Petrus meinte es nicht gut mit den Reutlinger Laufbegeisterten. Als am Samstag der Startschuss zum 30. Reutlinger Solcom Altstadtlauf fiel, zeigte sich der deutsche Sommer wieder einmal von seiner tristen Seite. Immer wieder einsetzender Regen sorgte bei dem von der Interessengemeinschaft Laufen (IGL) Reutlingen organisierten Event für unfreiwillige Abkühlung und erschwerte das Laufen über mitunter rutschige Pflastersteine. Das tat der Stimmung bei den Läufern allerdings keinen Abbruch. 3.630 Schuhe wurden geschnürt, um in verschiedenen Kategorien über unterschiedliche Distanzen ihre Besitzer ins Ziel zu tragen. Rekord!
Die jüngsten Teilnehmer des Altstadtlaufs, die Bambinis, (Jahrgang 2017 bis 2019) eröffneten den Altstadtlauf. Teilweise in Begleitung liefen die Kinder die kurze Strecke über 700 Meter, die mitlaufenden Eltern und Betreuer konnten allerdings einen etwas tumultartigen Massenstart nicht verhindern. Nach kurzem Stau lief der Laufnachwuchs aber glücklich bis ins Ziel. Hier, vor der Kreissparkasse am Marktplatz, ging es nahtlos zur Medaillenübergabe über.
Inklusion inzwischen eine Institution
Im darauffolgenden Lauf der Schüler D (Jahrgang 2015 und 2016) ging die größte Gruppe an den Start. Mit 435 Sportlern wurde deutlich, welche Begeisterung der Laufsport bei der Jugend auslöst. Das bestätige auch Horst Jägel, Pressewart der IGL Reutlingen: »Wir haben insgesamt bei den Kindern und Jugendlichen über die vergangenen Jahre einen enormen Anstieg der Teilnehmerzahlen zu verzeichnen. Und das, obwohl wir eigentlich gar nicht wirklich Werbung für den Lauf machen. Das Event spricht sich herum.« Auch bei den weiteren Schülerläufen der Kategorien C, B und A, aufgeteilt in die Jahrgänge 2013/2014, 2011/2012 und 2009/2010 waren zusammen ebenfalls knapp 400 Jogger dabei.
Besonders stolz waren die Organisatoren auf die Power-Races. Bei diesen Rennen über eineinhalb und zweieinhalb Kilometern traten inklusive Läufer gegeneinander an. Und das schon zum 17. Mal beim Altstadtlauf. »Mich freut es sehr, dass das inklusive Laufen zur absoluten Selbstverständlichkeit geworden ist«, meinte Martin Sowa, Abteilungsleiter und Gründer der TSG Inklusiv. »Der ganze Altstadtlauf ist eine sehr harmonische Veranstaltung und dass Menschen mit Behinderung hier ohne Weiteres dabei sind, macht es nur noch schöner.«
Wasserrohrbruch führt zu Streckenänderung
Viele Beine waren beim letzten Rennen des Tages, dem Hauptlauf über fünf und zehn Kilometern unterwegs. Bei den zusammen über 650 Sportlern war eine bunte Mischung aus Läufern zu bestaunen. Einzelkämpfer mit Freude am Joggen, Freunde, die es sich beweisen wollen, Laufgruppen, die ihrem Hobby frönten. Oder die Freiwillige Feuerwehr, die sich in voller Montur abkämpfte. Aber auch sportlich Ambitionierte, wie dem späteren Sieger und Dauergast auf dem Altstadtlauf-Treppchen Lorenz Baum, der schon im vergangenen Jahr den Lauf gewonnen hatte. Groß vertreten waren zudem Gruppen aus den unterschiedlichsten Firmen. Hier war dann teilweise nicht unbedingt der sportliche Aspekt Grund zur Anmeldung, wie Christoph Jeschke, der mit seinen Kollegen der Firma Förster antrat, augenzwinkernd verriet: »Das war nur Gruppenzwang.«
Einen Zwischenfall gab es gegen Ende der Veranstaltung. Während der beiden Hauptläufe – und bei wieder einmal stark einsetzendem Regen – verhinderte ein Wasserrohrbruch in der Kanzleistraße auf Höhe des Nürtinger Hofs ein Weiterlaufen auf der abgesteckten Strecke. Das Wasser sprudelte durch die Pflastersteine auf die Straße. Feuerwehr und Polizei sperrten kurzerhand den Abschnitt, und die Läufer, die zu dieser Zeit noch unterwegs waren, wurden über die Nürtingerhofstraße umgeleitet. Glück im Unglück: So sparten sich die Erschöpften ein paar Meter zur ursprünglichen Strecke.
Die Sieger des Reutlinger Altstadtlaufs
Alle Gewinner auf einen Blick
Bambinis
alle
Schüler D
1. Platz: Noah Dalai Gerst (FES Reutlingen), 2. Platz: Moritz Metzger (TV Häslach), 3. Platz: Theo Bär (Hermann-Kurz-Schule)
Schüler C
1. Platz: Hannes Werner, 2. Platz: Jannik Stolz (FES Reutlingen), 3. Platz: Evangelos Echiadis (FES Reutlingen)
Schüler B
1. Platz: Johannes Gelse (SV Rommelsbach), 2. Platz: Julius Lämmlin (Kepi), 3. Platz: Adam Schiedt (Kepi)
Schüler A
1. Platz: Moritz Schwarzer (VfL Pfullingen), 2. Platz: Ben Schwille (TSG Münsingen), 3. Platz: Noah Fehrle (Carlo Schmid Gymnasium Tübingen)
Power-Race 1
1. Platz: Sukaynah Schwarz (Schillerschule Orschel-Hagen), 2: Platz Malak Lahmar (Schillerschule Orschel-Hagen), 3. Platz: Frida Heika (TSG Reutlingen Inklusiv)
Power-Race 2
1. Platz: Hanna Lederer (TSG Inklusiv), 2. Platz: Patrick Steimle (TSG Inklusiv), 3. Platz: Mia Lederer (TSG Inklusiv)
Hauptlauf 5 Kilometer
1. Platz: Paul Mühleck (LG Neckar-Enz), 2. Platz: Stefan Gackstatter, 3. Platz: Emanuel Hublea
Hauptlauf 10 Kilometer
1. Platz: Lorenz Baum (LAV Stadtwerke Tübingen), 2. Platz: Linus Vennemann (LG Osnabrück), 3. Platz: Piotr Plewik (MKS MOS Katowice)
Bei der abschließenden Siegerehrung ließ es sich dann OB Thomas Keck nicht nehmen, warme Worte ins verregnete Publikum und an die Organisatoren zu richten: »Vergangenes Jahr war die Veranstaltung ja schon 'top of the hill', dieses Jahr haben noch mehr Teilnehmer mitgemacht. Der Altstadtlauf bietet eine einzigartige Stimmung und verwandelt unseren Marktplatz in eine Sporttribüne.«
Und als sich dann langsam die Menschenmassen auflösten, die trotz des Wetters so lange ausharrten, zog auch Horst Jägel Bilanz: »Es gehört schon immer viel dazu, um den Stadtlauf zu stemmen. Wir beginnen mit der Organisation im März. Und es ist stressig wie immer. Am Ende zu sehen, was für eine Veranstaltung daraus entsteht, lässt einen aber Vieles vergessen.« Für Jägel, der seit 2007 in der Organisation des Stadtlaufs mitwirkt und so schon einiges miterlebt hat, gab es dieses Jahr aber zwei Nova. Zum ersten Mal brach ein Wasserrohr, und: »So ein Wetter habe ich in all den Jahren noch nie erlebt. Normalerweise ist es eher zu heiß, um zu laufen.« Die aufgebauten Stände, die während der Rennen die Läufer mit Wasser versorgen, waren dann immer wichtiger Anlaufpunkt. Dieses Jahr kam das Wasser mehr von oben. Und von unten. (GEA)