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So gefährlich sind Asiatische Hornissen für Bienen in der Region

Imker in der Region Neckar-Alb sind in großer Sorge. Denn die Asiatische Hornisse breitet sich im Land aus. Sie gilt als aggressiv und ist vor allem eine Gefahr für Bienenvölker. Experten sagen: Die Furcht der Imker vor der invasiven Art aus Asien ist berechtigt.

Mehrere Asiatische Hornissen sammeln sich am Ausgang ihres Nestes. Die invasive Art bedroht andere Insekten, vor allem die Honig
Mehrere Asiatische Hornissen sammeln sich am Ausgang ihres Nestes. Die invasive Art bedroht andere Insekten, vor allem die Honigbienen. Asiatische Hornissen sind an ihren weitgehend schwarzen Körpern und ihren gelben Beinen von europäischen Hornissen zu unterscheiden. Foto: Axel Heimken/dpa
Mehrere Asiatische Hornissen sammeln sich am Ausgang ihres Nestes. Die invasive Art bedroht andere Insekten, vor allem die Honigbienen. Asiatische Hornissen sind an ihren weitgehend schwarzen Körpern und ihren gelben Beinen von europäischen Hornissen zu unterscheiden.
Foto: Axel Heimken/dpa

REUTLINGEN. Imker im Südwesten machen sich große Sorgen um ihre Bienenvölker. Auch in Reutlingen und der Region. Denn obwohl die Asiatische Hornisse noch nicht in Reutlingen selbst gesichtet wurde, sie rückt immer näher. Aktuelle Sichtungen registrierte die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) bereits in Großbettlingen, in Vaihingen/Enz, in Stuttgart-Möhringen und in Stuttgart-Heumaden. Das heißt: In der Region ist die Tierart bereits angekommen. Experten der Landesanstalt für Bienenkunde an der Uni Hohenheim gehen davon aus, dass sich die Tiere etwa 80 Kilometer pro Jahr weiter ausbreiten. Größere Vorkommen gibt es bereits seit einiger Zeit im Rheintal, bei Karlsruhe, aber auch in der Region Pforzheim/Nordschwarzwald scheinen sie sich etabliert zu haben. Luftlinie: etwa 80 Kilometer.

Rolf Frey vom Naturschutzbund Nabu, Ortsgruppe Reutlingen, schätzt die Gefahr so ein: »Grundsätzlich sind die Asiatischen Hornissen für den Menschen nicht gefährlicher, als ihre europäischen Verwandten. Sie greifen nur an, wenn sie sich in die Enge getrieben fühlen. Menschen sollten zwei bis fünf Meter Abstand halten.« Für Bienenvölker seien sie allerdings eine deutlich größere Bedrohung, da Honigbienen zur zentralen Beute der eingeschleppten Hornissen gehören.

Ein ganz schöner Brocken! Schädlingsbekämpfer halten nach einer Bergung ein Nest von Aisiatischen Hornissen in den Händen.
Ein ganz schöner Brocken! Schädlingsbekämpfer halten nach einer Bergung ein Nest von Aisiatischen Hornissen in den Händen. Foto: Gerhard Rietschel/Stadt Mannheim/dpa
Ein ganz schöner Brocken! Schädlingsbekämpfer halten nach einer Bergung ein Nest von Aisiatischen Hornissen in den Händen.
Foto: Gerhard Rietschel/Stadt Mannheim/dpa

Rolf Frey weiß: »Die Honigbienen sind für sie ein beständiger Proteinlieferant. Denn die Bienen sind nahezu das gesamte Jahr für die Hornissen verfügbar und nicht wie andere wildlebende Beutetiere vom Insektensterben betroffen.« Wenn die Öffnungen der Imker-Bienenstöcke groß genug für die Asiatische Hornissen sind, könnten sie eindringen und ganze Völker vernichten: »Das trifft die Bienenvölker vor allem im Herbst hart, weil sie in dieser späten Phase des Jahres schlicht nicht mehr genügend Nachwuchs produzieren, um die Verluste auszugleichen. Das Bienenvolk geht zugrunde.« Was das für Imker bedeuten kann, zeigen Erfahrungen aus Frankreich. Laut den Bienenkundlern der Uni in Stuttgart-Hohenheim ist es in Frankreich schon zu starken Verlusten von Bienenvölkern gekommen. Demnach gingen 30 bis 80 Prozent der Bienenstöcke durch Angriffe der Asiatischen Hornissen verloren. Der Honigertrag sank dort entsprechend.

Seit einem Jahr besteht eine Meldepflicht

Die Asiatische Hornisse ist vermutlich durch Schiffsverkehr aus chinesischen Provinzen eingeschleppt worden. Im Jahr 2004 wurde ein erstes Nest in Südfrankreich entdeckt. Seither hat sich die Art massiv ausgebreitet. Seit dem Jahr 2017 gilt Frankreich als komplett von ihr besiedelt. Seit 2014 breitet sie sich immer weiter in Baden-Württemberg aus.

Weil die Asiatische Hornisse zu den invasiven Arten gehört, besteht für sie seit einem Jahr eine Meldepflicht in Baden-Württemberg. Das bedeutet, wer Tiere oder gar ganze Nester entdeckt, muss das der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) melden. Dazu hat die Behörde eine Meldeplattform im Internet eingerichtet. Hier können Sichtungen schnell eingetragen und auch Fotos hochgeladen werden. Auf der Internetseite der LUBW gibt es außerdem eine interaktive Karte, auf der alle Orte eingetragen sind, wo Asiatische Hornissen und deren Nester entdeckt wurden.

Asiatische Hornissen sind leicht an ihren gelben Beinen zu erkennen

Das Problem dabei ist allerdings: Die eingeschleppte Art wird oft mit den heimischen Hornissen verwechselt. »Die Hälfte der Meldungen sind Fehlmeldungen«, sagt Sabine Holmgeirsson vom Nabu Baden-Württemberg. Doch selbst für Laien seien die beiden Arten schnell und einfach zu unterscheiden, wenn man weiß, wie: »Schauen Sie der Hornisse auf die Füße. Sind sie dunkel, ist es die heimische Art«, so Holmgeirsson. Die invasive Art falle dagegen durch gelbe Beine und einen weitgehend dunklen bis schwarzen Körper auf. Auch seien die Tiere etwas kleiner als die heimischen Hornissen.

Die Asiatische Hornisse lässt sich leicht von der Europäischen Hornisse unterscheiden: Sie hat gelbe Beine und einen weitgehend
Die Asiatische Hornisse (links) lässt sich leicht von der Europäischen Hornisse (rechts) unterscheiden: Sie hat gelbe Beine und einen weitgehend dunklen bis schwarzen Körper. Sie ist auch etwas kleiner. Foto: Nabu Baden-Württemberg
Die Asiatische Hornisse (links) lässt sich leicht von der Europäischen Hornisse (rechts) unterscheiden: Sie hat gelbe Beine und einen weitgehend dunklen bis schwarzen Körper. Sie ist auch etwas kleiner.
Foto: Nabu Baden-Württemberg

Wer ein Nest der Asiatischen Hornisse entdeckt, sollte sich auf keinen Fall selbst daran machen, es irgendwie zu entfernen, oder die Tiere mit irgendeinem Insektengift zu bekämpfen. Laut den Fachleuten des Hohenheimer Bienenkunde-Instituts gibt es noch kein zugelassenes Mittel gegen Asiatische Hornissen und sie gehen davon aus, dass es schlicht nicht möglich ist, Gift ins Hornissennest zu jagen, um damit das gesamte Volk zu vernichten. Der Versuch könnte sogar gefährlich werden, denn: »Die Tiere verteidigen massiv ihr Nest«, so die Experten.

Rasante Ausbreitung im Land erwartet

Sie empfehlen stattdessen, sich professionelle Hilfe zu holen: »Unterstützung durch eine Feuerwehr ist möglich, muss angefragt werden, da es nicht zu den Pflichtaufgaben gehört.« Rolf Frey vom Nabu Reutlingen empfiehlt, die untere Naturschutzbehörde zu informieren. Die ist beim jeweiligen Landratsamt angesiedelt. Dort gibt es weiterführende Hilfe.

Alle Experten rechnen damit, dass sich die Asiatische Hornisse früher oder später im gesamten Baden-Württemberg ausbreitet. Nach Angaben des Umweltministeriums in Stuttgart die Zahl der Nester im Vergleich zum Vorjahr mit 550 nahezu verzwanzigfacht. Der badische Imkerverband rechnet damit, dass in diesem Jahr bis zu 1.000 Nester entdeckt werden. (GEA)

So kann jeder Lockstoff für Hornissen-Königinnen selbst herstellen

Die Hohenheimer Bienenexperten empfehlen zudem im Frühjahr spezielle Locktöpfe aufzustellen, um junge Königinnen der Asiatischen Hornisse anzulocken, zu vernichten und somit den Bau von neuen Nestern zu verhindern. So heißt es auf der Internetseite: »Einen Locktopf herstellen ist einfach: Schraubglas, Loch in den Deckel, Docht aus gefaltetem Küchentuch oder Leinen durch das Loch ziehen, er sollte bis auf den Boden reichen.« Den Lockstoff könne zudem jeder selbst herstellen: »1/3 Bier, 1/3 lieblichen Wein, 1/3 Himbeersirup oder Ähnliches.« (rr)