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So bereitet sich Reutlingen auf die Wahlen vor

Bis zur Europa- und Kommunalwahl sind es nicht mal mehr 50 Tage. Die Stadtverwaltung hat mit den ersten Vorbereitungen bereits vor einem Jahr begonnen. Jetzt geht’s in die ganz heiße Phase.

Die Wahlvorbeitungen laufen auf Hochtouren: Philipp Riethmüller, Steffen Letzkus, Mathis Willen und Alexander Wendling organisie
Die Wahlvorbeitungen laufen auf Hochtouren: Philipp Riethmüller, Steffen Letzkus, Mathis Willen und Alexander Wendling organisieren den Wahltag. Foto: awe
Die Wahlvorbeitungen laufen auf Hochtouren: Philipp Riethmüller, Steffen Letzkus, Mathis Willen und Alexander Wendling organisieren den Wahltag.
Foto: awe

REUTLINGEN. Ab Montag bekommen alle wahlberechtigten Bürger in Reutlingen Post von der Stadt: Innerhalb der nächsten zwei Wochen werden insgesamt 90.000 Wahlbenachrichtigungen für die Europa- und Kommunalwahlen am 9. Juni versandt. Eine Wahl ist eine organisatorische und logistische Herkulesaufgabe – davon können die städtischen Mitarbeiter ein Lied singen. Für die Abwicklung der Wahl und der kompletten Vorbereitungen sind in Reutlingen Hauptamtsleiter Philipp Riethmüller, sowie Steffen Letzkus, Alexander Wendling und Mathis Willen zuständig. »Wir sind im Moment fast nur noch damit beschäftigt«, berichten sie.

Im Juli 2023 haben sie bereits mit den ersten Vorbereitungen für diesen Tag begonnen – mit der Bildung der Wahlbezirke. Diese wurden leicht verändert und angepasst. Im Vergleich zur Bundes- und Landtagswahl wurden die Urnenwahlbezirke von 51 im Jahr 2021 auf nun 62 aufgestockt. Die Briefwahlbezirke wurden um sechs auf 31 reduziert.

Wahllokale überprüft

2021 lag mitten in der Corona-Pandemie, damals haben extrem viele Menschen per Brief gewählt. Auch für dieses Jahr rechnet man mit einem guten Zuspruch zur Briefwahl, aber es werden auch wieder mehr Menschen das Wahllokal aufsuchen, so die Einschätzung des Wahlteams. Alle Wahllokale wurden im Vorfeld daraufhin angeschaut, ob sie barrierearm sind und man mit Rollstuhl oder Rollator reinkommt. In allen Bezirksgemeinden gibt es mindestens ein Wahllokal, in den größeren mehrere.

Von Oktober bis März wurden dann die Wahlvorstände bestellt: 92 sind es insgesamt, jeder besteht aus jeweils zwei Vorstehern und sechs Beisitzern. Sie werden am Wahltag in den Wahllokalen danach schauen, dass die Wahlen korrekt ablaufen, dafür werden sie vorher geschult. Weitere Aufgaben, die bereits Monate vor der Wahl erledigt werden müssen, sind beispielsweise das Bestellen von Umschlägen und Wahlzetteln, aber auch die Bildung des Gemeindewahlausschusses – das zentrale Organ für die Kommunalwahlen. Er stellt nach der Wahl das Ergebnis fest.

1.000 Wahlhelfer im Einsatz

Besonders der Wahltag ist eine Herausforderung. »Dafür brauchen wir sehr viel Personal«, sagt Riethmüller, denn in jedem Wahllokal wird in zwei Schichten gearbeitet, die Wahlzeit geht von 8 bis 18 Uhr. Nach der Wahl geht es dann an die Auszählung der Stimmen. Alles in allem werden rund 1.000 Ehrenamtliche für die Wahl im Einsatz sein, die meisten am Sonntag. »Wir konnten wieder alles auf rein freiwilliger Basis voll besetzen«, zeigt sich das Team stolz. Die Kollegen aus der Verwaltung packen großteils mit an, aber auch aus der Stadtbevölkerung haben sich wieder zahlreiche Freiwillige gemeldet. Gerade das Ermitteln der Ergebnisse der Kommunalwahlen ist nämlich eine langwierige Angelegenheit, die noch bis Montag und Dienstag andauern wird. Darum ist das Rathaus für andere Aufgaben an diesen beiden Tagen auch geschlossen.

Die Wahlen für den Gemeinderat und die Bezirksgemeinderäte sind kompliziert – die Wähler dürfen kumulieren, also bis zu drei Stimmen für eine Person anhäufen oder panaschieren, also die Stimmen auf mehrere Listen verteilen. Manchmal gibt es gar keine Wahlvorschläge, sondern man schreibt die Kandidaten selbst auf die Liste, allerdings muss dies so geschehen, dass die Person eindeutig zuzuordnen ist – ansonsten ist der Wahlzettel ungültig.

Die Hälfte wählt per Brief

Damit dieses Prozedere für den Wähler einfacher wird, werden die Stimmzettel und die zugehörigen Merkblätter vorher an alle Wahlberechtigten verschickt: In Reutlingen wird dies ab dem 6. Mai gemacht. So kann man Zuhause in aller Ruhe überlegen, wem man wie viele Stimmen gibt und den Zettel ausfüllen. Eine Woche später beginnt dann der Versand der Briefwahlunterlagen, die man vorab beantragen muss. Rund die Hälfte der Stimmen wird per Brief abgegeben, schätzen die Verwaltungsmitarbeiter: darunter sind Wähler, die im Ausland leben, von China bis Amerika sei alles dabei, erzählen sie. Aber auch Menschen, die am Wahltag verreist sind oder nicht ins Wahllokal wollen, können so bequem ihre Stimme abgeben.

Neu ist in diesem Jahr, dass es eine Broschüre in »leichter Sprache« gibt, die Menschen mit Behinderung oder mit geringen Deutschkenntnissen das Wählen erleichtern soll. »Wir erklären darin auf 16 Seiten, wie man wählt«, sagt der Behindertenbeauftragte Michael Embery. Zudem bietet die Stadt Fahrdienste an für Menschen, die sonst nicht ins Wahllokal kommen.

So gut vorbereitet, kann fast nichts mehr schiefgehen, und der Wahltag kann kommen. Nun hoffen die Mitarbeiter der Verwaltung vor allem darauf, dass möglichst viele Menschen zur Wahl gehen. Alle Infos zur Wahl hat die Stadtverwaltung auch auf ihre Homepage gepackt. (GEA)
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