REUTLINGEN-SICKENHAUSEN. Nur noch ein einsamer Kopierer steht im ehemaligen Lehrerzimmer. Weiße Wände, weiße Decken, grauer Boden: Leergeräumt haben die Container fast etwas Steriles an sich. Nicht mehr viel erinnert daran, dass hier bis zum Schuljahresende noch rund 90 Kinder unterrichtet wurden. Seit knapp zweieinhalb Jahren fand der Unterricht für die Sickenhäuer Grundschüler in den Behelfszimmern am Rand des Schulgeländes statt. Wenn auch das Wort Container und der triste Anblick von außen eigentlich ein falsches Bild vermitteln. Die Räume seien klimatisiert gewesen, sauber, groß - »das war top«, sagt Dr. Cathrin Klingeberg, zweite Vorsitzendes des Schul-Fördervereins und seit der Kommunalwahl auch Bezirksgemeinderätin. Gemeinsam mit Noch-Bezirksbürgermeister Frank Zeeb führt sie die GEA-Reporterin durch die Container und die frisch sanierte Schule. Beide Sickenhäuser sind froh, dass das Groß-Projekt fast beendet ist.

Rund 8,28 Millionen Euro haben Sanierung und Erweiterung der Friedrich-Silcher-Schule im Südosten des Dorfes gekostet. Nach Asbest- und Formaldehydfunden hatte am Projekt kein Weg vorbei geführt. Um insgesamt 476 Quadratmeter wurde die in den 1960er-Jahren gebaute Schule nun vergrößert, zudem sieht sie optisch wie neu aus. Statt vier gibt's nun sechs Klassenzimmer. Wenn die Bevölkerung wächst, kann es also in Zukunft auch zwei zweizügige Klassen geben. Außerdem hat die Ganztagesbetreuung einen größeren Anbau bekommen.
Anfangs waren auch Abriss und Neubau diskutiert worden. Schultes Zeeb sagt aber: »Das wäre länger gegangen«, da man viele Genehmigungsverfahren wieder hätte durchlaufen müssen. Er ist zufrieden mit dem Sanierungsprozess. Nur ein halbes Jahr sei man hinter dem Zeitplan. Zeeb und Klingeberg sind begeistert von den neuen Räumen der Ganztagesbetreuung. Helle Möbel, helle Wände, große Fenster: Alles wirkt freundlich und einladend. Mitarbeiterinnen sind hier gerade am Ein- und Umräumen, hängen schon erste Deko-Elemente auf. Der Umzug zurück ins alte neue Gebäude, der kurz vor den Ferien begonnen hat, ist in der Endphase.
Große Nachfrage nach Betreuung
Fast alle Grundschulkinder in Sickenhausen nehmen aktuell das erste Betreuungsmodul bis 12.50 Uhr in Anspruch, berichtet Cathrin Klingeberg. Der Förderverein organisiert die Betreuung komplett, elf Kräfte sind hierfür angestellt, plus ab und zu auch FSJ'ler. 30 bis 40 Grundschulkinder bleiben auch zum Mittagessen und zur Hausaufgabenbetreuung.

Das Mittagessen muss nun nicht mehr in der Turnhalle nebenan serviert werden - wie noch während der Sanierung. Heißt auch: In der Festhalle des Dorfes können endlich wieder Hochzeiten und andere Feste gefeiert werden.
Die kleinen Stühle stehen in den frisch gerichteten Klassenzimmern schon parat, auch Farbkästen, Bücher und andere Schul-Utensilien wurden bereits säuberlich eingeräumt. »Da die Schule in den 1960er-Jahren gebaut wurde, sind die Räume noch vergleichsweise groß«, sagt Schultes Zeeb. Das wäre heute nicht mehr so möglich. Er selbst hat hier schon die Schulbank gedrückt.
Neu: ein Aufzug für die Barrierefreiheit. Auch der Schulhof wird aktuell noch aufgehübscht, er bekommt in den verbliebenen Ferienwochen einen neuen Pflasterbelag. Der Förderverein finanziert für die Kernzeit-Kinder ein neues Spielgerät, berichtet Cathrin Klingeberg: einen »Niederseilgarten«. Ihre Tante war lange Zeit Chefin der Kernzeitbetreuung. Nun ist sie im Ruhestand - und Klingeberg, selbst Mutter von zwei Söhnen im Grundschulalter, engagiert sich weiter für die kleine Dorf-Schule, die laut Zeeb »einen sehr guten Ruf hat«.
Wunsch nach zusätzlichem Notausgang
Die Schulverwaltung ist nun ins Erdgeschoss umgezogen. Auf dem Empfangstresen im Sekretariat steht ein Schild mit dem bunten Schriftzug »4. Klasse«. Nebenan der Veranstaltungsraum, in dem schon der Blumenbogen für die zukünftigen Erstklässler bereit steht. Ja, es gibt eigentlich nichts zu meckern für Frank Zeeb und Cathrin Klingeberg an diesem heißen Sommerferien-Tag.
Die Dorfschule erstrahlt in neuem Glanz. Absolut keine Selbstverständlichkeit, wenn man auf die klamme Stadtkasse blickt. Nur einen Wunsch will Zeeb dann doch noch loswerden: Die Festhalle benötige dringen einen zusätzlichen Notausgang. Er wird nicht müde, das immer wieder zu fordern. »Dann könnten wir bei zukünftigen Veranstaltungen deutlich mehr Besucher in unserer Halle begrüßen.« (GEA)