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Aktuell Lokaltermin

Rommelsbach wird von Tauben geplagt

Beim GEA-Lokaltermin in Rommelsbach wurden von Bürgern unlängst Wünsche formuliert und Probleme angesprochen. Was Bezirksbürgermeisterin Gabriele Gaiser dazu sagt.

Menschenleer, aber taubenvoll: Die »Ratten der Lüfte« haben den Platz am Laufbrunnen und die umliegenden Häuser für sich als Hei
Menschenleer, aber taubenvoll: Die »Ratten der Lüfte« haben den Platz am Laufbrunnen und die umliegenden Häuser für sich als Heimstatt entdeckt. Das macht Probleme. Foto: Privat
Menschenleer, aber taubenvoll: Die »Ratten der Lüfte« haben den Platz am Laufbrunnen und die umliegenden Häuser für sich als Heimstatt entdeckt. Das macht Probleme. Foto: Privat

REUTLINGEN-ROMMELSBACH. Reichlich Lob und ein bisschen konstruktive Kritik: Beim Lokaltermin in Rommelsbach deutete nahezu alles darauf hin, dass die Bewohner der drittgrößten Reutlinger Bezirksgemeinde mit der Lebensqualität im Flecken zufrieden sind – nicht rundum, aber doch in sehr hohem Maße. Und wäre der Platz am Laufbrunnen belebter, gebe es hier oder in unmittelbarer Nachbarschaft ein Café, womöglich sogar ein gutbürgerliches Speiselokal, wäre das Radwegenetz weniger lückenhaft und die Taubenplage behoben, dann – tja, dann hätte Rommelsbach vieles, was eine Insel der Glückseligen ausmacht.

Ein Resümee, das Bezirksbürgermeisterin Gabriele Gaiser freut. »Schön«, sagt sie beim Nachtreffen zur GEA-Stippvisite, sei es »zu hören, dass sich die Menschen wohlfühlen.« Mehr noch: dass sie es wertschätzen, Teil einer infrastrukturell solide ausgestatteten Gemeinde zu sein – auch wenn diese vereinzelte Optimierungsbedarfe kennt.

Tristesse fast von Anfang an

Und zwar durchweg solche, die man als »alte Bekannte« bezeichnen darf. Beschäftigen sie das kommunalpolitische Rommelsbach doch schon seit Jahr(zehnt)en. Etwa der Platz am Laufbrunnen, der mit Schließung seines Lebensmittelladens anno 2009 in eine Art Dornröschenschlaf gefallen ist. Allerdings in keinen märchenhaften.

Angebahnt hatte sich die Tristesse übrigens schon im Geburtsjahr der »Neuen Mitte«, also 2001. Denn von Anbeginn verfügte das kleine Geschäfts- und Dienstleistungszentrum beim Platz am Laufbrunnen über zu wenig öffentlichen Parkraum: ein Handicap für jeden SB-Markt, der darauf angewiesen ist, dass Kunden nicht bloß eine Milchtüte kaufen, sondern den Kofferraum befüllen.

Vollends öde wurde es dann mit Schließung der Bäckerei-Filiale und der an den Buchladen Rappertshofen angegliederten Post-Agentur. Beide waren sie Frequenzbringer, beide haben die »Mitte« belebt. Und nachgewachsen ist seither nichts Vergleichbares; nichts, was Publikum anlocken und gleichzeitig zum gemütlichen Verweilen einladen würde.

Immobilienkomplex in privater Hand

Ein Café, eine Eisdiele oder ein Speiselokal, wie von den Bürgern erwünscht, ja, geradezu herbeigesehnt – auch die Ortsvorsteherin würde ein solches Gastro-Angebot willkommen heißen. Jedoch: »Weil sich der Immobilienkomplex in privater Hand befindet, können Bezirksgemeinderat und Stadt diesbezüglich nichts ausrichten. Wir haben dazu keine Legitimation, haben kein Mitspracherecht.« Mal ganz davon abgesehen, dass derzeit samt und sonders alle Räumlichkeiten rings des Laufbrunnen-Platzes vermietet sind. »Deshalb kann sich hier im Augenblick gar keine Gastronomie ansiedeln.«

Es sei denn, eine aus den Reihen des Ortschaftsrats formulierte Idee würde doch noch Wirklichkeit werden: ein von der Volkshochschule betriebenes und an die Bibliothekszweigstelle angedocktes Café mit Außenbewirtschaftung. »In dieser Angelegenheit«, so Gaiser, »wurden sogar schon Gespräche geführt« – mit VHS-Chef Dr. Ulrich Bausch, der sich besagten Café-Betrieb prinzipiell vorstellen kann. Allein: Die Umsetzung scheitert momentan am schnöden Mammon. »Das ist nicht finanzierbar. Es fehlt leider am nötigen Geld für eine solche Investition.« Und fehlt es auch an Alternativen?

»Vesperdösle« als ideale Alternative

Jein. Gabriele Gaiser könnte sich als Plan B nämlich das »Vesperdösle« beim Pflegeheim im historischen Rommelsbacher Ortskern vorstellen. Dortselbst Kaffee und Kuchen – im Sommer unter Schatten spendenden Bäumen – zu genießen: Aus Gaisers Sicht wär’s ideal. Und womöglich hätte sich an Ort und Stelle bereits Positives entwickelt, wenn die Corona-Pandemie dem »Vesperdösle« keinen Fehlstart beschert hätte.

Hat sie aber. Und zwar ziemlich nachhaltig: Das Café ist auch nach Aufhebung aller Kontaktbeschränkungen nicht in Schwung gekommen, hat inzwischen nur noch sonntags geöffnet und wird ausschließlich von Pflegeheimbewohnern und deren Angehörigen frequentiert. Was überaus schade sei.

Hoffen auf Planungsrate für Radwege

Nicht nur schade, sondern vor allem gefährlich: dass die Kniebisstraße alles andere als radfahrerfreundlich daherkommt. Hoch riskant, hieß es beim GEA-Lokaltermin, sei es, an ihren Rändern entlang zu strampeln. Ein durchgehender Radweg zwischen Rommelsbach und Altenburg mit Anschluss an den Neckartalradweg müsse her oder zumindest ein Schutzstreifen. Dazu die Bezirksbürgermeisterin: »Da sind wir dran.« Und zwar nicht erst seit gestern.

Zum wiederholten Mal, so Gabriele Gaiser, hat der Ortschaftsrat Haushaltsmittel für den Radwegeausbau beantragt. Ob dieser Wunsch beim Reutlinger Stadtparlament Gehör finden und Einzug in den Doppel-Etat 2024/25 halten wird, lässt sich indes Stand heute kaum abschätzen. Denn noch laufen die Beratungen, ist vieles im Fluss. »Wir erhoffen uns aber wenigstens eine Planungsrate«, erklärt Gaiser. »Das wäre immerhin eine Perspektive.«

Von Abwehr-Spikes völlig unbeeindruckt

Eine solche wünschen sich auch all jene Rommelsbacher, deren Häuser von Taubenschwärmen heimgesucht und verkotet werden. Zur Plage, heißt es, hätte sich das massenhafte Auftreten der Vögel mittlerweile ausgewachsen. Weshalb einige Rommelsbacher schon mit Abwehr-Spikes und Ultraschalgeräten zur Selbsthilfe geschritten seien. Allerdings erfolglos. Zeigen sich die Tauben von derlei Vergrämungsmethoden doch unbeeindruckt.

Ob vor diesem Hintergrund vielleicht ein Taubenhaus zweckdienlich wäre? »Daran haben wir natürlich auch schon gedacht«, sagt Gabriele Gaiser. Allerdings: Fertige Häuser kosten um die 50 000 Euro. »Dafür ist kein Geld da.« Und selbst wenn die Rommelsbacher Männerwerkstatt ehrenamtlich zur Tat schritte und die Materialkosten mit Mitteln aus dem Grünflächenbudget beglichen würden – es bliebe die Frage nach der Betreuung. Denn Taubenhäuser wollen kontinuierlich gehegt und gepflegt werden: von der Fütterung, über den zeitnahen Austausch gelegter Eier durch Attrappen bis hin zur Reinigung.

Wenn all diese Maßnahmen ausbleiben, bleiben auch die gefiederten Bewohner aus. So zu erleben in Orschel-Hagen, wo ein zunächst funktionierendes Tauben-Domizil seit geraumer Zeit verwaist dasteht: weil sich partout keine Nachfolge für dessen ehemaligen Kümmerer gefunden hat. (GEA)