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Aktuell Spendenaktion

Riesige Solidaritätswelle nach tragischem Tod von 29-jährigem Reutlinger

Für die Familie des am 16. Januar verstorbenen Toni Gert aus Ohmenhausen starteten seine Freunde und Bekannten vom TSV Oferdingen eine Online-Spendenaktion. In kürzester Zeit kamen mithilfe etlicher Fußballvereine aus der Region mehr als 38.000 Euro für die hinterbliebene Familie zusammen.

War nach einem schweren Autounfall bereits auf dem Weg der Besserung: Toni Gert. Foto: privat
War nach einem schweren Autounfall bereits auf dem Weg der Besserung: Toni Gert.
Foto: privat

REUTLINGEN-OFERDINGEN. Für eine unglaubliche Welle der Solidarität hat eine Spendenaktion für den am 16. Januar verstorbenen Toni Gert aus Ohmenhausen gesorgt. Der Fußball-Verein des 29-Jährigen, der TSV Oferdingen, startete im Internet einen Spendenaufruf für den ehemaligen Spieler und Betreuer der Mannschaft, um seine Angehörigen zu unterstützen. Die Resonanz in den sozialen Medien war überwältigend: Tausendfach wurde der Spendenaufruf geteilt. Die Anteilnahme war selbst unter rivalisierenden Vereinen riesig. In wenigen Tagen kamen mehr als 38.000 Euro zusammen. Über 1.700 Leute überwiesen Geld. Am Ende hätten es sogar noch mehr sein können. Das Spendenlimit war bereits nach wenigen Stunden erreicht.

In der Silvesternacht war Toni mit seiner Frau und seinem drei Monate alten Sohn im Auto unterwegs. In Betzingen kam es zum folgenschweren Unfall. Die Anhängerkupplung eines entgegenkommenden Wagens löste sich, der schwer beladene Anhänger krachte in den Wagen der kleinen Familie. Die Wucht des Aufpralls war so groß, »dass der Wagen in den angrenzenden Garten geschleudert wurde«, erzählt der beste Freund des Verstorbenen, Heiko Obersat. Toni, der auf der Rückbank mit seinem Sohn saß, wurde eingeklemmt und schwer verletzt. Frau und Kind kamen ohne große Verletzungen davon. Mit einem gebrochenen Halswirbel und einer gelähmten rechten Körperhälfte kam er auf die Intensivstation. Sein Zustand verbesserte sich von Tag zu Tag: »Toni hat sich zurückgekämpft«, erzählt Heiko Obersat. »Er war schon immer ein Kämpfer.«

»Ich habe wenige Stunden vor seinem Tod noch mit ihm gesprochen und gesagt, dass ich morgen vorbeikomme«

Nach einigen Tagen ging es auf die Normalstation. Der Reha-Platz für den 29-Jährigen war bereits gefunden. Auf dem Krankenhausgang machte Toni erste Gehversuche mit Gehhilfe. Doch drei Tage vor dem Antritt seiner Reha brach er auf dem Weg ins Bad zusammen und verstarb völlig überraschend. »Ich habe wenige Stunden vor seinem Tod noch mit ihm gesprochen und gesagt, dass ich morgen vorbeikomme«, erzählt Obersat. »Nach meiner Spätschicht habe ich Toni noch eine Whatsapp-Nachricht geschrieben und gefragt, wann ich morgen kommen soll«, berichtet der Fußballer des TSV Oferdingen gerührt. »Aber es kam keine Antwort mehr.«

Toni Gert (hinten links) war immer ein Teil des TSV Oferdingen, auch wenn er seit Jahren nicht mehr aktiv spielte. Foto: privat
Toni Gert (hinten links) war immer ein Teil des TSV Oferdingen, auch wenn er seit Jahren nicht mehr aktiv spielte.
Foto: privat

»Die ersten beiden Tage danach waren für alle besonders schwierig«, erzählt Heiko Obersat. Gemeinsam überlegten sich die Freunde, wie der Familie am besten geholfen werden könnte. Eine zurückliegende Spendenaktion der SG Reutlingen vor zwei Jahren brachte sie auf die Idee, etwas Ähnliches zu starten. »Uns war klar, dass jeder Cent hilft«, so der beste Freund des Verstorbenen. Schnell wurde eine Online-Spendenaktion im Einverständnis mit den Angehörigen erstellt. »Uns war besonders wichtig, dass der ganze Erlös der Familie zugutekommt«, sagt Obersat. Am vergangenen Donnerstag ging die Aktion online und wurde über die Facebook- und Instagram-Kanäle des TSV Oferdingen geteilt.

»Die Solidarität ist wirklich unbeschreiblich«

Was folgte, konnte keiner glauben: Nachdem die Aktion um 18 Uhr online ging, war bereits kurz nach 22 Uhr das Spendenlimit von 20.000 Euro erreicht. »Es hat so viele Reaktionen gegeben, dass mein Handy in den ersten Stunden nach der Veröffentlichung nicht mehr in den Standby-Modus gegangen ist«, erzählt der Initiator. »Die Solidarität der Menschen ist wirklich unbeschreiblich.«

Besonders groß war die Unterstützung durch Fußballvereine in der Region: »Es hat wirklich fast jeder einzelne Verein Anteil genommen und gespendet«, sagt Obersat. Fleißig wurde der Aufruf über die sozialen Medien geteilt, sodass plötzlich auch Vereine in den Spendenlisten standen, »deren Namen wir nicht mal kannten, weil sie nicht von hier sind«, berichtet er. »Auch Spieler von Clubs, mit denen man sich auf dem Platz weniger versteht und hitzige Duelle liefert, haben gespendet und uns gefragt, wie sonst noch geholfen werden kann: Es war wirklich der Wahnsinn. Man hat gesehen, wie eng in solchen schlimmen Situationen alle zusammenrücken.«

Gerechnet hatten Tonis Freunde mit so großem Zuspruch nicht. Vereinzelt spendeten sogar Menschen aus dem Ausland, die über Facebook und Instagram von der Aktion erfahren hatten. Auch nach dem Ende der Aktion erreichten die Initiatoren zahlreiche Nachrichten von Menschen, die die Familie unterstützen wollten.

Familie hat in schwierigen Zeiten eine Sorge weniger

So wurde eine zweite Spendenaktion ins Leben gerufen. Erneut war die Anteilnahme so groß, dass das Spendenlimit schnell erreicht war. »Mit so viel Geld hätten wir niemals gerechnet«, sagt Obersat. Insgesamt kamen nach Abzügen für die Plattformbetreiber über 38.000 Euro zusammen. Zugute kommt das Geld der Frau und dem Sohn des Verstorbenen. Neben den Kosten für die Beerdigung, »sollen die beiden wenigstens ein kleines Polster haben«, sagt Heiko Obersat. In diesen schweren Zeiten habe die Familie so wenigstens eine Sorge weniger.

Nachdem Spenden aufgrund des erreichten Limits der zweiten Aktion erneut nicht mehr möglich waren, boten Fußballvereine aus der Region trotzdem weiter finanzielle Unterstützung und Hilfe für Tonis Familie an. »Wir haben Nachrichten von Vereinen erhalten, in denen uns angeboten wurde, die Zuschauer-Einnahmen zusätzlich zu spenden«, sagt Obersat. Eine tolle Geste, wie er betont. Eine dritte Spendenaktion soll es aber nicht geben. »Es ist wichtig, dass nach dem schweren Schicksalsschlag jetzt auch mal Ruhe einkehrt«, erklärt Obersat.

Familie überwältigt von Hilfsbereitschaft

Überwältigt sind Familie und Freunde über die Hilfe: »Sie wissen gar nicht, wie sie sich bedanken sollen«, sagt sein bester Freund. Eines aber ist trotz der tollen Spendenaktion klar: Vermissen werden sie ihn alle, den Toni. Auch wenn Toni bereits seit Jahren nicht mehr aktiv für den TSV Oferdingen spielte, war er doch immer da, gedenkt ihm Heiko Obersat. Beim Aufbau des Imbisses, hinter dem Grill, beim Streuen des Fußballplatzes, als Betreuer oder als Ordner. »Er war einfach immer hilfsbereit und ein herzensguter Mensch, der alles für seine Familie und Freunde getan hat.« (GEA)