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Rieger-Orgel wird runderneuert

Die »Königin« in der Marienkirche soll renoviert und ausgebaut werden. Benefiz-Konzert erklingt am 22. April.

Die große Rieger-Orgel in der Marienkirche wird demnächst generalsaniert und ausgebaut. FOTOS: NIETHAMMER
Die große Rieger-Orgel in der Marienkirche. FOTO: NIETHAMMER
Die große Rieger-Orgel in der Marienkirche. FOTO: NIETHAMMER

REUTLINGEN. Die »Königin« ist mehr als nur ein bisschen verstimmt. Sie ist in die Jahre gekommen. Und wie sich das für betagtere Majestäten gehört, sollte sie mit Blick auf ihre diversen Zipperlein dringend einen kostspieligen Kurlaub antreten. Was sie, wie jetzt beim Pressegespräch zur bevorstehenden Generalüberholung der großen Marienkirchen-Orgel zu hören, demnächst auch tun wird.

1988 vom Vorarlberger Unternehmen Rieger ins bestehende Holzgehäuse auf der Marienkirchen-Empore eingebaut, hat sich das Instrument binnen der zurückliegenden drei Dekaden als solchermaßen störungsresistent erwiesen, dass es – von kleineren Flickarbeiten einmal abgesehen – bis dato keiner Sanierung bedurfte. Zwar hatten Experten die Orgel vor etwa zehn Jahren schon einmal eingehend unter die Lupe genommen. Da es bei dieser Überprüfung indes zu keinen nennenswerten Beanstandungen kam, blieb’s beim bloßen Check.

Gravierender Verschleiß

Inzwischen macht sich jedoch gravierender Verschleiß bemerkbar. Bezirkskantor Torsten Wille spricht von mechanischen Mängeln, die dringend behoben werden müssen, und davon, dass der Spieltisch modernisiert werden sollte. Etwa in puncto elektronischer Speicherungsfähigkeit. Außerdem wäre es nach Einschätzung des 46-jährigen Organisten wünschenswert, die Luftzirkulation innerhalb des Instruments zu optimieren sowie sein Klangspektrum zu erweitern.

Mit ihren 53 Registern, so Wille, sei die Rieger-Orgel für den Sakralraum der Marienkirche eigentlich etwas schwachbrüstig ausgelegt und rangiere mithin an der »unteren Grenze«. »Ein paar mehr solistische Farben« und vor allem eine Verbesserung des »leisen Bereichs« würden der »Königin« – übrigens ein in symphonischem Stil konzipiertes Instrument – zu einem noch gefälligeren Timbre verhelfen. Was keineswegs heißen soll, dass die Orgel in ihrem Ist-Zustand gottesdienstlichen oder gar konzertanten Ansprüchen nicht genügen würde. Im Gegenteil. Torsten Wille lobt sie als »qualitativ hochwertig«. Was sich dem Laien schon allein daran zeige, dass die Reutlinger Orgelsommer-Reihe Jahr für Jahr renommierte Musiker in die Marienkirche lockt; Künstler, die einen Ruf zu verteidigen haben und ihr Können garantiert nicht an jeder x-beliebigen »Quetsche« zu Gehör bringen würden.

Im Grunde, sagt Bezirkskantor Wille sinngemäß, sei die über eine schiere Runderneuerung angestrebte Modernisierung und Erweiterung des Instruments ein normaler Vorgang. Nahezu alle namhaften Orgeln, die in eben jener Liga spielen, der auch Reutlingens »Rieger« angehört, würden nach und nach ausgebaut und den Bedürfnissen der Zeit angepasst.

Sechsstelliger Betrag

Wiewohl derlei Maßnahmen erheblich ins Geld gehen. Immer. Und deshalb auch im Falle der großen Marienkirchen-Orgel, deren Generalsanierung nebst Extras mit »einem sechsstelligen Betrag« zu Buche schlagen dürfte. Exakter lasse sich der Preis des Vorhabens aktuell unmöglich beziffern. Warum? Weil es noch manches zu überprüfen, zu bedenken und auszuloten gilt – ehe ein verbindlicher Auftrag ausgeschrieben werden kann.

Zweierlei stehe allerdings schon jetzt fest: Es sollen mehrere Angebote eingeholt werden. Und: Allein die Reparaturarbeiten werden die in der Vergangenheit gebildeten zweckgebundenen Rücklagen klar übersteigen. Weshalb Spenden zur Finanzierung des Großprojektes unerlässlich sind.

Informieren über Orgel-Ausbau und Benefiz-Konzert (von links): Bezirkskantor Torsten Wille, Dr. Peter Beckmann von der Betzinger
Informieren über Orgel-Ausbau und Benefiz-Konzert (von links): Bezirkskantor Torsten Wille, Dr. Peter Beckmann von der Betzinger Sängerschaft, Monique Cantré vom Philharmonia Chor und Dirigent Martin Künstner. Foto: Markus Niethammer
Informieren über Orgel-Ausbau und Benefiz-Konzert (von links): Bezirkskantor Torsten Wille, Dr. Peter Beckmann von der Betzinger Sängerschaft, Monique Cantré vom Philharmonia Chor und Dirigent Martin Künstner.
Foto: Markus Niethammer

Eine davon und noch dazu eine besonders klangvolle wirft bereits ihre Schatten voraus. Ein Benefizkonzert ist’s, das am Sonntag, 22. April, ab 18 Uhr in der Marienkirche erklingen wird: Georg Friedrich Händels »Das Alexanderfest oder Die Macht der Musik« – eine Ode zu Ehren der Heiligen Cäcilia. Aufgeführt wird das Oratorium von Philharmonia Chor, Betzinger Sängerschaft, Ebinger Kammerorchester, den Gesangssolisten Johanna Kapelari (Sopran), Mirjam Künstner (Alt), Johannes Petz (Tenor) und Matthias Bein (Bass) sowie von Mitgliedern der Württembergischen Philharmonie. Sie alle musizieren unter dem Dirigat von Martin Künstner.

Letzterer vollendet am 14. April sein 60. Lebensjahr. »Doch anstatt beschenkt zu werden, möchte er lieber schenken«, freut sich Bezirkskantor Wille, der das »Alexanderfest« als sehr farbiges Stück charakterisiert. Händels Komposition sei »ein Juwel der Barockmusik« oder – wie es im Programm-Flyer heißt: »Chöre, Arien und Orchesterbegleitung punkten mit ideenreichen melodischen und rhythmischen Mustern. Die Instrumentation ist selbst für Händels Verhältnisse außergewöhnlich: Neben der üblichen Streicherbesetzung erklingen Flöten, Oboen, Fagotte, Hörner, Trompete und Cembalo.«

Karten für das Benefiz-Konzert kosten 20 Euro (Schüler und Studenten zahlen die Hälfte). Erhältlich sind sie im GEA-Konzertbüro am Markt sowie im GEA-Service-Center am Burgplatz. (GEA)