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Reutlinger Therapeutin: So werden dicke Hunde schlank

Wenn Bello zu viel Speck auf den Rippen hat, leidet seine Lebensqualität darunter. Welche Gefahren Übergewicht für Vierbeiner birgt und was Hundebesitzer dagegen unternehmen können.

Zu viele Leckerlis und zu wenig Auslauf sind des Haustiers Problem.
Zu viele Leckerlis und zu wenig Auslauf sind des Haustiers Problem. Foto: Andreas Gebert/dpa-tmn
Zu viele Leckerlis und zu wenig Auslauf sind des Haustiers Problem.
Foto: Andreas Gebert/dpa-tmn

REUTLINGEN. Meike Rödler aus Reutlingen hatte schon immer ein Herz für Hunde, erzählt sie. Vor dreizehn Jahren machte sie eine Ausbildung zur Tierphysiotherapeutin. »Damals hatte ich eine alte Hündin mit vielen Bewegungsschwierigkeiten. Mir war es wichtig, dass sie fitter wird und sich ihre Lebensqualität verbessert. Der Tierarzt schickte mich mit ihr zum Physiotherapeuten. Die Therapie hat so gut funktioniert, dass ich beschlossen habe, künftig selber diesen Beruf auszuüben.«

Gesagt, getan: Rödler betreibt in Reutlingen seit 2012 die Physiotherapiepraxis Herzenshund. »In der Regel schickt mir der Tierarzt Hunde, die nach einer Operation auf Physiotherapie angewiesen sind oder Hunde mit chronischen Erkrankungen«, sagt die Reutlingerin. Sehr oft kämpfen die Tiere mit Übergewicht als Begleiterscheinung. Dass Haustiere zu viel Gewicht auf die Waage bringen, ist keine Seltenheit. »30 bis 50 Prozent der Hunde sind zu dick«, sagt Rödler.

Warum gibt es heutzutage immer mehr übergewichtige Hunde?

Als einen ausschlaggebenden Grund, dass immer mehr Hunde zunehmen, nennt sie den besonderen Stellenwert, den Vierbeiner innerhalb der Familie haben. »Sie leben viel enger mit uns zusammen als vor 30 und 40 Jahren und werden dementsprechend verwöhnt, indem sie von uns Menschen zu viel gefüttert werden.« Was die Situation nicht besser macht: »Auf dem Markt gibt es inzwischen eine Vielfalt an Futter und Leckerlis.«

Welche Probleme verursacht Übergewicht bei Hunden?

Übergewicht kommt selten allein, warnt die Expertin: »Ist ein Hund zu dick, so leidet er meistens noch unter weiteren gesundheitlichen Problemen. Hunde mit einer Gelenkerkrankung leiden oft unter Arthrose.« Wenn sie dann noch zu viel Gewicht auf die Waage bringen, werden ihre Gelenke mehr belastet als die eines normal gewichtigen Tieres. »Übergewicht kann außerdem zu Herz-Kreislauf- und bei bestimmten Rassen zu verstärkten Atemproblemen führen. Zusätzlich produziert das Fettgewebe Botenstoffe, die dem Knorpel nicht guttun, da sie entzündungsfördernd wirken«, so Rödler. Botenstoffe sind Hormone, die Vorgänge im Körper steuern. Rödler nennt ein Beispiel für die Folgen, die Übergewicht mit sich bringen kann: »Wenn das Idealgewicht eines Hundes 20 Kilo ist, er aber vier Kilogramm mehr wiegt, hat er 20 Prozent mehr Gewicht, als gut für ihn wäre.« Dann fängt ein Teufelskreis an: »Der Hund bewegt sich nicht so gern, frisst viel und hat dann vielleicht Schmerzen am Knie. Das schränkt die Bewegung immer mehr ein. So entsteht ein größeres Ungleichgewicht zwischen Energiezufuhr und Energieverbrauch.«

Was können Tierbesitzer dagegen unternehmen?

»Zuerst sollte man zum Tierarzt zu gehen. Es ist sehr wichtig, dass man sein Haustier regelmäßig untersuchen lässt.« Denn: »Das Gewicht ist ein so entscheidender Faktor für die Gesundheit. In Absprache mit dem Tierarzt kann der Hund mit entsprechender Fütterung abnehmen.« Je nach Krankheitsbild überprüfe dann später der Physiotherapeut, was für Bewegungsübungen für das Tier geeignet sind. »Hilfreich ist es noch, ein Ernährungstagebuch zu führen.« Weitere Tipps von Rödler: »Darauf achten, dass der Hund genug Bewegung hat, ihn regelmäßig wiegen, Leckerlis und Kauartikel in Maßen anbieten und gegebenenfalls die Hauptmahlzeiten reduzieren.«

Was für Therapiemöglichkeiten gibt es für dicke Hunde?

»Wir schauen uns das Krankheitsbild jedes Hundes an und wählen dann eine individuell geeignete Therapie. Für übergewichtige Hunde kann Schwimmen durchaus eine sinnvolle Therapie sein.« Rödlers Praxis verfügt über ein Hundeschwimmbecken. »Dort können sich Hunde im Wasser bewegen, ohne ihre Gelenke zu belasten.« Der Vorteil: »Im Wasser wird der ganze Körper trainiert. Viele Muskeln werden beansprucht.« Rödler betont: »Wenn es gut läuft, nicht aufhören, sondern weitertrainieren.«

Ist eine Aqua-Therapie nur für wasseraffine Hunde geeignet?

In der Regel sei es so, dass auch nicht so wasseraffine Hunde sich ans Wasser gewöhnen lassen. »Auch Hunde, die draußen nicht freiwillig ins Wasser gehen würden, schwimmen gut, kommen gern zur Therapie und freuen sich. Scheue Hunde können langsam an das Wasser gewöhnt werden. Kleinere Hunde werden vom Podest ins Wasser hineingehoben, große Hunde können über eine Rampe ins Wasser gelangen. Sie tragen eine Schwimmweste, sodass sie keine Angst haben unterzugehen.«

Welche alternativen Therapien gibt es noch?

»In Amerika wird das Laufbandtraining für Hunde häufig zur Gewichtsreduktion eingesetzt. Ich persönlich würde eher empfehlen, mit dem Tier laufen oder joggen zu gehen. Außerdem könnte der Hund noch neben dem Rad laufen. Denn es geht auch darum, mit dem Vierbeiner etwas gemeinsam zu erleben.« (GEA)