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Aktuell Kommunalwahlen

Reutlinger Gemeinderat: Erfahrene Stadträte sowie junge und neue Gesichter

Die CDU ist zurück an der Spitze. Grüne büßen einen Sitz ein, doch vor allem die SPD muss Federn lassen. Die AfD legt von zuletzt zwei auf fünf Sitze zu. Insgesamt sind erfahrene Stadträte ebenso vertreten wie junge und neue Gesichter.

Mit betrübten Mienen verfolgen Ronja Nothofer-Hahn (von links), Helmut Treutlein und Edeltraut Stiedl die Auszählung der Stimmen
Mit betrübten Mienen verfolgen Ronja Nothofer-Hahn (von links), Helmut Treutlein und Edeltraut Stiedl die Auszählung der Stimmen der Gemeinderatswahl im Foyer des Reutlinger Rathauses. Foto: fop
Mit betrübten Mienen verfolgen Ronja Nothofer-Hahn (von links), Helmut Treutlein und Edeltraut Stiedl die Auszählung der Stimmen der Gemeinderatswahl im Foyer des Reutlinger Rathauses.
Foto: fop

REUTLINGEN. Kurz vor 16 Uhr sind am Montag alle Stimmen aus 92 Wahlbezirken ausgezählt. 46.143 Wählerinnen und Wähler unter insgesamt 86.234 stimmberechtigten Bürgern haben mit rund 1,59 Millionen abgegebenen Stimmen über die Zusammensetzung des neuen Reutlinger Gemeinderats entschieden. Die Wahlbeteiligung lag damit bei 53,7 Prozent. Ein gutes Ergebnis? »Mehr als beim letzten Mal«, sagt Edeltraut Stiedl (SPD), die seit 11 Uhr früh den Eingang der ausgezählten Wahlbezirke im Rathaus beobachtet – mit zunehmend enttäuschter Miene.

Denn vor allem die SPD, bislang drittstärkste Fraktion, lässt bei dieser Kommunalwahl Federn. Sie rutscht gleich zwei Positionen nach unten und erreicht mit 196.320 Stimmen (2019: 234.686) nur noch knapp 12,4 Prozent (15,4). Damit stehen die Sozialdemokraten nun sowohl hinter den Freien Wählern mit knapp 13 als auch der AfD mit gut 12,4 Prozent. »Wenn ich überlege, wie viel Arbeit ich reinstecke in Orschel-Hagen, und die AfD kriegt die Stimmen«, entfährt es da der langjährigen Stadträtin und Kreis-der-Älteren-Vorsitzenden. »Warum tu ich das alles?« Zu den fünf Räten, die die SPD künftig stellt, gehören auch wieder Fraktionschef Helmut Treutlein, seine Vize Silke Bayer und Ramazan Selcuk. Die meisten Stimmen vereint mit 12.535 jedoch der junge Spitzenkandidat Mert Akkeceli auf sich.

Die CDU ist mit insgesamt 357.101 Stimmen oder 22,5 Prozent zurück an der Spitze. Stimmenkönig dieser Wahl ist Frank Glaunsinger aus Gönningen, der 23.531 Stimmen holte, gefolgt von der Spitzenkandidatin und Rommelsbacher Bezirksbürgermeisterin Gabriele Gaiser mit 22.366 Stimmen. Zu sechs erfahrenen Räten im Gremium stoßen zwei junge neue Gesichter. Auch wenn die CDU-Fraktion im Vergleich zu 2019 keinen Sitz dazugewann, sondern weiterhin neun Mandate innehat, ist sie nun zahlenmäßig erneut stärkste Fraktion. Das sind die Konservativen seit 1975 gewohnt. Doch 2019 hatten sie die Grünen und Unabhängige n um knapp drei Prozent überflügelt – und lagen fortan sitzemäßig mit der CDU gleichauf.

Grüne sind weiblichste Fraktion

Der Stimmenkönig von 2019, Dr. Karsten Amann, war im Lauf der vorletzten Wahlperiode von der CDU zu den Grünen gewechselt. Nun liegt er mit 21.653 Stimmen in der Wählergunst an dritter Stelle.

Die Grünen büßen einen Sitz ein: Mit acht Mandaten sind sie jetzt zweitstärkste Kraft am Reutlinger Ratstisch. Spitzenkandidatin Katharina Ernst, Jugendgemeinderat Jaron Immer und Eleanor Weber stehen für Verjüngung. Mit fünf Frauen und vier Männern sind die Grünen und Unabhängigen zudem die einzige überwiegend weibliche Fraktion.

Ein Zugewinn an Sitzen ist der AfD gelungen. Statt einst drei – nach dem Ausscheiden von Ingo Reetzke aus der Fraktion waren es zuletzt nur noch zwei gewesen –, hat sie künftig fünf Mandate. Wobei mit 18.388 Stimmen intern das neue Ratsmitglied Dr. Gunnar Teucher am Besten abschnitt. Der verbleibende bisherige Reutlinger AfD-Rat Hansjörg Schrade holte 16.480 Stimmen.

Die Freie Wähler Vereinigung (FWV) bleibt bei fünf Sitzen, bringt mit der mit neuen Ideen schon im Wahlkampf aufgefallenen Jenny Winter-Stojanović aus Betzingen aber jetzt mehr Farbe in den Rat. Ihr ist das »frei« im Namen wichtig, sie setzt auf Transparenz und Miteinander. Und nimmt den Auftrag, in den nächsten fünf Jahren die Stadt voranzubringen, anscheinend sehr ernst.

Wir in Reutlingen (WiR) behält drei Sitze. Zu Dr. Jürgen Straub und Marco Wolz stößt nun der Student Vincent Fischer. Die FDP hat einen Sitz verloren, lediglich Regine Vohrer und »Alterspräsident« Hagen Kluck (Jahrgang 1943) sind weiter Teil des Stadtparlaments. Damit sind die Liberalen gleichauf mit der Linken Liste, deren engagierter Stadtrat Rüdiger Weckmann den Wiedereinzug für sich verbuchen darf. Neu dabei ist auch ein Vertreter von »Die Partei«, die in Reutlingen erstmals mit einer Liste angetreten war. Die wies gleich elf Kandidaten auf. Jugend- und Heimerzieher Andreas Schwarz (Jahrgang 1967) hat mit 5.092 Stimmen das Rennen gemacht.

Insgesamt sind 14 neue Mitglieder in den Gemeinderat gewählt worden. Im Gremium sitzen künftig 13 Frauen und 27 Männer. (GEA)