REUTLINGEN. Tanzen bis die Socken qualmen. »So ist es immer beim Alpenball, deshalb kommen wir jedes Jahr«, sagen Gabi und Werner und drängen auf die dicht bevölkerte Tanzfläche. Nicht nur Ballprofis wie diese beiden sind begeistert von der seltenen Gelegenheit, in der Achalmstadt einen großen Ball zu erleben. Die Sektion Reutlingen im Deutschen Alpenverein (DAV) verwöhnte ihre fast 400 Gäste auch in diesem Jahr wieder mit einem Fest der Superlative. Die Silvio Dalla Brida Band traf den Musikgeschmack der Tanzbegeisterten auf den Punkt, dazu begeisterte ein hochkarätiges Programm das Publikum in den Tanzpausen.
Jochen Ammann, Vorsitzender des größten Reutlinger Vereins (10 000 Mitglieder), begrüßt die Gäste in der schon seit Monaten ausverkauften Stadthalle, darunter eine Delegation aus der Partnerstadt Aarau (Schweiz), zahlreiche Sponsoren sowie Ehrenvorstand Helmut Kober. Mit dabei auch Bürgermeister Alexander Kreher und, eigens angereist, Ex-Finanzbürgermeister Peter Rist (»der singende Bürgermeister«), die später ihrem Tanzvergnügen freien Lauf lassen.
»Wir freuen uns schon auf nächstes Jahr«
Beim schwungvollen Eröffnungswalzer stürmen Hunderte Tanzfans die Tanzfläche. Passend zum Thema »Alpen« grüßen von einer Großleinwand auf der Bühne die Gipfel der Dolomiten, auf den Tischen frische Alpenveilchen in pink und lila. Selbst die beiden Frontfrauen der Showband tragen zeitweise Dirndl.
Dresscode? Gibt es nicht. Alles ist erlaubt. Das rustikale Karo-Hemd zur Krachledernen ebenso wie der elegante dunkle Abendanzug, super knappe Jeans-Shorts neben der rückenfreien signalroten Glitzerrobe. »Klasse, so zwanglos. Einfach locker abtanzen«, freut sich Birgit, die an diesem Abend im olivgrünen blümchenbestickten Dirndl eine gute Figur macht. Schmeichelhafte Rüschen an ihrer weißen Bluse lassen viel Haut sehen.
Ganz klar: Das traditionelle Trachtenkleid in all seinen Facetten ist Markenzeichen des Alpenballs, dem Zeitgeschmack entsprechend indessen heuer zumeist kombiniert mit Highheels. Klobige Haferlschuhe und Stricksocken sind eher »out«. Warum auch die Lederhose deutlich auf dem Rückzug ist? »Man kommt darin ganz schön zum Schwitzen«, verrät Werner, der sich daher, wie viele andere Geschlechtsgenossen auch, lieber in bequemer Freizeithose auf dem Parkett tummelt.
Die erste Attraktion im Programm ist ein Volltreffer: Starjongleur Daniel Hochsteiner lässt Keulen, Ringe, Bälle und sogar Tennisschläger in atemberaubendem Tempo durch die Luft wirbeln. Untermalt von feurigen südamerikanischen Rhythmen animiert der charismatische Akteur gar einige »Stars« aus dem Publikum zum Mitmachen. Viel Gelächter und großer Applaus begleiten seine begeisternde Darbietung.
Ein weiteres Highlight zu späterer Stunde: Zwei Turniertanzpaare vom Tanzsportclub Schwarz-Weiß zeigen eine Show der Spitzenklasse. Marina und Alexandra Engel, die am Nachmittag noch zwei Goldmedaillen bei den Landesmeisterschaften in Lateintänzen ertanzt hatten, legen Standardtänze in hoher Vollendung aufs Parkett. Haltung und Schrittfolgen in perfekter Harmonie und Eleganz. Tanzkunst vom Feinsten. Viel Temperament und Ausdruck legen Franziska Doll und Felix Lever in ihre fetzige Darbietung verschiedener Lateintänze. Ihre Rumba, besonders ausdrucksstark und emotional, reißt das Publikum mehrfach zu Szenenapplaus hin.
Zur Abrundung des stimmungsvollen Ballabends gehört auch ein feines Buffet. Passend zum Alpenthema gibt es neben reichhaltigen Köstlichkeiten auch deftige Käsevariationen auf zünftigem Holzbrett mit Bauernbrot. Beim »Rausschmeißer« am frühen Morgen sagt Mitorganisatorin Sonja Langenbucher: »Ein rundum gelungener, wunderschöner Ballabend«. (GEA)