Logo
Aktuell Fasnet

Rathausstürme in der Region: Narren ergreifen die Macht

Es gab keine Chance, sich der geballten Narren-Power zu widersetzen: In Reutlingen und der Region haben allerlei furchterregende Gestalten die Macht ergriffen.

Schwungvoller Sturm aufs Landratsamt. Foto: Frank Pieth
Schwungvoller Sturm aufs Landratsamt.
Foto: Frank Pieth

REUTLINGEN. Und ist das Rathaus noch so groß, jetzt sind da nur noch Narren los. Räfftäää! Mit versammelten Kräften haben in Reutlingen allerlei furchterregende Gestalten die Macht ergriffen. Weder Oberbürgermeister Thomas Keck noch Landrat Dr. Ulrich Fiedler und diverse Ortsvorsteher der Reutlinger Bezirksgemeinden hatten die geringste Chance, sich der geballten Narren-Power zu widersetzen. Notgedrungen, aber dennoch erhobenen Hauptes, fügten sie sich in ihr Schicksal.

Nichts kann sie aufhalten: Prinzessin Kathi I. erobert das Rathaus. Foto: Frank Pieth
Nichts kann sie aufhalten: Prinzessin Kathi I. erobert das Rathaus.
Foto: Frank Pieth

Reutlinger Rathaus. Mit Glocken und Pauken nähern sich Elferrat und Weiße Garde des Männervereins gemeinsam mit den Schandele des NZ Achalmgautscher, den Albra Gugga aus Großengstingen sowie Prinzessin Kathi I. dem Rathaus. Passanten und Café-Besucher halten inne, bevor sie von den Narren umkreist werden. Das Trommeln und Rasseln wird immer lauter, bis die Narren ihr Ziel erreicht haben: Im Rathaus erwarten Oberbürgermeister Thomas Keck, stolz in Gewandung und mit gefedertem Hut, und seine Gefolgschaft die Narren bereits.

Mit Hohn und Spott versucht er die Narren zu verunsichern und in die Flucht zu schlagen. Sabine Wonker vom Männerverein bleibt stur: Das Rathaus gehöre endlich den Narren. Keck lässt das zuerst kühl. Doch nach lautem »Schandi-Schando!« und »Ache-Lau!« hält der OB dem Sturm des Rathauses dann doch nicht stand und gibt sich den siegessicheren Narren geschlagen. Im eroberten Rathaus lockert sich die Stimmung schnell: Partylichter laden die Narren zum Tanzen ein. Auch Stullen und frische Fasnetsküchle hat der besiegte Bürgermeister herantragen lassen.

Landratsamt. Ein ähnliches Schicksal ereilt Landrat Ulrich Fiedler. Wie der Bürgermeister ist auch Fiedler zuerst standfest. Den Fasnetssturm erwartete er mit seinen Mitarbeitern, alle in den Farben des Landkreises Reutlingen gekleidet: Grün und Gelb. Unter lautem Getose marschierten die Narren auf das Amtsgebäude zu. Fiedler öffnet die Tore, doch geschlagen gibt er sich noch lange nicht. Den Schlüssel zu den Gemäuern des Landratsamtes trägt er bis zuletzt um seinen Hals. Im Kampf um die Macht fordert er die Hästräger zu Spielen wie Pantomime oder Talent-Wettbewerb heraus. Die Narren, unter ihnen die Bärefezzer aus Sonnenbühl und Münsinger Hungerberg Hexen, bleiben davon unbegeistert. Schließlich muss sich Fiedler geschlagen geben, und die Narren reißen die Schlüsselgewalt an sich.

Nach der Eroberung des Rathauses besuchen die Rommelsbacher Narren inklusive Lumpenkapelle das Pfarrhaus. Neben Seelenheil gibt's dort auch ein Gläschen Schnaps und erlesene Speisen zum Mitnehmen. Foto: Stephan Zenke
Nach der Eroberung des Rathauses besuchen die Rommelsbacher Narren inklusive Lumpenkapelle das Pfarrhaus. Neben Seelenheil gibt's dort auch ein Gläschen Schnaps und erlesene Speisen zum Mitnehmen.
Foto: Stephan Zenke

Rommelsbach. Närrisch zu sein, ist keine Frage des Alters. Julius ist mit vier Jahren der jüngste Gallhans von Rommelsbach, hat aber das Wesentliche schon begriffen: »Wir haben Musik gespielt und der Frau Gaiser den Schlüssel und den Stuhl weggenommen«. Die Bezirksbürgermeisterin ergibt sich nach kurzen Abwehrversuchen im ersten Stockwerk mit einem Lächeln der Übermacht, die sich anschließend auf den Weg durch den Ort begibt. Erste Station ist das Pfarrhaus. Dort spielt die Lumpenkapelle unüberhörbar gekonnt auf. Anschließend segnet der Geistliche das närrische Volk, und anschließend wird auf Wunsch gerne auch ein Mirabellenschnaps gereicht wird. Schließlich ist der Tag noch lang.

Bezirksbürgermeisterin Christel Pahl kapituliert vor den Rossberg-Hexa in Gönningen.
Bezirksbürgermeisterin Christel Pahl kapituliert vor den Rossberg-Hexa in Gönningen.

Gönningen. Kurzen Prozess machen die Rossberg-Hexa in Gönningen mit Bezirksbürgermeisterin Christel Pahl, die als »Edle von Stöffeln« mit gestrickter Rüstung und Holzschwert den Narren die Stirn bietet. Aufopfernd verteidigt wird das Rathaus von der Klasse 4b der Rossbergschule, die auf der Treppe riesige Papierkugeln auf die Eindringlinge in ihren grünen Kutten mit wilden Masken werfen. Mit dabei sind auch Eulen und Fledermäuse aus dem Kindergarten Stöffelburg. Die kleinen Herrschaften sind wehrhaft, aber bestechlich. Die Hexen wissen das, und haben laut ihrem zweiten Vorsitzenden Mario Leibfritz neun Kilogram Bonbons dabei. Den süßen Reizen erliegen die Kinder umgehend.

Schwungvoller Sturm aufs Landratsamt. Foto: Frank Pieth
Schwungvoller Sturm aufs Landratsamt.
Foto: Frank Pieth

Betzingen. Die Betzinger Krautkräga stürmen nicht, sondern lassen Bezirksbürgermeister Friedemann Rupp in Ruhe. Stattdessen entfaltet sich auf dem Vorplatz der Mauritiuskirche ein gepflegtes amüsantes Treiben. Zunftmeister Andreas Van Wirdum bittet den Nachwuchs in einen Spiel-Parcours. Die Kräuter-Hexa servieren Würstchen und Pommes, während die Echaz-Bären für eine bemerkenswerte Beschallung sorgen: Auf den Lautsprechern steht hinten »Teufel«; aber selbst vor dem würde sich kein Narr fürchten. (GEA)

In Pfullingen, Eningen und Lichtenstein ist Widerstand zwecklos

Die Macht ist futsch, doch die Trauer hält sich bei den Würdenträgern in Grenzen. Vor den Rathäusern in Pfullingen, Eningen und Lichtenstein mussten die Bürgermeister die Rathausschlüssel abgeben, als Horden wilder Gestalten ihren Amtssitz stürmten. Jetzt haben die wahren Narren das Kommando übernommen.

Den Anfang machen wie immer die Krautscheißer in Lichtenstein. Punkt 9 Uhr holen sie die Rathausmitarbeiter samt Schultes Peter Nußbaum im bunt karierten Sakko aus seinem G’schäft, dem Rathaus. Katja Thomas hat sich wieder etwas Feines ausgedacht – das den Vereinen schon lange auf den Nägeln brennt. Die Hütten fürs Narrendorf, das zum neunten Mal stattfindet, sind nämlich nur geliehen. Die Pfullinger leisten hier Nachbarschaftshilfe.

Die Krautscheißer lassen Bürgermeister Peter Nußbaum eine Hütte bauen. Zunftmeisterin Katja Thomas freut sich über den Rathausschlüssel. Foto: Dieter Reisner
Die Krautscheißer lassen Bürgermeister Peter Nußbaum eine Hütte bauen. Zunftmeisterin Katja Thomas freut sich über den Rathausschlüssel.
Foto: Dieter Reisner

Dem wollen die Zunftmeisterin und ihre Narrenschar nun einen Riegel vorschieben. Denn mit eigenen Hütten hätten alle Vereine was davon und dann wäre auch a bissle mehr los im Flegga, so Katja Thomas. »Daher muss ein Grundstein her und das ist heut unser Begehr.« Deshalb muss der Bürgermeister erst Arbeitsmantel, Helm und Handschuhe anziehen, um an einer vorgebauten Hütte die Wände anzubringen. Was mit etwas Verzögerung – der Tacker funktioniert nicht – auch klappt, und den Schultes zum Dichter werden lässt: »Wir wären ja ganz wacker, hätten wir einen Tacker.«

Am Ende steht Peter Nußbaum festgetackert in der Hütte und übergibt fröhlich und gar nicht kleinkariert den Schlüssel an die Zunftmeisterin. Nachdem er sich mit einem gekonnten Schwung eine Tür geschnitten hat, darf der Schultes am Nachmittag beim Umzug mit den Kindergärten in seiner neuen Hütte mitfahren und feiert im Narrendorf mit den anderen Lichtensteiner Zünften, neben den Krautscheißern und Kochhafa, den Schlosswölf, den Burgstoihexa sowie den Wurz’lsepp a fröhliche Fasnet.

Der Widerstand war heldenhaft, doch letztlich aussichtslos: Die Phalanx bricht nur wenig vor 14.30 Uhr. 42 Männer und Frauen der Stadtverwaltung Pfullingen können das Tor zum Rathaus nicht länger halten. Hoagamännla, Glöckles-Hexa, Urschlaberg-Hexa, Nachtkrappen, Mottles-Heer und Jäger vom Mädlesfels stürmen das Pfullinger Rathaus – und finden den Bürgermeister nicht. Die Räume sind leer – Stefan Wörner nirgends zu sehen. Dann entdecken sie ihn doch, getarnt als wilder Krieger des Mottles-Heers versucht er, seiner Absetzung zu entgehen.

Echazwasser für das neue Ehren-Hoagamännle. Pfullingens Bürgermeister Stefan Wörner empfängt die Narrentaufe mit einem Lächeln. Da hat er den Rathausschlüssel auch noch. Foto: Uwe Sautter
Echazwasser für das neue Ehren-Hoagamännle. Pfullingens Bürgermeister Stefan Wörner empfängt die Narrentaufe mit einem Lächeln. Da hat er den Rathausschlüssel auch noch.
Foto: Uwe Sautter

Auf dem Marktplatz haben sich zahlreiche Schaulustige versammelt, die zuvor die fantasievollen Kostüme der Kindergartenkinder bestaunt und den Umzug der Nachwuchsnarren vom Schlösseles-park in die Stadtmitte beklatsch hatten. Jetzt geht’s um den Schlüssel. Sechs Spiele sollen entscheiden, ob die Narren an die Macht kommen oder Wörner Herr im Haus bleibt.

Doch schnell ist klar, der Rathauschef und seine Mannschaft haben keine Chance. Das Serien-Bobbycar von Fachbereichsleiter Timo Kühnel kann mit der getunten Version der Narren beim Rennen über den Marktplatz nicht Schritt halten. Und der Bürgermeister kann sich beim Sackhüpfen noch so anstrengen, wenn der Sack seiner Konkurrentin oben und unten ein Loch hat, läuft sie ihm auf zwei Beinen davon. Der Schlüssel und die Macht sind wenig später futsch. Der Schultes kann sich trösten. Als Anerkennung für seinen Einsatz darf er in der kommenden Fasnetsaison jeweils ein Leihhäs der sechs Gruppen überstreifen und bei einem Umzug mitlaufen.

Von einer Trauben-Rike und einem Ango wird Eningens Bürgermeister Alexander Schweizer abgeführt. Unterm Krawattenknoten, nur noch ein Stummel. Den Rest hat sich Bettina Rall, zweite Zunftmeisterin der Häbles-Wetzer, als Trophäe ans Häs geheftet: Die Eninger Narren haben auch in diesem Jahr wieder erfolgreich die Macht an sich gerissen. Eines ist dieses Mal allerdings anders: Selten wird ein Amtsinhaber seinen Schlüssel, den Schlüssel zur Macht, so bereitwillig abgegeben haben. Am 31. August ist ja sowieso Schluss, mag sich da wohl einer denken. Doch den Häbles-Wetzern kommt man nicht so leicht davon.

Der Eninger Bürgermeister Alexander Schweizer macht als Tannenbaum gar keine schlechte Figur. Karin Kapitel (links) und Bettina Rall, Zunftmeisterinnen der Häbles-Wetzer, unterstützt ihn gesanglich beim »O Tannenbaum«. Foto: Melinda Weber
Der Eninger Bürgermeister Alexander Schweizer macht als Tannenbaum gar keine schlechte Figur. Karin Kapitel (links) und Bettina Rall, Zunftmeisterinnen der Häbles-Wetzer, unterstützt ihn gesanglich beim »O Tannenbaum«.
Foto: Melinda Weber

Bevor der scheidende Schultes in die Freiheit – oder aufs Sofa, wie Zunftmeisterin Karin Kapitel eingangs in den Raum gestellt hatte – entlassen wird, gibt’s noch Wiedergutmachung zu leisten. »Am Schmotzigen fällt uns ja immer das ein, was uns das Jahr über nicht so gefallen hat.« Etwa, dass der Weihnachtsbaum vor dem Rathaus am vergangenen Christfest aus Energiespargründen nicht beleuchtet war.

Fix wird der Schultes in hübsches Tannengrün gehüllt, mit einer Lichterkette geschmückt und zum Spendensammeln losgeschickt. Natürlich nicht, ohne vorher noch, unterstützt von den Zunftsmeisterinnen und zahlreichen Publikumsnarren, ein passendes Lied anzustimmen: »O Tannenbaum, o Tannenbaum, Dein Kleid wird wieder strahlen.« Die Spendenbox füllt sich rasch, auch Gemeinderäte, die an der glanzlosen Weihnachtsdeko ja eine Mitschuld trugen, steuern etwas bei.

Die passende Musik zum bunten Treiben liefert die Narrenkapelle D’Achalmer, die zuvor schon mit 30 weiteren Gruppen im Rahmen des großen Kinderumzugs durch den Flecken gezogen war. Kreative Kostüme hatten sich die Kindergärten und die Achalmschule dafür ausgedacht, auch befreundete Hästräger aus der ganzen Region waren mit dabei. (mewe/us/diet)

Engstingen: Käpt’n Storz gibt das Ruder ab

Käpt'n Storz in Engstingen. Foto: Steffen Wurster
Käpt'n Storz in Engstingen.
Foto: Steffen Wurster

Mario Storz, stolzer Kapitän des MS Rathaus Engstingen, und die Leicht- und Vollmatrosen der Gemeindeverwaltung waren angetreten, um in den hohen Hallen der Politik demütig den Rathausschlüssel an Peter Brändle, barettgeschmückter Zunftmeister der Narrenzunft Großengstingen, zu übergeben. Die Hurgele und Raiber dankten es mit kräftigem »Hurra de Ausre«. Lompakappelist Michael Hipp hatte bereits Corona zu Grabe getragen, zögernd, denn »I woiss, i woiss, Corona isch no net ganz aus«, so schallte es aus der Coronasarg-Bütt. Traumschiffkapitän Storz wollte dagegen das Gendern zu Grabe tragen, mit einer Brandrede an die »Hurgelnden und Raibernden, Narr-innen und -außen, Tanzgardinen und die Ratenden der Zunft«. »Wir haben uns komplett verlaufen und kommen trotzdem gut voran«, meinte der Zunftmeister zu den wunderlichen Zeitläuften. Der Schiffsbesatzung brachte er Aufstellfiguren mit, um das Rathaus trotz Homeoffice belebt zu halten. Dazu allerlei Vorschläge zur Digitalisierung, mit einer Einschränkung: Ein digitaler Rathaussturm kommt nicht in die Narrentüte. Der Käpt’n drehte derweil seine Runden auf Marios Kraftrad, angetrieben von 100 Prozent grüner Beamtenenergie. (wu)

Sonnenbühl: Die Narren sind die Gewinner

Zurück in die 70er: Die Sonnenbühler Rathausmitarbeiter haben sich als Flower-Power-Hippies verkleidet. Und mussten gemeinsam mit Bürgermeister Uwe Morgenstern drei Aufgaben lösen, die die Sonnenbühler Narren ihnen stellten. Ergebnis: Die Narren sind die Gewinner, der Rathausschlüssel ist bis Aschermittwoch futsch. Auch die Bärafezzer waren mit von der Partie. Foto: Cordula Fischer
Zurück in die 70er: Die Sonnenbühler Rathausmitarbeiter haben sich als Flower-Power-Hippies verkleidet. Und mussten gemeinsam mit Bürgermeister Uwe Morgenstern drei Aufgaben lösen, die die Sonnenbühler Narren ihnen stellten. Ergebnis: Die Narren sind die Gewinner, der Rathausschlüssel ist bis Aschermittwoch futsch. Auch die Bärafezzer waren mit von der Partie.
Foto: Cordula Fischer

Da muss der Schultes richtig schaffen – anders als sonst, meint der Präsi der Sonnenbühler Karnevalsgesellschaft Jan Herrmann – und auf dem Velo strampeln, damit die Lampe leuchtet: Vielleicht eine Lösung gegen Stromausfälle wie den letzten von Montag und horrende Strompreise, bis der Windpark Hohfleck gebaut ist. Während der Flower-Power-Bürgermeister in feinstem Hippie-Zwirn in die Pedale tritt, ackert sein Rathaus-Team wie verrückt. Es sei vorweggenommen: Damit scheint’s nicht weit her zu sein, nach Punkten und drei Aufgaben »sind die Narren die Gewinner«, zwingt Herrmann den Schultes, den Schlüssel rauszurücken. Ein Häusle errichten – Bauzwang fünf Minuten –, närrische Eier bemalen gegen die roten Zahlen, die das Ostereimuseum schreibt, und in der Ottenrain-Erde buddeln, um archäologische Narrendinge zutage zu fördern: »Wir wollen niemand durch den Kakao ziehen, aber Verwaltungsthemen und Gemeinderatsentscheidungen aufs Korn nehmen«, sagt Herrmann. Der Schultes kommt ins Schwitzen – wegen ungewohnter körperlicher Aktivität oder Polyester-Outfit? Neben humorvollen Worten geht’s ihm auch um Ernsthaftes: Festhalten an Europa. (cofi)

Münsingen: »Schultes« am Pranger

Rathaussturm in Münsingen Foto: Berya Yildiz Inci
Rathaussturm in Münsingen
Foto: Berya Yildiz Inci

Punkt 10 Uhr kann Bürgermeister Münzing noch fröhlich von seinem Büro aus auf den Münsinger Rathausplatz winken. »I schick dir glei a paar Münsinger Narre rauf«, ruft da schon der Hexenmeister der Münsinger Hungerberg Hexen. Unter lautem Beifall der Sternaberg Huzzla, der Honderseng'r Stomba Spreng'r, der Galgenberg-Hexen Buttenhausen und einer Vielzahl verkleideter Kindergartenkinder stürmten die Narren das Rathaus und stellten Münzing an den Pranger. Auch wenn sich alle Narrenzünfte und -vereine einig sind, dass das Amt eines »Schultes« nicht einfach sei, nutzten sie die Chance, dem Bürgermeister ihre Anliegen mitzuteilen. Und das auch noch im Reim. (in)

St. Johann: Hexadeifel und Gischbls an d’ Macht

Rathaussturm in St. Johann Foto: Berya Yildiz Inci
Rathaussturm in St. Johann
Foto: Berya Yildiz Inci

»Feira demmr bis Rathaus zamma kracht« hing am Rathaus in St. Johann. Punkt 16 Uhr spazierten die Hästräger in das Amtshaus, als würde es ihnen schon immer gehören. Mit dabei: laute Musik, ein breites Lachen und klirrende Glocken. Büro für Büro durchforsteten die Narren und verschleppten einen Rathausmitarbeiter nach dem andern in den Sitzungssaal – zu guter Letzt folgt Bürgermeister Florian Bauer. »Froh und heiter geht’s ja immer weiter«, endete die kurze sich reimende Ansage der Rathausstürmer und schon traten die Verwaltungsangestellten bei Geschicklichkeitsspielen gegeneinander an. (in)

Hohenstein: »Macht mit dem Rathaus-Schlüssel, was ihr wollt!«

Rathaussturm in Hohenstein. Foto: Berya Yildiz Inci
Rathaussturm in Hohenstein.
Foto: Berya Yildiz Inci

Auf Rententauglichkeit wurde Hohensteins Bürgermeister Jochen Zeller von den Narren geprüft. Damit er im Ruhestand nicht nur Rollator schieben muss, könnte er als Cannabisanbauer im Bauernhausmuseum schaffen, als Erforscher der Eglinger Felsspalte oder als Goldfischtaucher in der Bernlocher Hüle. Legobauen hat der Opa schon drauf, Viertele-Schlotzen auch. Den Rathausschlüssel gab Zeller nach 24 Jahre für immer her. »Macht damit, was ihr wollt. Und wenn ihr’s Rathaus verkauft, mir scheißegal.« Viele schöne Absetzungen habe es in seiner Amtszeit gegeben, einmal wurde er sogar an den Galgen gebracht. Bernd Treß, der für 33 Jahre Urmel-Vorstandschaft geehrt wurde, mahnte die drei Bürgermeisterkandidaten: »Strengt euch an, sonst kommt der Galgen wieder!« Im Rückblick bescheinigten die Narren dem Schultes: »S’meischde hot er recht g’macht.« Die Heimatmusikanten Eglingen spielten ihm ein schwungvolles »Jochen ciao«, bevor es dann zum gemütlichen Teil überging. (in)

Trochtelfingen: Seinen Rathaus-Posten ist der Schultes los

Rathaussturm Trochtelfingen 2023: Der Bürgermeister Christoph NBiesler ist nicht erst zum 31. März, sondern am 16. Februar seinen Posten im Rathaus los - bis Aschermittwoch. Foto: Cordula Fischer
Rathaussturm Trochtelfingen 2023: Der Bürgermeister Christoph NBiesler ist nicht erst zum 31. März, sondern am 16. Februar seinen Posten im Rathaus los - bis Aschermittwoch.
Foto: Cordula Fischer

Noch knapp eineinhalb Monate ist Christoph Niesler Bürgermeister. Seinen Posten ist er nun aber schon früher los – seit 17.01 Uhr am Schmotzigen Doschtig. Macht nichts, dachte sich der Schultes und ließ ein letztes Mal die Narren-Folter über sich ergehen. Dabei kam er mächtig aus der Puste, gleich vier Lampen musste er regenerativ und mit Muskelkraft zum Leuchten bringen. Sitz er fest im Sattel? Nichts da, vom Energie-Rad war der Velo-Sitz abmontiert. Bevor die Henker zur Tat schritten, hatten die Hexen des Narrenvereins Schrei Au eine der Ihren auf die Besen genommen, damit sie sich durchs Fenster im ersten Stock des Rathauses schwingt und den Schultes zur Aufgabe zwingt. Prinz Harro der Erste, Maneki – Neko vom Städtele, General vom Dreistromland, Prinzessin Silvia die Erste, Amante della musica, Gräfin vom Tannenhart, Garden, Maskengruppen, Hästräger, Musikgruppen feierten ihren Sieg gebührend und eskortierten Christoph Niesler vom Rathausplatz Richtung Bräuhaus. Adieu! (cofi)

Gute Miene zum närrischen Spiel in Metzingen, Bad Urach, Wannweil und Walddorfhäslach

Metzingens OB Carmen Haberstroh ist Mitglied in der Hardter Katzenzunft. Gestern trieben die Goischter Weisau beim Würschtles-Fangen ihren Schabernack mit ihr. Foto: Andreas Fink
Metzingens OB Carmen Haberstroh ist Mitglied in der Hardter Katzenzunft. Gestern trieben die Goischter Weisau beim Würschtles-Fangen ihren Schabernack mit ihr.
Foto: Andreas Fink

Das gab’s in Metzingen noch nie: eine Frau an der Spitze der Verwaltung, und dann auch noch eine, die Mitglied in einer Narrenzunft ist. Carmen Haberstroh war in ihre Heimat in Hardt im Schwarzwald in der Katzenzunft unterwegs. Gestern brachte sie nicht nur den Katzenwedel (aus Kaninchenfell) mit, sondern auch noch einen Fleischklopfer. Die Rathaus-Spitze trat also sehr selbstbewusst auf: Der neue Metzinger Baubürgermeister Markus Haas kam als Metzger verkleidet und präsentierte sich als »Schnitzeljäger«. Den Rathaus-Schlüssel musste die Narrenzunft Goischter Weisau in einer, klar: Schnitzeljagd suchen. Die genarrten Narren foppten Carmen Haberstroh (in blauer Perücke und Schwarzwald-Bollenhut-Ring) zum Dank mit diversen Fasnets-Spielchen.

Schafs-Kunstwerk wo das Schäferlauf-Denkmal stehen wird: Bad Urachs Bürgermeister Elmar Rebmann (links), Isabell Suess und Zunftmeister Karl-Heinz Vöhringer. Foto: Andreas Fink
Schafs-Kunstwerk wo das Schäferlauf-Denkmal stehen wird: Bad Urachs Bürgermeister Elmar Rebmann (links), Isabell Suess und Zunftmeister Karl-Heinz Vöhringer.
Foto: Andreas Fink

Ihr Bad Uracher Amtskollege Elmar Rebmann – als Vampir gewandet – übergab sein Rathaus in diesem Jahr unverbarrikadiert und kampflos, die Schlüsselübergabe war reine Formsache. Dafür durfte der Verwaltungs-Chef auf dem Marktplatz zusammen mit Isabell Suess, der Assistentin von Hauptamtsleiterin Vesna Trost, ein Schafskunstwerk schaffen. An der Stelle, in der zum 300-Jahre-Schäferlauf das Denkmal von Peter Lenk aufgestellt wird, mussten sie handwerkliches Geschick beweisen. Das aus vielen Lättchen zusammengeschraubte und mit Fellen bedeckte Tier wird seinen Platz im Rathaus finden, auf den Fokus kommt kurz vor dem Schäferlauf das »Lenkmal«.

Lauter menschliche Esel sind ins Wannweiler Rathaus gekommen und sind dort auf Bürgermeister Dr. Christian Majer im Super-Mario-Kostüm gestoßen. Foto: Mara Sander
Lauter menschliche Esel sind ins Wannweiler Rathaus gekommen und sind dort auf Bürgermeister Dr. Christian Majer im Super-Mario-Kostüm gestoßen.
Foto: Mara Sander

»Verhaftet wegen sexy« hinterließen die Wannweiler Esel als Visitenkarte auf dem Handwerker-Arbeitsanzug von Bürgermeister Dr. Christian Majer beim gewaltfreien Rathaussturm. 30 Esel und mehr als doppelt so viele Kinder konnten erst stürmen, nachdem sie Fragen beantwortet und aufgehört hatten, mit Fäusten gegen die Rathaustür zu wummern. Erst eine Esel-Welle hatte magische Wirkung als Türöffner, sodass der Weg frei wurde zum Narren-Büfett. Angesichts der leeren Gemeindekasse sollen nach fast glaubhafter Aussage des Bürgermeisters die Sitzungsgelder der Gemeinderäte verwendet worden sein, um die närrische Esel-Fütterung und den Süßigkeitenregen für die Kinder vom Balkon herab zu bezahlen. Der Ratshaussturm verlief vergleichsweise milde, weil der Bürgermeister die Auflage erhielt, bis zum 30. Geburtstag der Esel in fünf Jahren den Notausgang der Uhlandhalle so zu verbreitern, dass die Halle dann voll genutzt werden kann.

Die Hexen kommen erst ins Walddorfer Rathaus, als sie Fragen zum Gemeindejubiläum von Bürgermeisterin Silke Höflinger (Zweite von rechts) beantwortet haben. Foto: Gemeinde
Die Hexen kommen erst ins Walddorfer Rathaus, als sie Fragen zum Gemeindejubiläum von Bürgermeisterin Silke Höflinger (Zweite von rechts) beantwortet haben.
Foto: Gemeinde

In Walddorfhäslach drängten die Walddorfer Dachmarder und die Walddorfer Schönbuch-Hexen ins Rathaus. Doch die Rathausgärtnerinnen und -gärtner, als die sich die Belegschaft der Verwaltung verkleidet hatte, ließen sie nicht so einfach gewähren. »Sie mussten erst Fragen zum 50-jährigen Bestehen der fusionierten Gemeinde Walddorfhäslach beantworten«, sagt Bürgermeisterin Silke Höflinger. Schüler und Anwohner waren gekommen und verfolgten das Spektakel mit den tanzenden Hexen vor dem Walddorfer Rathaus. »Ich habe mich gefreut, dass die Närrinnen und Narren wieder da waren«, sagte Höflinger. Mit einem gebackenen Rathausschlüssel öffneten die Narren dann die Tür. (and/mar/mak)

Bürgermeister im Kreis Tübingen erfolgreich vertrieben

Ehe sich die Gestalten der Narrenzunft Rammert-Wolf aus Nehren anschickten, das Rathaus der Gemeinde zu stürmen, eröffneten sie die heiße Fasnetszeit im Ort mit einem Zug durch die Gemeinde. Sie besuchten Kindergärten, das Pflegeheim, Tagespflege und die Schule. Dort, so Vorstand Andreas Schultz, sei der Besuch allerdings nicht sonderlich euphorisch aufgenommen worden.

Bei so viel Eleganz trauten sich die Nehrener Narren wenig – Bürgermeister Egon Betz und seine Mitarbeiter kostümierten sich im Stil der 1920er Jahre. Foto: Michael Sturm
Bei so viel Eleganz trauten sich die Nehrener Narren wenig – Bürgermeister Egon Betz und seine Mitarbeiter kostümierten sich im Stil der 1920er Jahre.
Foto: Michael Sturm

Das werde im Rathaus ganz anders sein, sagte Schultz: »Bürgermeister Egon Betz stammt aus Trochtelfingen – er weiß, wie man die Fasnet feiert.« So stürmten sie, eher gemächlich, ins Rathaus hinein und wurden dort von Eleganz und Flair geblendet: Bürgermeister Betz und seine Rathausbediensteten hatten sich im Stil der 1920er Jahre kostümiert und das schien die Narren stark zu beeindrucken. Statt mit großem Tschingderassassa nahmen sie recht bald ihre Masken ab und erfreuten sich an Leberkäsweckla und Fasnetsküchla.

Der Bürgermeister ließ noch schnell die Kinder vom Kindergarten Florianhaus hinein, ehe die große Zeremonie der Machtübergabe im Ort begann. In Nehren bekamen die Narren nicht etwa den Schlüssel zum Rathaus: Betz überreichte Schultz die überdimensional große Nehrener Nadel. Der Vorstand bedankte sich artig, das sei schon eine Weile nicht mehr vorgekommen.

Nebenbei: Die Rammert-Wölfe feiern heuer 25-jähriges Bestehen. Es sei keine Veranstaltung geplant, auch aus Gründen des Schutzes vor Viren. Sie trügen zwar alle »FFP7-Masken«, doch die taugten nur bedingt: In der Narrenzunft ging zuletzt die Grippe um.

Rathaussturm in Ofterdingen: Die Narren hatten vier Aufgaben zu bewältigen, ehe sie hinein durften. Hier nageln sie mit Alexander Schwarz (links) um die Wette. Foto: Michael Sturm
Rathaussturm in Ofterdingen: Die Narren hatten vier Aufgaben zu bewältigen, ehe sie hinein durften. Hier nageln sie mit Alexander Schwarz (links) um die Wette.
Foto: Michael Sturm

So einfach ließ die Besatzung des Ofterdinger Rathauses die Narren nicht hinein. Carolin Ohler, Chefin des Ordnungsamts, bezeichnete sich gestern zwar als Fasnetsneuling, doch sie lernte offenbar schnell. Vor dem erwarteten Rathaussturm der Ofterdinger Narren, sagte sie: »Die Narren bekommen gleich vier Aufgaben zu lösen. Für jede gelöste Aufgabe bekommen sie eine Ziffer für den Code des Schlosses an der Tür.«

Die Narren ließen zunächst auf sich warten, auch weil der Fasnetswagen nicht durch die Froschgasse kam. Heilig’s Blechle! Ausgerechnet das Auto von Bürgermeister Joseph Reichert stand im Weg. Der in den Häs der Narrenzunft gekleidete Schultes musste seinen Wagen umparken, ehe sich die Narren an ihre Aufgaben machen konnten.

Das Motto der Ofterdinger Rathausbediensteten lautete: Baustelle. So kamen Hauptamtsleiter Alexander Schwarz und Kämmerer Michael Henne in amtlicher Bauarbeiterkluft – mit Helm. Sie stellten unter anderem sich als Gegenspieler der Narren zur Verfügung, etwa beim Holzsägen oder beim Nägel einschlagen. Zuvor hatten die Narren einen Sandhaufen zu durchwühlen, worin eine der Code-Nummern versteckt war.

Als die Narren schließlich die Herrschaft über das Ofterdinger Rathaus errungen hatten, war ihre letzte Aufgabe noch nicht erledigt. Da nicht alle komplett sauber gelöst worden waren, hieß es oben dann: Straftrinken! Das bewältigten die Ofterdinger Narren mit Bravour.

Direktor Mathias Kessler (links) und Bürgermeister Bernd Haug mussten die Kinder für ihre Polonaise motivieren. Foto: Paul Runge
Direktor Mathias Kessler (links) und Bürgermeister Bernd Haug mussten die Kinder für ihre Polonaise motivieren.
Foto: Paul Runge

Besonders kinderfreundlich ging’s beim närrischen Treiben in Kirchentellinsfurt zu. Süßigkeiten flogen vom Rathausdach auf die bunt tobenden Massen nieder und die Schüler freuten sich über den freien Vormittag. Gewiss, der ein oder andere wollte auch dem Kampf der Kirchentellinsfurter Titanen beiwohnen – Bürgermeister Bernd Haug im epischen Duell gegen den Direktor der Graf-Eberhard-Schule, Mathias Kessler.

Lieder summen und klatschen, Polonaise tanzen und Veränderungen am »Häs« erraten: Am Ende konnte Kessler mehr Kinder auf seine Seite ziehen und die Spiele gewinnen. Als Strafe hat die Zunftmeisterin der »Ranzenpuffer«, Julika Früh, dem gebeutelten Bürgermeister in Essig eingelegte Marshmallows vorgesetzt – die dieser als guter Verlierer brav verspeiste. Derweil stürmte die Zunft-Band »Harmony Ferkel« das Rathaus und unterhielt mit Schlagzeug, Pauke und Trompete. Nach gereimten Ansprachen von Haug und Früh und dem obligatorischen Klopfer machten sich alle gut gelaunt über das Krapfen-Büffet her.

Gemeinderätin Elvira Hornung übergibt in Vertretung von Bürgermeister Jürgen Soltau den Rathausschlüssel an Philipp Harbusch, Vorsitzender der Kusterdinger Narren. Foto: Michael Sturm
Gemeinderätin Elvira Hornung übergibt in Vertretung von Bürgermeister Jürgen Soltau den Rathausschlüssel an Philipp Harbusch, Vorsitzender der Kusterdinger Narren.
Foto: Michael Sturm

Seit gestern sind auch in Kusterdingen die Narren los. Nachmittags gegen 14.30 Uhr kamen alle Tätigkeiten im Rathaus zum Erliegen. Auf dem Carree im Winkel von Rathaus und Feuerwehrhaus war schon vorher jede Menge los: Gut 300 Zuschauer, darunter viele Kinder, sahen sich an, was die Kusterdinger Narrenzunft aufführte. »Jedes Jahr kommen ein bisschen mehr Leute«, freute sich Bauamtsleiter Dieter Sauter.

Und die bekamen einiges geboten. Zum Auftakt spielte die Lumpenkapelle »Raba-Gautscher« schmissige Melodien zum Mitpfeifen und -tanzen. Dann streiften die »Riaba-Moschter« über das Gelände und suchten sich Kinder, die sie behutsam durch die Luft wirbelten. Dann übernahmen die »Rufabach-Hexa«, die ihre erstaunliche Akrobatik in Form mehrerer Menschen-Pyramiden zur Schau stellten. Es gab viel Applaus.

In Abwesenheit von Bürgermeister Jürgen Soltau (im Urlaub) übergab seine Stellvertreterin, Gemeinderätin Elvira Hornung, den Schlüssel der Gemeinde an Philipp Harbusch, den Vorsitzenden der Kusterdinger Narrenzunft. Dieser zeigte sich mit ihrem Auftritt zufrieden und lobte: »Wenn das so ist, kann der Bürgermeister öfter verreisen – es klappt ja auch so ganz gut.« In einer Ecke köchelte das Hexenfeuer, allerdings leise, so Harbusch in seiner Ansprache zur Lage der Gemeinde – man müsse ja Energie sparen. Erstmals überhaupt hisste die Narrenzunft ihre Fahne mit Vereinswappen und -farben am Fahnenmast vor dem Rathaus.

Da freut sich jemand auf seinen Urlaub: Gomaringens Bürgermeister Steffen Heß (Mitte) übergibt den Schlüssel der Stadt an die Narren. Foto: Paul Runge
Da freut sich jemand auf seinen Urlaub: Gomaringens Bürgermeister Steffen Heß (Mitte) übergibt den Schlüssel der Stadt an die Narren.
Foto: Paul Runge

In Gomaringen hat Bürgermeister Steffen Heß sich fein aus der Affäre gezogen und die zwei ansässigen Narrenzünfte, die »Käsperle« und die »Schlosshexa«, in sportlichen Mini-Spielen um den Schlüssel zum Rathaus ringen lassen. Doch die Narren mussten den Schultes erst einmal suchen. Mit Schellen und Ratschen ausgestattet, stürmten sie das Rathaus und meldeten nach kurzer Zeit Erfolg. Wie ein erlegtes Reh wurde Heß nach wenigen Minuten auf den Vorplatz seiner Arbeitsstätte getragen – sehr zur Belustigung der ausgelassen feiernden Gemeinde. Nach einer kurzen Ansprache der Zunftmeister – Christoph Alznauer von den »Käsperle« und Jochen Werner von den »Schlosshexa« – trieb der Bürgermeister den Narren den Schweiß auf die Stirn. Beim Hula-Hoop haben sich die Kontrahenten wegen mangelnder Eleganz Hilfe beim Nachwuchs holen müssen. Die wollten dann gar nicht aufhören, den Reifen um sich selbst zu wirbeln. Beim Slalom-Dribbeln und Aerobic-Einlage waren dann aber wieder die Erwachsenen gefragt. Schließlich waren alle Aufgaben erledigt und Heß musste seinen Schlüssel abgeben – den sich die Zünfte brüder- und schwersterlich teilten. Mit gutem Gewissen könne er nun in den Urlaub fahren, wie Heß abschließend sagte. (mac/pru)