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Ramadan: Gemeinsam in Reutlingen das Fasten gebrochen

REUTLINGEN. Der Marktplatz verwandelte sich am Abend von Samstag auf Sonntag zu einem Festplatz: Kinder tobten zwischen den Anwesenden umher, von einer Bühne aus, die als Rednerpult diente, erklang Musik; drei große Pavillons mit Essensständen, ein Gebetszelt und voll besetzte Tische und Bänke in der Mitte des Platzes sorgten für eine gesellige, dennoch etwas angespannte Stimmung.

Nach dem Fasten am Tag kamen viele, um nach Sonnenuntergang das kostenlose Essen auf dem Marktplatz zu genießen.
Nach dem Fasten am Tag kamen viele, um nach Sonnenuntergang das kostenlose Essen auf dem Marktplatz zu genießen. Foto: Gerlinde Trinkhaus
Nach dem Fasten am Tag kamen viele, um nach Sonnenuntergang das kostenlose Essen auf dem Marktplatz zu genießen.
Foto: Gerlinde Trinkhaus

Denn: Es wurde gemeinsam das allabendliche Fastenbrechen begangen und alle warteten sehnsüchtig auf den Moment, in dem man zu essen beginnen durfen. Vier muslimische Gemeinden und Organisationen sind für die Ausrichtung des gemeinsamen Essens nach Sonnenuntergang verantwortlich, das nun schon zum zweiten Mal auf dem Marktplatz gefeiert wurde.

Besinnung auf das Wesentliche

Willkommen waren alle praktizierenden Muslime sowie andere Interessierte und Menschen anderen Glaubens. Diakon Frieder Leube als Vertreter des christlichen Glaubens, Oberbürgermeisterin Barbara Bosch und Dr. Abdelmalek Hibaoui, Imam der Islamischen Gemeinschaft, eröffneten die Veranstaltung ab 21 Uhr und nahmen am Fastenbrechen teil. Für Abdelmalek Hibaoui war besonders wichtig, dass verschiedene Menschen gemeinsam an einem Tisch sitzen und zusammen essen. Das fördere den Austausch, die Verbindung und die gesellschaftliche Geschlossenheit in einer Zeit des Terrors und der Spaltung. Religionsgemeinschaften sollen diese bekämpfen und Hoffnung spenden. Der Fastenmonat Ramadan bedeute nicht »Stillstand, aber Stille«. Für viele Muslime ist es eine Zeit der Besinnung und der Beschäftigung mit sich und seinem Glauben. Auf jedem der Tische standen Datteln und reichlich Wasser bereit, die Grundausstattung für den »Iftar«, den Prophet Mohammed mit einer Dattel begonnen hatte. Während ein kleiner Junge aus dem Koran rezitierte und so das Ende der Enthaltsamkeit ankündigt, stellten sich immer mehr Menschen an den drei Pavillons an, in denen man das kostenlose Essen bekam. Türkische, arabische und pakistanische Gerichte standen zur Auswahl - zeitweise reichten die Schlangen bis über den eigentlichen Marktplatz hinaus. Shahzad Sidhu, Vorstand der Ahmadiyya Muslim Jamaat Gemeinde und zuständig für das pakistanische Essen, war es wichtig, dass keiner hungrig nach Hause gehen muss. Daher starteten die Vorbereitungen bereits am Mittwoch, als für 400 einkalkulierte Personen eingekauft wurde. Zusammen mit den anderen beiden Ständen wurde mit 800 Menschen gerechnet, allerdings fehlte es im Laufe des Abends sogar an Sitzplätzen und einige mussten im Stehen essen. Für Shahzad Sidhu ein positives Zeichen für einen gelungenen Abend. Ab 14 Uhr stand das Küchenteam am Herd, damit pünktlich zum Iftar, der immer um 21.30 Uhr begangen wird, alles fertig zubereitet war. In zwei wechselnden Schichten gaben die Teams das Essen für die vielen Teilnehmer aus, um selbst auch etwas essen zu können. Die angebotenen Speisen reichten von Reis als Grundlage über Fleisch in verschiedenen Soßen, Linsensuppen, Kichererbseneintopf, Fladenbrot und in Weinblätter gewickelte Spezialitäten bis hin zum Baklava-Gebäck als Nachtisch.

Gelungene Organisation

Oumaima, Studentin in Tübingen, kam mit ihrer Familie auf den Marktplatz und freut sich, dass so viele Leute gekommen sind und es trotz Wolken ein trockener, warmer Abend wurde. Auch lobte sie die Organisation. Im Vergleich zu ihrem Studienort Tübingen sei es hier besser gelaufen. Tische und Bühne stellte der städtische Integrationsrat zur Verfügung. »Super lecker, und voll, aber herzlich«, formulierte sie ihr Fazit des Abends. (GEA) Seite 16