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Programmkino Kamino: Schon mal Probesitzen

REUTLINGEN. Die Sitzplätze im Spitalhofsaal reichten nicht aus bei der Info-Veranstaltung der Programmkino-Macher: Das Interesse am »Kamino« ist ungebrochen, das Engagement der Genossenschafter ebenso. Das braucht’s aber auch, um das Projekt vollends in die Gänge zu bringen. Mangels Zuschüssen tut sich eine Deckungslücke auf, doch der Vorstand ist zuversichtlich, sie schließen zu können. »Wenn jeder noch ein, zwei Mitglieder bringt, ist das Problem gelöst«, appellierte Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Ulrich Bausch an die Cineasten im Saal.

Probesitzen im bequemen "Kamino"-Sessel: Karin Zäh mit Andreas Kissel und Klaus Kupke vom Vorstand der Genossenschaft "Programmk
Probesitzen im bequemen »Kamino«-Sessel: Karin Zäh mit Andreas Kissel und Klaus Kupke vom Vorstand der Genossenschaft »Programmkino Reutlingen« sowie Andreas Vogt, der das Vorhaben im Baubereich unterstützt. Foto: Uschi Pacher
Probesitzen im bequemen »Kamino«-Sessel: Karin Zäh mit Andreas Kissel und Klaus Kupke vom Vorstand der Genossenschaft »Programmkino Reutlingen« sowie Andreas Vogt, der das Vorhaben im Baubereich unterstützt.
Foto: Uschi Pacher
Und das sei leistbar, so Bausch, glühender Verfechter des »großartigen« Projekts. »Tragen Sie die Aufbruchstimmung in Ihren Freundeskreis, damit ist uns am meisten geholfen.« Reutlingen, betonte er in seiner Begrüßungsrede, entwickle sich zunehmend zu einer Kulturstadt. Und da brauche es ein Programmkino jenseits der kommerziellen Unterhaltungsindustrie als »Ort für hochwertige Kinokultur«. Die Nachfrage sei da, sagte Bausch – und unendlich viele Ideen auch. Beispielsweise, vor jeder Vorführung einen Kurzfilm zu zeigen. Oder thematische Reihen. Oder Kino mit Gästen, etwa jungen Filmemachern ...

Noch keine Baugenehmigung

Er habe, sagte der Volkshochschul-Geschäftsführer, schon viele Projekte »geschoben«. Aber noch keines, das nach nur einem Jahr einen so hohen und differenzierten Entwicklungsstand habe. »Das ist sensationell – und eine Erfolgsgarantie.« Viel Begeisterung für ein Projekt, das in der Planung immer konkreter wird: Vorstandsmitglied Klaus Kupke und Andreas Vogt zeigten Detailpläne und erstmals auch Visualisierungen vom Innenbereich des »Kamino«, so der Name fürs Genossenschafts-Studiokino im Wendler-Areal. Das Herz der »gemütliche und gut proportionierte« Saal, so Kupke. 92 Plätze, neun aufsteigende Sitzreihen. Im Mittelgang herausnehmbare Stühle für Rollstuhlfahrer. Sogar einen Modell-Kinosessel gibt es schon, in dezentem Grau und sehr bequem: Das eigens aufgestellte Exemplar war nach der Info-Veranstaltung von Probesitzern dauerbelegt.

Schöne Pläne – und eine spannende Frage, nämlich die Kosten: 367 000 Euro sind laut Vogt berechnet für den Ausbau samt technischen Anlagen und Ausstattung. Doch zunächst ist der Eigentümer, die Wendler-GmbH, mit dem »veredelten Rohbau« dran. Zwischenwände werden entfernt, Sanitäreinrichtungen gebaut. Die Baugenehmigung hat sich verzögert, Mitte November ist mit der Erteilung zu rechnen. Die Genossenschaft will im Januar 2015 mit dem Umbau loslegen. Die Fertigstellung ist für Juni geplant, die Inbetriebnahme des Kinos für Juli und die Eröffnung für September. So viel Zeit wollen sich die Macher lassen, denn schließlich sollen Genossenschafter als Filmvorführer oder beim Abenddienst mitmachen – und das will geübt sein.

Bei der Gründung am 18. Dezember 2013 hatte die Genossenschaft »Programmkino Reutlingen« 325 Mitglieder, inzwischen sind es 484 mit 587 Anteilen à 200 Euro, berichtete Vorstandsfrau Karin Zäh. Auf dem Konto sind inzwischen 93 600 Euro angekommen, 117 400 Euro ist der zu erwartende Anteilsbetrag. Wie berichtet, ist aus dem erwarteten Zuschuss der Filmförderungsanstalt nichts geworden: Statt dem Programmkino wurde das »Cineplex Planie« mit 151 170 Euro unterstützt.

Widerspruch läuft

Der Widerspruch der Genossenschaft läuft, demnächst ist mit dem Bescheid zu rechnen, so Karin Zäh. Unabhängig vom Ausgang des Verfahrens (»die können uns am langen Arm verhungern lassen«) hat sich der Genossenschaft Mittel und Wege überlegt, das entstandene Loch zu stopfen. Denn die Absage der Förderanstalt hat dem Vorstand vorübergehende Fassungslosigkeit (Zäh) beschert, dem Konto aber eine Deckungslücke von 80 000 Euro. Allerdings gibt es die Kreditzusage einer Bank über 200 000 Euro. »Das ist unsere Schmerzgrenze«, sagte Zäh. Die monatlichen Rückzahlungen sollten nicht zu hoch werden: »Sonst wären wir zu kommerziellem Erfolg verdonnert.« Die Finanzierung steht zwar laut Zäh, dennoch soll der Eigenkapitalanteil erhöht werden.

Zum einen durch Sparen: Das Foyer werde deshalb nicht nach den ursprünglichen Vorstellungen ausgebaut, so Karin Zäh: »Wir verzichten darauf, bis wir dazu in der Lage sind.« Zum anderen durch Klotzen – und zwar bei der Öffentlichkeitsarbeit. Hauptziel ist die Werbung von Mitglieder und Sponsoren. Geplant ist eine Weihnachtsaktion, wie Andreas Kissel verriet. Eine Website ist in Arbeit, die Genossenschafter sollen mit einem Newsletter auf dem Laufenden gehalten werden und eine Facebook-Seite ist geplant.

Aber auch Anpacken ist angesagt: Durch Eigenleistung sollen beim Umbau die Kosten gesenkt werden. »Das wird nicht die große Masse sein, aber in unserer Situation kommt es auf jeden Tausender an«, sagt Kupke. Außerdem wird es einen Antrag zum Doppelhaushalt der Stadt Reutlingen über einen Betriebskostenzuschuss von 18 000 Euro geben. Die Programmkino-Macher sprühen also vor Tatendrang und Optimismus – was auch der Tagesordnungspunkt »Ausblick« zeigte: Immer am 18. Dezember, also dem Gründungstag, soll es ein Special geben – cineastisch und gesellig als Art Geburtstagsparty. (GEA)

www.programmkino-reutlingen.de