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Premiere der »Moo'spritzer« begeistert Publikum in Sondelfingen

Im neuen Stück der »Moo’spritzer« jagt ein Lacher den anderen. Alle Vorstellungen sind ausverkauft - Besuch bei der Premiere.

Der Neu-Ruheständler fühlt sich geschmeichelt, Sekretärin Lieselotte trauert, und Ehefrau Therese schmollt.
Der Neu-Ruheständler fühlt sich geschmeichelt, Sekretärin Lieselotte trauert, und Ehefrau Therese schmollt. Foto: Elke Schäle-Schmitt
Der Neu-Ruheständler fühlt sich geschmeichelt, Sekretärin Lieselotte trauert, und Ehefrau Therese schmollt.
Foto: Elke Schäle-Schmitt

REUTLINGEN-SONDELFINGEN. Er ist wieder da. Und wie! Thomas Linster, Urgestein der »Moo’spritzer« seit der allerersten Aufführung 1996, musste in den letzten Jahren beruflich bedingt pausieren bei der Amateurtheatertruppe, zumindest auf der Bühne. 2016 wurde er im Schwank »Des gibt’s doch gar net« das letzte Mal vom Publikum gefeiert; seither wirkte und werkelte Linne, wie er auch genannt wird, nur noch im Verborgenen mit, nämlich im Team der Kulissenbauer. Beim neuesten Moo’spritzer-Stück »Ruhestand... Und plötzlich war die Ruhe weg«, das am Samstagabend in der proppenvollen Sondelfinger Festhalle Premiere hatte, steht Linne wieder im Rampenlicht.

»Männliche Hauptrolle, ansonsten ausgeglichenes Rollenprofil«, lautet die Besetzungsangabe des Theaterverlags zur Komödie von Regina Rösch, und das trifft’s auf den Punkt. Aus dem insgesamt hervorragenden Ensemble ragt Linster noch ein Stückchen heraus. Wirkt er im ersten Akt ungewohnt gesetzt und verkörpert somit ideal den biederen Neu-Ruheständler Julius Klein, Hauptfigur des Dreiakters, läuft er spätestens zu Beginn des zweiten Akts zu voller Form auf.

Julius – jetzt in Handwerker-Latzhose statt Anzug und Krawatte – hat beschlossen, sein Heim und die von Gattin Therese (Angelika Honnens) betriebene Pension auf Vordermann zu bringen. Nicht nur beim Kampf mit Tapete und Kleister treibt er Therese zur Verzweiflung; noch schlimmer ist, dass der ehemalige »Senior Key Account Manager für Bempflingen Süd« einen »Businessplan« für die Pension aufstellt und die Gattin jeden Freitag zum Rapport zitiert. Wehe, da wurden zehn Cent zu viel für Klopapier ausgegeben!

Dass seine Sekretärin Lieselotte Schlüpfer (Sabine Külschbach) sich nach 43 gemeinsamen Jahren so gar nicht von ihrem Chef lösen kann, ständig auf der Matte steht und Julius bei seinen Umtrieben unterstützt, hebt Thereses Laune nicht gerade. »Wägge jedem Scheiß mache mir a Brainstorming«, klagt sie ihren mitfühlenden Freundinnen Karola (Margrit Bühler) und Gisela (Gabi Widmaier). Deren Ehemänner Martin (Martin Röder) und Erwin (Matthias Bader) wiederum versuchen – leider vergeblich –, Julius für ruhestandsgemäße Freizeitaktivitäten zu gewinnen, inklusive Trockenangelkurs in der guten Stube.

:)) Zur Melodie von Reinhard Mey singen Familie und Freunde für Julius: "Auch in der Rente kann das Leben ganz wunderbar sein...
:)) Zur Melodie von Reinhard Mey singen Familie und Freunde für Julius: »Auch in der Rente kann das Leben ganz wunderbar sein...« Foto: Elke Schäle-Schmitt
:)) Zur Melodie von Reinhard Mey singen Familie und Freunde für Julius: »Auch in der Rente kann das Leben ganz wunderbar sein...«
Foto: Elke Schäle-Schmitt

Mit Tochter Susi (Sibylle Schenk) rappelt Julius regelmäßig zusammen, weil er nichts von ihrem Freund Sören (Daniel Reicherter) hält, der mit Anfang 30 immer noch auf Sinnsuche ist. Aktuell sei er im Studiengang »Urbanes Pflanzen- und Freiraummanagement« eingeschrieben, erklärt Susi der staunenden Gisela. »Und in Blockflöte.« Einer der unzähligen Lacher im Lauf des Abends. Eigentlich gluckst und kichert es unablässig in der Festhalle. Als Julius einsehen muss, dass er nicht der geborene Heimwerker ist, besinnt er sich auf seine eigentlichen Stärken und will Thereses Pension ein völlig neues Konzept verpassen.

Ideen gibt es viele: »Einen richtig geilen Hardrockschuppen«, wünscht sich Susi. Erwins Träume von einem Nachtclub kontert Karola mit: »Ein Puff in Sondelfingen? So weit kommt’s noch!« Am Ende setzt sich Pensionsgast Karl Mai (Bülent Bozkurt) durch. Als glühender Verehrer des fast gleichnamigen berühmten Schriftstellers schlägt er einen Saloon vor, in dem regelmäßig Theateradaptionen von Karl Mays Werken aufgeführt werden. Und so erleben die Zuschauer im dritten Akt eine urkomische Generalprobe. Gezeigt wird ein Stück im Stück, über das hier nicht zu viel verraten werden soll. Nur ein kleiner Hinweis: Das Drama »Der Schatz im Reichenbach samt Gompa« geht auf »Der Schatz im Silbersee« zurück, könnte auch den Titel »Linnetous Rückkehr« tragen und erntet begeisterten Beifall.

Alle weiteren Vorstellungen sind bereits restlos ausverkauft, so »D’ Moo’spritzer«-Vorsitzende Sabine Külschbach, die neben ihrer Rolle als Lieselotte auch Regie führte. Wer bereits Karten ergattert hat, darf sich auf einen rundum vergnüglichen Abend freuen. (GEA)