REUTLINGEN-OHMENHAUSEN. Wann kommt es? Kommt es überhaupt noch? Frage, die dem Ohmenhäuser Bezirksgemeinderat in jüngster Zeit immer drängender zum Pflegeheim gestellt wurden, auf das die Bürger seit vielen Jahren warten. Schließlich war lange nichts zu hören oder auf dem Grundstück in der Brühlstraße 9 zu sehen, auf dem das Gebäude stehen soll. Doch hinter den Kulissen hat sich einiges getan, wie die vielen Zuhörer in der jüngsten Bezirksgemeinderats-Sitzung erfuhren. Nachdem der Bebauungsplan aufgestellt war und die Architekten-Entwürfe vorlagen, hatten sich in den vergangenen Monaten die Gutachter ans Werk gemacht. Auch dieses aufwendige Kapitel ist abgeschlossen, jetzt kann die Auslegung des Bebauungsplans folgen. Der Ortschaftsrat stimmte schon mal zu und hofft, dass die Reutlinger Altenhilfe (RAH) im nächsten Jahr mit dem Bau des Pflegeheims loslegen kann.
Schwierige Suche
»Lang gehegter Wunsch« der Ohmenhäuser, erinnerte Projektleiter Sebastian Schwarzenauer vom Stadtplanungsamt, war es, das neue Pflegeheim mitten im Ort zu bauen. Was sich schwierig gestaltete, denn die Stadt war mangels eigener Grundstücke auf den Erwerb privater Flächen angewiesen. Nach zähen Verhandlungen klappte es in der Brühlstraße: Wo jetzt noch ein altes Haus samt Schuppenanlagen steht und auf der Freifläche dahinter, soll das Pflegeheim mit 60 stationären Plätzen gebaut werden. Nach den überarbeiteten Architekten-Entwürfen (der GEA berichtete) in L-Form, wodurch mehr Freifläche geschaffen wird. Anders als ursprünglich geplant ist zur Brühlstraße hin eine größere Öffnung vorgesehen, was, so Schwarzenauer, »den Zugang zu den Einwohnern und dem ganzen Ort« verbessert. Kein Zufall, dass in diesem Bereich auch die Cafeteria eingerichtet wird.
Bäume müssen weichen
Ums Eck herum geht es zum Haupteingang auf der linken Gebäudeseite. Im hinteren Bereich wird es einen Demenzbereich mit Garten geben, in den Erdgeschossen Büros und der Tagespflegebereich, in den beiden Stockwerken darüber dann die »Wohngemeinschaften« mit jeweils 15 Einzelzimmern. Auch Betreutes Wohnen wird angeboten. Wie die Freiflächen gestaltet werden, steht laut Sebastian Schwarzenauer noch nicht fest. Etliche Bäume müssen weichen, einige ältere sollen bleiben – weil es, so der Stadtplaner, ökologisch sinnvoll ist und schön aussieht.
Und zum Verfahren: Nach der Aufstellung des Bebauungsplans vor zwei Jahren gab es schon mal eine öffentliche Beteiligung, während der vierwöchigen Auslegung folgt jetzt die zweite Runde. Kommen keine »grundlegenden Einwendungen«, so Schwarzenauer, kann die RAH ihren Bauantrag stellen. Und der Weg fürs neue Pflegeheim kann frei gemacht werden: Vorbereitungen für den Abriss oder Rodungsarbeiten, die nur im Winter möglich sind, nannte er als Beispiele.
Ausführliches Artenschutz-Gutachten
In den Gutachten wurde besonders ausführlich der Artenschutz unter die Lupe genommen. Auf der mittlerweile ziemlich verwilderten Grünfläche tummeln sich viele Vögel, neben »Allerweltsarten«, wie es in der Expertise heißt, auch geschützte Arten wie die Rauchschwalbe. Deshalb müssen Ausgleichsmaßnahmen wie Nisthilfen oder, wo möglich, Einflugöffnungen her. Auf die Frage von Achim Weiblen, inwieweit ökologische und artenschutzrechtliche Belange zum Stolperstein für den Bebauungsplan werden könnten, antwortete Sebastian Schwarzenauer mit einem Jein: Die Gutachten seien den Fachämtern bekannt, bedeutende Themen könnten jetzt schon angepackt werden. »Aber es kann immer sein, dass den Behörden noch etwas Wichtiges einfällt.« Wovon er nicht ausgehe: »Dafür wurden schon zu viele Untersuchungen gemacht. Und wir würden den Bebauungsplan nicht zur Auslegung geben, wenn wir nicht von seiner Realisierbarkeit ausgehen würden.«
Den Auslegungs-Beschluss fasste der Ortschaftsrat einstimmig, im Dezember ist der Gemeinderat dran und in der ersten Jahreshälfte 2024 soll dann der Satzungsbeschluss folgen. Die RAH könnte zeitnah mit dem Bau des Pflegeheims starten, das Ende 2025, spätestens 2026 bezugsfertig sein soll. (GEA)