REUTLINGEN-BETZINGEN. Nach einer rekordverdächtig langen Vorgeschichte könnten die Betzinger doch noch zu ihrer Gemeinschaftsschuppenanlage kommen – und das relativ flott. 2009 hatten sich Hobbylandwirte zum ersten Mal für das Projekt starkgemacht, fünf Jahre später stand endlich der Bebauungsplan. Doch umgesetzt wurde er nicht, denn die meisten Interessenten waren längst abgesprungen. Jetzt wird das Vorhaben wieder aus der Versenkung geholt. Der Standort ist klar, die planerische Grundlage auch, was die Sache diesmal sehr viel einfacher macht. »Das ganze Vorspiel können wir uns sparen«, sagt Betzingens Bezirksbürgermeister Friedemann Rupp. Bis Mitte nächsten Jahres, schätzt er, könnte die Schuppenanlage fertig sein. Interessenten gibt es bereits, weitere können sich noch melden.
Interesse war erlahmt
Das Projekt verlief von Anfang an zäh. Die Standortsuche war schwierig, letztlich einigte man sich auf ein städtisches Grundstück im Gewann Einmark im Breitenbachgebiet nahe der Stadtautobahn. Sechs Interessenten gab es 2009, sechs weitere hätten mitmachen können. Geplant waren zwei 36 Meter lange, 12 Meter breite Schuppen mit jeweils sechs Abteilen. Die Stadtverwaltung ließ sich Zeit mit dem Bebauungsplan, erst 2012 konnte der Aufstellungsbeschluss gefasst werden. Zwei weitere Jahre brauchte das zuständige Amt, um den Plan für die Auslegung und den finalen Satzungsbeschluss auszuarbeiten. Doch in dieser langen Zeit war das Interesse der meisten Bauwilligen erlahmt, die über eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts das Vorhaben hatten realisieren wollen.
Jahrelange Funkstille
Nach jahrelanger Funkstille soll die Gemeinschaftsschuppenanlage in einem zweiten, sehr viel aussichtsreicheren Anlauf realisiert werden. »Den Bebauungsplan gibt es«, sagt Friedemann Rupp beim Vor-Ort-Termin im Gewann Einmark. »Und es gibt ihn hier oder gar nicht.« Will heißen: Es bleibt beim alten Standort, denn alles andere würde das Verfahren wieder in die Länge ziehen. Rechts und links des Breitenbachs gibt es außerdem das Gebiet mit den meisten Streuobstwiesen in Betzingen. »Uns ist es wichtig, sie zu erhalten und diejenigen zu unterstützen, die sie bewirtschaften«, so Rupp.
Nur für landwirtschaftliche Zwecke
Vor etwa einem Jahr kam die Idee auf, das Projekt wiederzubeleben. Nach einem ersten öffentlichen Aufruf meldeten sich 15 Interessenten. »Als sie die Regularien gehört haben, sind viele wieder abgesprungen«, berichtet Betzingens Ortsvorsteher. Denn Gemeinschaftsschuppenanlagen sind weder als Wohnwagenabstellplätze gedacht noch darf dort Gefahrgut wie Lack oder Farbe gelagert werden. Und es gibt keinen Stromanschluss. »Wer sich ein Autowerkstättle erhofft hat, lag falsch.« Errichtet werden dürfen die Anlagen ausschließlich für landwirtschaftliche Fahrzeuge, Geräte oder auch Erzeugnisse.
Platz für elf Interessenten
Umgesetzt werden soll die Gemeinschaftsschuppenanlage so, wie es der alte Bebauungsplan vorsieht. Mit einer Abweichung: Einer der beiden Schuppen wird mit fünf Abteilen kleiner ausfallen, weil sonst der angrenzende Schotterweg verlegt werden müsste. Elf Interessenten können sich also einkaufen ins Projekt – wie gehabt über eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts. Das Sondieren, wer zum Zug kommt, »könnte eine Herausforderung« werden, meint Rupp. In einem nächsten Schritt soll mit juristischer Unterstützung ein Vertrag ausgearbeitet werden. Der Kauf des städtischen Grundstücks könnte dann relativ schnell über die Bühne gehen. In der Bauweise soll sich die Betzinger Anlage am Ohmenhäuser Modell orientieren – ein, so Rupp, Standardprodukt.
PV-Anlage nicht rentabel
Klingt alles nach einem sehr geschmeidigen Procedere. Einen kleinen Haken gibt es allerdings: Seit zwei Jahren schreibt das Land Photovoltaik vor, doch laut Bebauungsplan darf die Anlage keinen Stromanschluss haben. Ein »Schlupfloch«, so Rupp, könnte die Unwirtschaftlichkeit einer PV-Anlage am geplanten Standort sein. »Allein die Kosten für die Verlegung von Stromkabeln wären so immens, dass das aus unserer Sicht nicht rentabel ist.«
Wer bei der Gemeinschaftsschuppenanlage mitmachen möchte, kann sich noch bis zum 15. Mai beim örtlichen Bezirksamt melden. Die Interessenten müssen nicht aus Betzingen kommen. (GEA)
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