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Nach Razzia in Reutlingen: 150.000 Euro in Bar gefunden

Nach der Großrazzia in Reutlingen gegen eine georgische Diebesbande wird das Ausmaß des Schadens klarer.

Bayrische Polizisten kontrollieren am Tag der Großrazzia Pakete, die in einem Lastwagen am Stadion Kreuzeiche sichergestellt wur
Bayrische Polizisten kontrollieren am Tag der Großrazzia Pakete, die in einem Lastwagen am Stadion Kreuzeiche sichergestellt wurden. Foto: Marijan Murat/dpa/dpa
Bayrische Polizisten kontrollieren am Tag der Großrazzia Pakete, die in einem Lastwagen am Stadion Kreuzeiche sichergestellt wurden.
Foto: Marijan Murat/dpa/dpa

REUTLINGEN. Am 9. Oktober schaffte es Reutlingen deutschlandweit in die Schlagzeilen. Polizei und Zoll gelang mit einer aufsehenerregenden Großrazzia ein Schlag gegen eine georgische Diebes- und Hehlerbande. Deren Hauptquartier: ein unscheinbares und verfallen wirkendes Gebäude in der Eberhardstraße in Reutlingen, gegenüber der Stadthalle. Georgische Ladendiebe hatten in ganz Deutschland Fahrräder, Kosmetika und Elektroartikel geklaut, und per Sprinter nach Reutlingen transportiert. Von dort aus war das Diebesgut dann wohl per Lkw, versteckt zwischen legalen Paketen, nach Georgien und Italien gefahren worden. Laut bayrischem Landeskriminalamt (LKA) steckt die Russen-Mafia hinter der Sache.

In der Eberhardstraße und in einem Lkw am Kreuzeichestadion stellten die Ermittler tonnenweise Pakete sicher. Der Zoll half dabei, verdächtige Sendungen auszusieben. Nun ist klar, wie viele. »Wir haben rund 150 Pakete sichergestellt«, berichtet Ludwig Waldinger, der Pressesprecher des Landeskriminalamts (LKA) aus Bayern, auf GEA-Anfrage. Jetzt müsse man das mutmaßliche Diebesgut analysieren und versuchen, es zuzuordnen. Eine Detektivarbeit. Einmal pro Woche war der Lastwagen an der Kreuzeiche abgefahren, immer hatte er zehn bis 15 Tonnen Pakete geladen.

150.000 Euro Bargeld sichergestellt

»Außerdem haben wir an diesem Tag bei den Durchsuchungen rund 150.000 Euro Bargeld sichergestellt«, sagt Waldinger. Zwei Bargeldspürhunde seien im Einsatz gewesen. Bei der Razzia in Reutlingen wurden zwei Personen festgenommen, gegen die ein Haftbefehl vorliegt, eine dritte in Stuttgart. Nun berichtet Waldinger: »Es ist uns zudem gelungen, in Berlin noch eine vierte Person festzunehmen, gegen die auch ein Haftbefehl vorlag.« Hierbei handle es sich ebenfalls um einen mutmaßlichen Kopf der Bande.

Alle vier Personen säßen nun in unterschiedlichen Justizvollzugsanstalten in Berlin, Bayern und Baden-Württemberg in Haft. In Reutlingen wurden am Tag der Razzia neun weitere Personen festgenommen, gegen die jedoch kein Haftbefehl vorlag. »Ihnen wurde die Möglichkeit gegeben, sich zu äußern«, sagt Waldinger. Davon habe aber niemand Gebrauch gemacht. »Dann haben wir eine erkennungsdienstliche Behandlung durchgeführt, bei allen die Ausweise einbehalten und dem Ausländeramt übergeben. Und sie dann wieder entlassen.«

500.000 Euro Sozialausgaben hinterzogen

Da es sich bei den mutmaßlichen Tatverdächtigen um Georgier handelt, war auch der Zoll in die Ermittlungen und die Razzia involviert. Der Verdacht der Schwarzarbeit steht im Raum. »Es geht hier um rund 500.000 Euro hinterzogene Sozialausgaben«, ordnet Zoll-Pressesprecher Hagen Kohlmann die Dimension ein. Rund 60 Zoll-Beamte haben am Razzia-Tag »vier Objekte sowie ein Steuerberater-Büro« durchsucht, wie er sagt. Mit der Ausbeute ist er aus Ermittler-Sicht zufrieden: »Wir haben gefunden, was wir wollten.« Die Zoll-Beamten stellten Rechner und Unterlagen sicher, aber auch Handys, »denn über die wurden wohl die Fahrten koordiniert«. Nun laufen auch beim Zoll die Ermittlungen auf Hochtouren, man müsse »Passwörter knacken«, alles verschriftlichen und es dann der Staatsanwaltschaft übergeben.

Was ebenfalls erst jetzt bekannt wird: In einer Lagerhalle, die man nur durchsuchen wollte, habe man weitere »acht Georgier angetroffen, die sich illegal in Deutschland aufhalten«, so Kohlmann. Auch in diesem Fall wurden die Pässe einbehalten und der Ausländerbehörde übergeben. (GEA)