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Management der Kreiskliniken Reutlingen vor Wechsel

Ab Anfang Mai 2025 wird die Kreiskliniken Reutlingen GmbH eine neue Geschäftsführung haben, und es wird sicherlich nicht die alte sein. Was dahinter steckt, und wie es weiter geht.

Wer wird in einem Jahr die Kreiskliniken Reutlingen managen? Sicher nicht mehr die RKH wie bisher.
Wer wird in einem Jahr die Kreiskliniken Reutlingen managen? Sicher nicht mehr die RKH wie bisher. Foto: Stephan Zenke
Wer wird in einem Jahr die Kreiskliniken Reutlingen managen? Sicher nicht mehr die RKH wie bisher.
Foto: Stephan Zenke

REUTLINGEN. Ab Anfang Mai 2025 wird die Kreiskliniken Reutlingen GmbH eine neue Geschäftsführung haben, und es wird sicherlich nicht die alte sein. Denn der Aufsichtsrat der Regionalen Kliniken Holding und Services GmbH (RKH) mit Sitz in Ludwigsburg hat beschlossen, sich nach dem Ablauf ihres Vertrages nicht erneut darum zu bewerben. An die Öffentlichkeit dringt diese Nachricht über eine interne E-Mail.

Den »sehr geehrten Kolleg:innen« im Kreisklinikum am Steinenberg schickt Geschäftsführer Dominik Nusser einige aussagekräftige Absätze auf die Bildschirme. Inhalt zum einen die Nachricht, dass der Geschäftsbesorgungsvertrag zwischen den Kreiskliniken Reutlingen GmbH und der RKH definitiv am 30. April 2025 enden wird. Dazu schreibt Nusser: »Ich selbst habe mich vor diesem Hintergrund entschieden, die RKH-Gesundheit mit Ablauf des Managementvertrages zu verlassen und werde versuchen, mich mit einer anderen Managementfirma erneut auf die Geschäftsführung unserer Kreiskliniken zu bewerben«. Was ist da eigentlich passiert?

Kleine Geschichte einer Geschäftsführung

Was hat sich in Sachen Management der Kreiskliniken Reutlingen GmbH seit 2020 getan? Ein Blick ins Archiv.

Mai 2020: Die Regionale Kliniken Holding und Services GmbH (RKH) beginnt mit dem Management der Kreiskliniken. Der Kreistag hatte sich mit großer Mehrheit für die Klinik-Holding ausgesprochen.

Juni 2020: Mitarbeiter der Kreiskliniken Reutlingen fordern in einer Petition bessere Arbeitsbedingungen.

Juli 2020: Jörg Martin und Dominik Nusser geben einen ersten Ausblick auf die künftige Orientierung der Kliniken. Alle drei Standorte sollen bleiben, bekräftigte Martin.

Dezember 2020: Der Kreistag be-schließt das Medizinkonzept 2025. Es bedeutete das Aus für die klassische Krankenhausversorgung in Bad Urach.

Oktober 2021: Die erste Bilanz des neuen Managements zeigte im Corona-Krisenjahr wenig überraschend erneut Millionenverluste.

Dezember 2021: Der Aufsichtsrat der Kreiskliniken Reutlingen entscheidet sich für die Schließung des hauseigenen Wäschereibetriebs am Steinenberg. Der Kreistag Reutlingen verlängert den Managementvertrag der Regionalen Klinik Holding RKH um weitere zwei Jahren bis 2025.

April 2022: Die Diagnose der Kreiskliniken Reutlingen GmbH ist eindeutig: Eine Sanierung des Klinikums am Stei-nenberg sei wirtschaftlich ungesund sowie organisatorisch mit zahlreichen Nebenwirkungen verbunden. Ein Neubau wäre dagegen die geeignete Therapie für eine langfristige Gesundheitsversorgung im Kreis.

Februar 2024: Professor Dr. Jörg Martin wird als Geschäftsführer der Regionalen Kliniken Holding und Services GmbH (RKH) schon im Spätsommer ausscheiden, obwohl sein Vertrag noch bis Ende 2025 läuft. Martin ist überdies einer von zwei Geschäftsführern der Kreiskliniken Reutlingen GmbH.

März 2024: Der Kreistag hat wesentliche Weichen für die Zukunft der Kliniken und der Gesundheitsversorgung gestellt. Verabschiedet werden mit dem »Medizinkonzept 2030« erhebliche Veränderungen in Bezug auf das medizinische Angebot der Krankenhäuser in der Region. Für die Kreiskliniken Reutlingen soll ein neuer Managementvertrag ausgeschrieben werden, da der Vertrag mit der RKH im April 2025 endet. (GEA)

»Wir können bestätigen, dass sich die RKH Gesundheit nicht an der Ausschreibung eines Managementvertrages mit dem Landkreis Reutlingen beteiligen wird, da die RKH Gesundheit sich derzeit in einem großen Umbruch befindet. Die RKH hat die Zusammenarbeit mit der Kreisverwaltung in den vergangenen Jahren aber immer als sehr positiv und konstruktiv wahrgenommen«, sagt Suzan Gross als Pressesprecherin der RKH in Ludwigsburg – und verweist für weitere Auskünfte an den Landkreis Ludwigsburg. Denn der dortige Landrat Dietmar Allgaier ist auch RKH-Aufsichtsratsvorsitzender. Allgaiers persönliche Referentin Eva Wiedemann teilt auf GEA-Anfrage mit, »vor dem Hintergrund der zunehmend veränderten Rahmenbedingungen bei den Krankenhäusern, der bevorstehenden Krankenhausreform und des Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetzes möchten wir unsere Kapazitäten künftig wieder vollständig in die Krankenhäuser des RKH-Verbunds einbringen. Das bedeutet nicht, dass eine Zusammenarbeit mit den Kreiskliniken Reutlingen beispielsweise bei gemeinsamen Projekten ausgeschlossen ist, aber wir möchten diese Zäsur nun nutzen, um uns komplett auf den RKH-Verbund zu konzentrieren«. Aus dem Reutlinger Landratsamt kommt neben der Bestätigung der Tatsachen eine kurze Stellungnahme vom Landrat Dr. Ulrich Fiedler.

»Wir waren im Vorfeld über die Entscheidung der RKH, sich nicht erneut zu bewerben, informiert und bedauern diesen Schritt. Aber selbstverständlich respektieren wir diese Entscheidung, die in einer Zeit großer Umbrüche im Klinikwesen gefällt wurde. Wir gehen davon aus, dass die RKH sowie die Geschäftsführung ihren Auftrag wie bisher zu 100 Prozent erfüllen werden«, so Fiedler. Im Juli werde der Kreistag über die Bewertungskriterien der Ausschreibung des Managementvertrags entscheiden, im August starte das Ausschreibungsverfahren, »wir rechnen mit zahlreichen qualifizierten Bewerbungen«. (GEA)