»Die Technik, das ist mein Ding «Nachdem er zehn Jahre lang auf dem Farrenberg einen Doppeldecker restauriert und ihn jahrzehntelang selbst geflogen war, widmet er sich seit einigen Jahren einem Auto, das zunächst gar nicht in sein Portfolio passen will: einem der größten Ami-Schlitten, die es je gab. Der »Ford Fairlane Galaxy 500 Skyliner« stammt aus dem Jahr 1959, also aus der Zeit ungebremster Heckflossen.
Während Benders bisherige Fahrzeuge an Wendigkeit und Spritzigkeit nicht zu überbieten waren, gilt die neue Liebe einer Art Immobilie auf vier Rädern mit extremen Dimensionen. Der große Ford hat Vollausstattung, was in Amerika so viel heißt wie: Alles ist elektrisch. Sitze, Fenster, Dach: Mag sein, dass heute vieles davon selbstverständlich ist, für damalige Verhältnisse war es das nicht. Die Amerikaner waren den Europäern um Längen voraus.
Bender arbeitet seit vier Jahren an dem Fahrzeug, und zwar jeden Tag. Wer seinen Werdegang kennt und weiß, dass er gelernter Maschinenschlosser ist, kann sich vorstellen, was das bedeutet. Es gibt an dem Auto keine Schraube, die Bender nicht geöffnet hat, fast kein Teil, das er nicht auseinandergebaut und wenn nötig repariert hat.
Zwei dicke Ordner enthalten Vorher-Nachher-Fotos, die den Wandel von Zustand drei minus in Zustand eins dokumentieren. Getriebe, Hinterachse, Bremsen, Lenkung, Armaturen, Bestuhlung, Beleuchtung, Gebläse: Bender hat alles zerlegt. Und: Er hat es durch neue, beständigere Materialien besser gemacht.
Der Reutlinger ist ein kleines Genie, was den Umgang mit Fahrzeugen angeht. Beim »Ford Fairlane Galaxy 500 Skyliner« stieß er bisweilen an seine Grenzen. Allein das versenkbare Blechdach kostete ihn schlaflose Nächte. Zehn Relais, elf Sensoren, sieben kleine Elektromotoren und ein Gewirr von Stangen, Kabeln und Hebeln drücken das Verdeck erst 15 Zentimeter nach oben und verfrachten es dann nach hinten in den Kofferraum. Was zunächst nach großer Ingenieurskunst aussieht (und es auch ist), gestaltet sich derart kompliziert und aufwendig, dass es Ford nach wenigen Jahren wegen Anfälligkeit in die Tonne trat. Umso seltener ist es heute.
Freiliegende elektrische Leitungen, ausgeschlagene Gelenkwellen, nicht passende Spaltmaße - andere hätten den Bettel längst hingeschmissen. Bender arbeitete ein Jahr lang täglich an dem Dach-Mechanismnus. Bei ihm wuchs nicht der Frust, sondern der Ehrgeiz. »Technik, das ist mein Ding«, sagt er.
Jetzt, nach vierjähriger Restaurierung, steht das wuchtige Teil bei Freunden in der Halle, weil es in der eigenen Garage auf Dauer keinen Platz mehr hat: Bei 5,70 Meter Länge ist guter Rat teuer. Aber: Alles funktioniert.
»Die Lackierung würde ich niemals ändern«Lohn der Mühe: ein perfekt fahrender, lenkender und bremsender Straßenkreuzer, dessen V-8-Motor (200 SAE-PS aus 4,9 Liter Hubraum) perfekt zündet und eine Dreigang-Automatik, die butterweich schaltet. Für 40 000 Euro hat ihn Bender gekauft, 30 000 Euro an Ersatzteilen reingesteckt, Arbeitsstunden nie aufgeschrieben. Es müssen Tausende gewesen sein. Wie viele Besitzer der Ford hatte und wo er ganz früher mal gelaufen ist, spielt für Bender keine Rolle. Ihn interessierte die Technik. Und die Zwei-Farben-Lackierung, die er niemals ändern würde. Das Mintgrün bleibt, wie es ist.
Männer und Motoren
Die Serie handelt von Oldtimern aus der Region und ihren Besitzern. Vorgestellt werden in loser Folge zwei- und vierrädrige Fahrzeuge mit H-Kennzeichen, die älter sind als 30 Jahre. Wenn Sie einen Oldtimer besitzen und Ihre Geschichte dazu erzählen wollen, melden Sie sich. Alle bisher erschienenen Folgen sind im Internet verfügbar. (co)oldtimer@gea.de