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Lieblingsplatz in Bronnweiler: Bürgermeisterin steigt gern in die Wiesaz

In Bronnweiler läuft viel im Ehrenamt - und das ist so ganz nach dem Geschmack von Bezirksbürgermeisterin Friedel Kehrer-Schreiber.

Eigentlich mag Friedel Kehrer-Schreiber alles in Bronnweiler: Ganz besonders mag sie ein lauschiges Plätzchen bei der Sporthalle
Eigentlich mag Friedel Kehrer-Schreiber alles in Bronnweiler: Ganz besonders mag sie ein lauschiges Plätzchen bei der Sporthalle an der Wiesaz. Foto: Glitz
Eigentlich mag Friedel Kehrer-Schreiber alles in Bronnweiler: Ganz besonders mag sie ein lauschiges Plätzchen bei der Sporthalle an der Wiesaz.
Foto: Glitz

REUTLINGEN-BRONNWEILER. Friedel Kehrer-Schreiber kriegt gern nasse Füße. Zumindest bei heißen Temperaturen. Hose hochkrempeln und in der Wiesaz waten: Ins Nass führt beim Sportplatz des TV Bronnweiler ein »Wegle«, das die Vereinssportler geebnet haben. Alles auf dem kleinen Dienstweg und mit ehrenamtlicher Unterstützung: Das ist so ganz nach dem Geschmack der Dorfchefin. »Bei uns läuft viel im Ehrenamt«, sagt sie. Und: »Man kann doch nicht immer nach der Stadt schreien«.

Vor der Sporthalle stehen neuerdings zwei solide Holzbänke, eine ebenfalls solide Tischtennisplatte - alles gebraucht und zu schade zum Wegwerfen - auf einem von den Technischen Betriebsdiensten mit gebrauchten Steinen frisch gepflasterten Untergrund. Man braucht nicht »älleweil« alles neu, sagt Kehrer-Schreiber. Miteinander könne man viel bewegen, ohne viel Geld in die Hand zu nehmen - unbürokratisch schnell und passgenau handeln.

"Man muss den Kirchhof nicht mähen, wenn kei' Leich' isch" "

»Ich bin nicht so fürs Zentralisieren«, sagt Kehrer-Schreiber. Vor allem, wenn das Ergebnis so aussieht wie der Rasen beim Sportplatz. Er ist vor ein paar Wochen gemäht worden von der Stadt. Turnusgemäß, aber in der größten Hitze und daher jetzt braun und verdorrt. Das regt sie mächtig auf. Lange Gräser schützten doch den Boden viel besser. Auch an anderen Stellen sieht sie Rationalisierungpotenzial: »Man muss doch den Kirchhof nicht mähen, wenn kei' Leich' isch«.

Die finanzielle Lage der Stadt sei »bedrohlich«, aber vielleicht auch eine Chance, sich zu besinnen: Renovieren, reparieren, Bestehendes pflegen. »Wir gehen zurück zu den Wurzeln«.

Von den Pässen bis zu den Rentenanträgen: Die kleinen Rathäuser nähmen der Verwaltung in der Kernstadt viel Arbeit ab, betont die Bürgermeisterin. Und: In den nicht öffentlicher Ratssitzungen würden im Dorf auch schon mal persönliche Probleme behandelt. Da wird Hilfe für einen Pflegebedürftigen organisiert, Unterstützung für einen alten Mann mit bescheidener Rente. Und geschwiegen: »Da geht nix raus.«
Überhaupt sei, wenn man in Bronnweiler über das Unglück anderer spreche, das »nicht Dorftratsch, sondern Anteilnahme«.

Liebeserklärung in der Dorfmitte.
Liebeserklärung in der Dorfmitte. Foto: igl
Liebeserklärung in der Dorfmitte.
Foto: igl

Auffallend wenig dringt übers Ortsschild hinaus. Dass Bronnweiler gern seinen eigenen Brei kocht - oder sagen wir, ein selbstgenügsamer Mikrokosmos ist - ist bald spürbar.

Nachnamen gibt es in Reutlingens zweitkleinstem Teilort nicht. Auch die Bürgermeisterin ist nur »die Friedel«. Nächstes Jahr werden es 20 Jahre, dass sie dem Flecken vorsteht. Bereits seit 1984 ist sie Bezirksgemeinderatsmitglied. Als Gemeinde- und Kreisrätin (seit 2009) für die FWV-Fraktion hat Kehrer-Schreiber Vernetzung in die Großstadt.

»Gut miteinander leben, das ist doch das Wichtigste«

Ob sie im kommenden Jahr bei der Kommunalwahl nochmal antritt, lässt die 64-Jährige offen. Ihre Wünsche fürs Dorfs sind überschaubar: Einer geht demnächst mit der Eröffnung des gelb-karierten Kinderhauses im Dorfkern in Erfüllung. 50 Plätze gehen Ende des Jahres für Kinder aus Bronnweiler, Gönningen und Ohmenhausen in Betrieb. Weil Bronnweiler nah am Wasser gebaut ist, bleibt Hochwasserschutz ein Thema. »Wir hoffen, dass der Süden drankommt, wenn Betzingen durch ist«, sagt die Ortsvorsteherin. Ein neues Feuerwehrauto steht auf der Wunschliste, das dann auch ein größeres Haus bräuchte. »Wir haben eine starke Jugendfeuerwehr hier.«

Der Bäcker im Ortskern macht zu Ende des Jahres. Das bekümmert die Ortsvorsteherin. »Sonst passt es« aus ihrer Sicht. Vor allem das Soziale: »Gut miteinander leben, das ist doch das Wichtigste.«

Was vielleicht demnächst nicht mehr so passt: Der Windkraftausbau wird Bronnweiler aller Voraussicht nach tangieren. Gegen die Energiewende mag Friedel Kehrer-Schreiber nichts sagen. Dazu, dass die Windräder nahe rücken könnten ans Idyll, schon: »Das wird optisch nicht ohne sein. Da gewöhne ich mich nicht mehr dran.« Und dann fallen ihr eine Menge Argumente gegen Windmühlen ein. »Warum spielen die Rotmilane keine Rolle mehr? Wie entsorgt man die Flügel? Was passiert nach Ablauf der Förderung?« Und: Der Wind wehe doch im Norden und man müsse endlich Leitungen bauen - und sich generell mehr Zeit lassen für die Energiewende. (GEA)