REUTLINGEN. Im vergangenen Jahr wollten fünf Jugendliche unbedingt zusammen Musik machen. Sie waren an der Laura-Schradin-Schule in unterschiedlichen Klassen, mit dabei aber auch ein Schulverweigerer.
Die Mitglieder der jugendlichen Band »Green Impact« kamen mit der Unterstützung ihrer Betreuerinnen und Betreuer von Ridaf sowie der Kulturwerkstatt in ihrem Leben einen entscheidenden Schritt weiter. Foto: pr
Die Mitglieder der jugendlichen Band »Green Impact« kamen mit der Unterstützung ihrer Betreuerinnen und Betreuer von Ridaf sowie der Kulturwerkstatt in ihrem Leben einen entscheidenden Schritt weiter.
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Alle hatten mit diversen Schwierigkeiten zu kämpfen: Zuviel Alkohol, selbstverletzendes Verhalten, enorme Probleme zu Hause. Aber sie wussten: Wir wollen zusammen Musik machen. Das Quintett sprach die Schulsozialarbeiterin Regina Gradtke an. Und die war begeistert von der Idee und dem Engagement der Jugendlichen. Aber: »Wir an der Schule sind nun mal keine Musiker«, sagt sie heute. Dafür stellte sie den Kontakt zur Reutlinger Kulturwerkstatt her. »Wir hatten eine Spende von 300 Euro und fragten, ob die Jugendlichen damit Unterricht kriegen könnten«, so Gradtke. Um über einen längeren Zeitraum von mehreren Monaten wöchentliche Proben unter Anleitung durchführen zu können, reichte das Geld bei Weitem nicht. §§ »Weil ihnen das wichtig war, haben die Jugendlichen Verbindlichkeit gelernt« §§ Aber: »Die Kulturwerkstatt sagte, wir machen das,« erinnert sich die Sozialarbeiterin. »Green Impact« nannte sich die Band, die Kids schrieben selbst Lieder und waren allesamt regelmäßig bei den Proben dabei – ein Umstand, der an der Schule bis dahin überhaupt nicht funktioniert hatte. »Weil ihnen das wichtig war, hatten die Jugendlichen Verbindlichkeit gelernt.« Unterstützt von Rektorin Hildegunde Haist-Huber kam es zum Abschluss des Projekts gar zu einem großen Konzert auf der Schulbühne. »Und das war richtig gut«, berichtet Regina Gradtke. Die Kids hatten nicht nur musikalisch jede Menge dazu gelernt, sondern auch fürs Leben: Alle kamen nach dem Schuljahr in eine Ausbildung oder machten ein Freiwilliges Soziales Jahr. Ein Riesenerfolg, mit dem niemand an der Schule gerechnet hatte. »Wir hatten dann die Idee, dieses Projekt zu wiederholen und beantragten Mittel beim Reutlinger Spendenparlament«, sagt die Sozialarbeiterin, die auch bei Ridaf beschäftigt ist. Die »Parlamentarier« befanden, dass dieses Vorhaben namens »Spotlight« ein gutes ist und gaben rund 2 700 Euro. Das reicht für ein Jahr Betreuung der Jugendlichen in der Reutlinger Kulturwerkstatt nicht aus. »Den Rest legt Ridaf oben drauf«, so Gradtke. Im Moment ist noch die Findungs-phase in vollem Gang, nachdem die Schulsozialarbeiterin in den Klassen der Laura-Schradin-Schule Werbung für das Projekt gemacht und auch einzelne Schulverweigerer (die von Ridaf betreut werden) angesprochen hatte. 18 Jugendliche zwischen 15 und 19 Jahre würden gerne mitmachen – nur: Ob sie es tatsächlich ernst meinen, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. »Der Unterschied zum vergangenen Jahr ist der, dass die Jugendlichen jetzt keine musikalischen Vorkenntnisse haben.« Dafür schleppen alle Jugendlichen einen ganzen Rucksack voller Probleme mit sich herum. Kein Problem hat hingegen die Kulturwerkstatt damit, dass die Jugendlichen instrumentale Anfänger sind. »Die Mitarbeiter dort sagen, dass ihr Ansatz ein anderer ist«, berichtet Gradtke. Sie freut sich über die gute Zusammenarbeit mit den Zuständigen in der Kulturwerkstatt, wird die Jugendlichen aber auch weiter betreuen. Und schon im Vorfeld gab es einige Hindernisse auszuräumen. »Ich hatte mit den Eltern von ein paar Migrantinnen gesprochen, damit sie überhaupt kommen dürfen«, berichtet Gradtke beispielsweise. Mädchen sind dabei, die kaum deutsch sprechen, aber hoch motiviert sind. »Wir müssen jetzt sehen, wie viele Jugendliche tatsächlich dabei bleiben.« Sollten es mehr als zehn oder zwölf sein, müssten vielleicht zwei Bands gebildet werden. Ein Abschlusskonzert auf der Schulbühne ist erneut am Ende des Schuljahres geplant. Und alle Beteiligten hoffen natürlich auf einen ähnlich positiven Effekt für das weitere Leben der Jugendlichen wie beim »Spotlight«-Vorläufer. (GEA)