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Aktuell Reutlingen

Kurz vor neun war das Rennen gelaufen

REUTLINGEN. Punkt 18.30 Uhr und damit vier Minuten früher als bei der Bundestagswahl vor vier Jahren meldet der erste von 86 Reutlinger Wahlbezirken »sein« Gesamtergebnis an die Wahlzentrale im Bürgerbüro des Rathauses: das Team aus der »Turn- und Festhalle Oferdingen«. Von den dort 887 Wahlberechtigten hatten 576 ihre Stimmen abgegeben, sechs waren ungültig. Klar, dass es sich dabei um »einen der kleineren Wahlbezirke« handelt, wie Hauptamtsleiter Claus Lietzmann erläutert.

Auch nach dem Schnellstart geht’s Schlag auf Schlag: Zehn Minuten nach sieben sind bereits die Hälfte der Wahlbezirke ausgezählt, die CDU ist zwischenzeitlich von anfangs 35 auf unter 30 Prozent abgerutscht, die SPD liegt bei 20 Prozent, FDP bei 18, die Grünen bei 16,7 und die Linke noch bei 9 Prozent.

Während unten im Rathaus-Foyer wenige Interessierte die Hochrechnungen von ARD und ZDF auf einem Flachbildschirm verfolgen und immer wieder einen Blick auf die gegenüberliegende Leinwand mit den laufend aktualisierten Reutlinger Zwischenergebnissen werfen, werden auch im Rathaus kräftig Stimmen gezählt - alle 14 Briefwahlbezirke sind hier zentral zusammengeführt. Und bei einem kommt’s dann doch noch zum »Hänger«: Während um 20.01 Uhr schon 85 von 86 Wahlbezirken ausgezählt sind und das Ziel in Rekordzeit erreichbar scheint, dauert es dann doch noch zwanzig Minuten länger als 2005, bis das vorläufige Reutlinger Endergebnis um 20.55 Uhr dann feststeht.

Federn gelassen

Als Spitzenreiter bei den Erststimmen behauptete sich auch in Reutlingen mit 38,3 Prozent der CDU-Mann Ernst Reinhard Beck (64). Zwar musste er gegenüber 2005 immerhin 5,5 Prozentpunkte Federn lassen, doch der Abstand zu SPD-Herausforderer Sebastian Weigle hat sich fast verdoppelt: Betrug er 2005 nur 6,9 Prozentpunkte, liegen dieses Mal 12,9 Punkte zwischen den beiden Bewerbern. Der 31-jährige Sozialdemokrat mit dem schlechten Landeslistenplatz brachte es in »seiner« Stadt gerade einmal noch auf 25,4 Prozent - das sind 11,5 Prozentpunkte weniger als bei seiner ersten Bundestagskandidatur vor vier Jahren. Immerhin: Sowohl Weigle als auch Beck fuhren in Reutlingen mehr Stimmen ein als ihre Parteien. Die SPD erhielt nur 19,6 Prozent der Zweitstimmen (2005 waren es noch 32,9 Prozent), die CDU sackte von 34,1 Prozent im Jahr 2005 auf aktuelle 30,5 Prozent ab.

FDP-Kandidat Pascal Kober (38) hingegen, der bereits zwanzig nach sechs nebenan in der »Inside Lounge« auf seinen schon als gesichert geltenden Einzug in den Bundestag angestoßen hatte, schnitt in Reutlingen mit 11,6 Prozent deutlich schlechter ab als seine Partei, die es auf stattliche 18,7 Prozent brachte (plus 5,9) und an den Grünen mit 1,7 Prozentpunkten vorbeizog.

Auch Beate Müller-Gemmeke (48) blieb mit 15,2 Prozent der Erststimmen hinter dem Parteiergebnis (17 Prozent; plus 4,7) zurück, toppte aber das Ergebnis ihres »Vorgängers« Thomas Poreski bei der vorigen Bundestagswahl um 6,3 Prozentpunkte. Ebenfalls verbessert hat sich Stefan Straub. Der 64-jährige Linke steigerte sein persönliches Ergebnis von 3,8 Prozent im Jahr 2005 auf nun 6,9 Prozent. Seine Partei erzielte in Reutlingen 8,4 Prozent und somit ein Plus von 4,1 Prozentpunkten. (GEA)