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Aktuell Ausstellung

Kunst mit einer Prise Kurkuma

In Sickenhausen hat sich ein Wohnhaus zur »Fliegenden Galerie« gemausert. Ein Blick in die aktuelle Ausstellung

Heidi Morawski, Sabine Rockstroh und Susanne Wendt-Auda zeigen ihre Werke in der »Fliegenden Galerie« (von links).  FOTO: LEIPOL
Heidi Morawski, Sabine Rockstroh und Susanne Wendt-Auda zeigen ihre Werke in der »Fliegenden Galerie« (von links). Foto: Anne Leipold
Heidi Morawski, Sabine Rockstroh und Susanne Wendt-Auda zeigen ihre Werke in der »Fliegenden Galerie« (von links).
Foto: Anne Leipold

REUTLINGEN-SICKENHAUSEN. Ein wenig versteckt zwischen Vorgartengrün in einer Wohnsiedlung am Rande des Ortes liegt der Eingang zur Galerie von Susanne Wendt-Auda. Die Haustür öffnet sich und gibt den Blick frei auf einen kleinen schmalen Flur mit Treppen. Dahinter liegt das Wohnzimmer, und eine unerwartete kleine Welt mit kräftigen Farben und zarten Motiven erwartet den Besucher.

Das Haus war und ist in einem stetigen Wandel. Wendt-Auda mag Veränderungen, so hat jedes einzelne Zimmer nie für lange Zeit den gleichen Zweck erfüllt. Das Wohnzimmer fungierte bereits als Kunstwerkstatt und ist jetzt Galerie. »Ausstellungen kann man an jedem Ort machen«, sagte die Kunsttherapeutin. Das spiegelt der Titel »Fliegende Galerie« wider. »Das Verblüffende ist, wie sich Räume verändern können, durch Bilder und Farben.«

»Kunst ist ein stetiger Prozess«

In dem Wohnzimmer verbinden sich vier unterschiedliche Stile zu einem harmonischen Ganzen. Sabine Rockstrohs Werke sind farbintensiv und zumeist abstrakt, Heidi Morawski nutzt kräftige Farben und schafft dennoch zarte Motive, Susanne Wendt-Audas Bilder können beides sein: zurückhaltend und herausfordernd. Ergänzt werden die Arbeiten von Monika Fesselers Tonobjekten, die geschickt platziert die Kraft der einzelnen Bilder aufnehmen. Wendt-Auda wollte, dass die Bilder miteinander ins Gespräch kommen. »Das war zunächst nicht einfach, hat sich im Prozess aber aufgelöst«, beschreibt sie die Entwicklung.

Die Gemeinsamkeit der Malerinnen ist, dass sie alle Gouache verwenden. Dem wasserlöslichen Binder geben sie Farbpigmente – oft natürlichen Ursprungs – zu. Sie nutzen Gewürze, wie Muskat, Kurkuma, Nelke. Sie experimentieren mit Eisenpulver, Sand und Teer, ab und an schimmert etwas Blattgold. Schon hier zeigt sich: »Kunst ist ein stetiger Prozess«, sagte Wendt-Auda. »Es kann sich alles immer verändern«, ergänzte Morawski. Rockstroh und Morawski gehen in der offenen Werkstatt von Wendt-Auda ihren Ideen nach und drücken dort ihre Gefühle in Farben aus.

»Grünes Land« lautet ein Titel in der Ausstellung. »Es ging mir gut, ich habe sicher Freude empfunden«, sagte Morawski dazu. Ein Jahr lang hing es bei ihr zu Hause, dann hat sie beschlossen, dass es weitergehen muss. Oft sagt sie: »Das war ursprünglich etwas anderes, das habe ich übermalt.« So entstand der Titel »Engel«, in dem sich die Farbe Gold in allen Schattierungen vereint.

Vom Flur aus führt eine Treppe eine Etage höher zu zwei weiteren Zimmern. Im kleinen und etwas engen Raum bieten die Landschaftsbilder Weite. Kraftvolle Farben herrschen im großzügigeren Raum nebenan vor, die durch das große Fenster zum Garten aber nicht zu einnehmend wirken.

Mit jedem einzelnen Bild geben sie ihr Inneres preis, erklärt Morawski. »Ich empfinde es als Mutprobe, die Werke in die Ausstellung zu hängen, da es etwas ganz Persönliches ist«, bestätigte Rockstroh. Im Wohnzimmer hängt ein großformatiges Bild von ihr, das eine schwarze Gestalt zeigt. Sie war aufgewühlt, als sie es malte. »Ich musste da etwas herauslassen und ausdrücken«, sagte sie. »Das Bild ist ein Teil von uns, ein Spiegel von uns«, sagte Wendt-Auda. Doch wecken die Bilder keine Erinnerungen an die Zeit. »Das Bild ist fertig, wenn das Thema bearbeitet ist«, sagte Rockstroh.

So kostete es Morwaski und Rockstroh zwar Überwindung, die Bilder zu zeigen und sich so der Öffentlichkeit auszusetzen. Doch sind die Künstlerinnen auch stolz auf ihre Arbeiten und jedes Mal gespannt auf die Gespräche, die zu den Bildern entstehen. (GEA)

 

FLIEGENDE GALERIE

Die Malereien und Tonobjekte der »Fliegenden Galerie« sind bis zum 19. Dezember jeden Sonntag von 15 bis 18 Uhr in der Tannhäuserstraße 9/1 in Sickenhausen zu sehen. Für Besuche zu anderen Zeiten kann die Galerie per Mail kontaktiert werden. (ale) info@die-kunstwerkstatt-wendt.de