REUTLINGEN. Ivano Abetini scheint sich schon gut in seinem neuen Büro im Haus der Jugend in der Museumstraße 7 eingelebt zu haben. An der Wand hinter seinem Schreibtisch hängen beschriftete Zettel in verschiedenen Farben. Jede Farbe steht für einen neuen Aufgabenbereich, um den er sich kümmern muss. Neben der großen Magnettafel hängt eine selbstgebastelte Karte, die den Landkreis Reutlingen zeigt. Sie soll ihm einen Überblick über sein neues Arbeitsgebiet verschaffen: »Ich wusste gar nicht, dass der Landkreis Reutlingen so groß ist.« Noch kennt er nicht alle Namen der Ortschaften im Landkreis. Das könnte sich aber bald ändern. Denn Abetini arbeitet seit April 2023 hauptamtlich für den Kreisjugendring (KJR) und kommt so mit verschiedenen Verbänden und Vereinen aus der Region in Kontakt. Es ist ein Sprung ins kalte Wasser, denn erstmals wird in Reutlingen hauptamtlich für den Kreisjugendring gearbeitet.
Der Kreisjugendring verteilt die finanziellen Unterstützungsmittel des Landkreises an die 22 Mitgliedsvereine und -verbände im Landkreises Reutlingen. Das Geld soll beispielsweise Jugendfreizeiten ein wenig unterstützen. Kleinere Vereine seien besonders auf das Geld angewiesen, erzählt Abetini. Insgesamt gebe es aber zu wenig Unterstützung vom Landkreis. »Es ist vom Landkreis gewünscht, dass alle etwas Ehrenamtliches machen, aber fürs Ehrenamt wird dann doch nichts gemacht«. Um als Verein in den Kreisjugendring aufgenommen zu werden, müssen bestimmte Anforderungen erfüllt werden. So müsse es mindestens drei Standorte für Angebote im Landkreis geben und mindestens 50 Kinder und Jugendliche müssten angemeldet sein. Doch auch für kleinere Vereine sei eine Mitgliedschaft möglich. Diese könnten sich mit anderen Vereinen zusammenschließen, sagt Abetini.
Mehr Vorteile für Jugendleiter-Card
Dass der dreifache Vater einmal sein Büro im Haus der Jugend haben würde, konnte sich Abetini vorher wohl selbst kaum vorstellen. 25 Jahre arbeitete er als Mechaniker. Dann wollte er etwas Neues ausprobieren und begann eine Ausbildung als Erzieher. Die Erfahrungen aus dem Kindergarten seien hilfreich für seine neue Arbeitsstelle beim Kreisjugendring. »Ich habe den Blick aus der Perspektive eines Kindes in der Gruppe.« Und die sind ihm besonders wichtig. »Kinder und Jugendliche sollen nicht vergessen werden. Wir wollen ihre Interessen vertreten.«
Zurzeit arbeitet Abetini viel am Ausbau der Jugendleiter-Card (Juleica), dem bundesweit einheitlichen Ausweis für alle Mitarbeiter der Jugendarbeit. Die Karte kann als Qualifikationsnachweis verwendet werden. Um sie zu erhalten, müssen die Mitarbeiter an einer 40-stündigen Schulung teilnehmen. Abetini will in Reutlingen den Zugang zu den Ausweisen verbessern und mehr Schulungen anbieten. Je nach Region kann der Ausweis zu vergünstigten Eintrittspreisen führen. Die Vorteile des Juleica-Ausweises seien aber noch ausbaufähig, meint Abetini. Mit ihr können Jugendliche beispielsweise in einer Woche den Europapark kostenlos besuchen. Das sei zu wenig. Abetini wünscht sich mehr Angebote und Belohnungen für die ehrenamtliche Arbeit. Er könnte sich vergünstigte Eintrittspreise fürs Kino oder das Schwimmbad vorstellen oder eine kostenlose erste Fahrstunde. Ob es mehr Vorteile für die Besitzer der Juleica-Karte geben wird, hänge vom Landratsamt ab. Abetini wartet auf Rückmeldung von der Behörde.
Viele Ideen für Projekte
Ideen für Projekte hat Abetini genug. »Es ist Wahnsinn, was man alles machen könnte«. Leider reichen die 20 Stunden in der Woche oft nicht aus, um alles umzusetzen. Doch auch, wenn nicht jedes Projekt gestartet werden kann – Abetini weiß, was für ihn zählt: »Ich habe das Ziel, den Kreisjugendring auszubauen und möchte mehr anbieten für Vereine und Verbände«. Jugendarbeit sei für ihn wichtig, denn dort könnten Skills erlernt werden, für die in der Schule keine Zeit blieben. (GEA)