REUTLINGEN. Jede Menge Taubenkot und tote Vögel: Die Eisenbahnbrücke Unter den Linden in Reutlingen ist seit Jahren kein schöner Aufenthaltsort für Passanten. Die Stadt Reutlingen ergriff bereits mehrere Maßnahmen, das Problem aber blieb. Mit reichlich Verspätung kommt nun der vermeintlich finale Schlag am Tauben-Hotspot: Ein Schutznetz wird angebracht, um die Fußgänger vor Kot zu schützen. Die gefiederten Stadtbewohner mussten davor aufs Rathaus ziehen. Was es mit den Maßnahmen auf sich hat und wieso sie sich mehrfach verzögerten.
Bereits vor über einem Jahr wollte die Stadt besagtes Schutznetz unter der Brücke anbringen, um zu verhindern, dass die Tauben dort ihren Nachwuchs ausbrüten. Lange passierte aber nichts. Die Tauben blieben und hinterließen ihren Dreck. Doch seit kurzem tut sich was: »Seit dem 12. September wird das Taubennetz unter der Brücke angebracht«, teilt das Rathaus auf GEA-Anfrage mit. »Die Arbeiten werden nachts durchgeführt, um die Verkehrsbehinderungen zu minimieren.«
Weiter zu viele Tauben in Reutlingen
Um das Netz zu installieren, mussten zunächst die Vögel weichen. »Möglichst viele Tiere, die unter der Brücke gelebt, beziehungsweise genistet haben, wurden von Taubenschützern eingefangen und in einer Voliere im Taubenschlag auf dem Rathausdach untergebracht«, sagt die Pressestelle der Stadt. »Sobald sie dort nisten, sehen die Tauben den Taubenschlag als neue Heimat an«, heißt es weiter. Die Probleme unter der Brücke sollen damit gelöst werden.
Nicht gelöst ist durch den Umzug aber das grundlegende Problem, dass es zu viele der mitunter lästigen Vögel in Reutlingen gibt. Am Taubenschlag auf dem Rathausdach und einer weiteren Behausung am Dresdner Platz in Orschel-Hagen werden die Tauben deshalb gefüttert und die Gelege nach Eiern abgesucht. Diese werden dann zum Großteil »gegen Gips- beziehungsweise Kunststoffeier ausgetauscht, sodass keine Nachkommen entstehen können.« Die Vorgehensweise beim Austausch der Eier erfolge in enger Abstimmung mit dem Veterinäramt des Landratsamtes, heißt es von der Stadt. »Priorität bei der Maßnahme hatte stets das Wohl der Tiere.« Entsorgt würden nur die Eier, die nicht bebrütet sind.
Nägel machen Jungvögeln Probleme
Bereits seit 2014 versucht die Stadt Reutlingen das Tauben-Problem Unter den Linden in den Griff zu bekommen. Zunächst wurden spitze Nägel angebracht, die einen Aufenthalt der Tiere verhindern sollten. Diese nutzten aber einfach den Platz zwischen den Hindernissen, während Jungvögel Probleme hatten und durch die beengten Verhältnisse immer wieder auf die Straße fielen und dort überfahren wurden.
Die Idee, ein Schutznetz zu installieren, damit die Vögel die Eisenbahnbrücke nicht mehr erreichen können, hatte die Stadt bereits vor Jahren. Da die Brücke aber der Deutschen Bahn gehört und das Unternehmen nach der Installation der Nägel zunächst keinen Handlungsbedarf sah, ging nichts voran. Dass es seit der Einigung für eine Vorrichtung trotzdem immer wieder zu Verzögerungen kam, liegt am Umsiedlungsprozess. »Aufgrund der unerwartet vielen Taubennester, war es erforderlich, den vorgesehenen Zeitraum für den Eier-Tausch zu verlängern«, sagt die Stadt. Nötig war die Aktion, damit die Tauben nicht immer wieder zu ihren Nestern zurückkommen und bei den Bauarbeiten verletzt werden.
»Ziel ist es, die Arbeiten Anfang Oktober abzuschließen«, sagt die Stadt. Um den Vögeln alternative Aufenthaltsplätze zu bieten, wird daran gearbeitet, in der Nähe der Brücke einen weiteren Taubenschlag einzurichten. »Durch die Standorttreue der Tiere ist es naheliegend, dass sie zunächst in ihrem direkten Umfeld nach alternativen Nistplätzen suchen«, erklärt die Stadt. (GEA)


