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Aktuell Inklusion

Inklusion: Spezialisierungen nicht infrage zu stellen

REUTLINGEN. Sonderpädagogen aus ganz Baden-Württemberg und benachbarten Bundesländern sind kurz vor der Sommerpause nach Reutlingen an die Fakultät für Sonderpädagogik gereist, um sich mit dem Thema Inklusion und Lehrerbildung auseinanderzusetzen.

Im Eröffnungsvortrag ging Prof. Dr. Bernd Ahrbeck aus Berlin der Frage nach, ob im Rahmen von Inklusion eine Lehrerbildung ohne Sonderpädagogik denkbar wäre. Er hob hervor, dass es vor allem um Kinder mit individuellen Beeinträchtigungen geht. Die Lehrerbildung müsse individuell sein, um diesen Kindern wirklich gerecht werden zu können. Dazu brauche es ein stufenübergreifendes Sonderpädagogikstudium.

Nach einer Erläuterung der Ergebnisse der Expertenkommission zur Lehrerbildung in Baden-Württemberg durch Prof. Dr. Rainer Trost (PH Ludwigsburg) stellten einige sonderpädagogische Fachrichtungen der Pädagogischen Hochschulen Heidelberg und Ludwigsburg ihre Sicht der Dinge dar. Vergleichbar mit der Facharztausbildung sei eine Spezialisierung dringend notwendig.

Bereitstellung von Angeboten

Die Pädagogik der Lernförderung stellt mit 43 Prozent aller Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf die größte Fachrichtung dar und hat ihre Expertise in der Bereitstellung von Bildungsangeboten für Kinder mit lern- und schulleistungsbezogenen Behinderungen und Benachteiligungen. Herausfordernde und verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche, aber auch Kinder mit Depressionen, Schlafstörungen und Ängsten benötigten besondere pädagogische Angebote und Hilfen. Lebensprobleme und Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen müssten mit in den Blick genommen und kompetent für die Gestaltung der Bildungsangebote genutzt werden.

Die sonderpädagogischen Fachrichtungen verfügen aktuell über eine hohe Expertise um für betroffene Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene inklusiver Bildungsangebote anzubieten. Für die anwesenden Vertreter der Hochschulen ist eine weitere Beschneidung der spezifischen Studienanteile undenkbar und die Erhaltung der verschiedenen Fachrichtungen und Handlungsfelder auch hinsichtlich weiterer Forschungsperspektiven zwingend notwendig.

Nochmals bestärkt

So erwarten die 230 Sonderpädagogen, dass zum Wohle der Kinder die Studienanteile und Spezialisierungen der Sonderpädagogik mit ihren geforderten Kompetenzen nicht infrage gestellt werden. Dies wurde in einer Statementrunde, vertreten durch sechs Fachverbände aus dem sonderpädagogischen Umfeld, nochmals bestärkt.

Studienstrukturen optimieren

Die Studienstrukturen seien im Zuge der Neuorganisation von Lehramtsstudiengängen zu optimieren. Auch waren die Teilnehmer darin einig, dass es wünschenswert wäre, Basiskompetenzen im Umgang mit Kindern mit Behinderungen und Benachteiligungen für Studierende aller Lehrämter zu vermitteln.

Am Ende stand die Verabschiedung der Reutlinger Erklärung zur Lehrerbildung in der Sonderpädagogik, welcher per Akklamation alle Anwesenden zustimmten. (eg)