REUTLINGEN. Jeder bekommt sie zu spüren, aber es wird zu wenig darüber gesprochen, vielfach sind die Betroffenen allein gelassen: Die Volkshochschule greift in ihrem neuen Programm die Wirtschafts- und Finanzkrise auf. Und sie tut ein Übriges. Wer von Sozialhilfe oder Arbeitslosengeld 2 leben muss, der kann die normalen Kurse zu einem Viertel der üblichen Gebühren belegen. Denn es darf nicht sein, sagt VHS-Leiter Dr. Ulrich Bausch, dass »ein immer größer werdender Personenkreis von der Fortbildung ausgeschlossen wird«.
100 Seiten ist das aktuelle Programmheft stark, und es bringt viel Neues. Was Sprachen angeht, so gibt es jetzt eigens Kurse für Geschäftsleute, aber auch junge Menschen, die Chinesisch oder Japanisch lernen möchten, erzählt Susanne Fuchs, die diesen VHS-Bereich betreut. Englisch, Französisch und Spanisch sind Dauerbrenner, werden nun aber zusätzlich in Lehrgängen für Leute vermittelt, »die schnell vorankommen wollen«. Andere Seminare kommen den Teilnehmern entgegen, was die Termine angeht: Wer eine Lektion am Abend verpasst, kann sie am Samstag nachholen.
Ein anderer Bereich, in dem die VHS sehr viel tut, ist Fitness. Gut und günstig kochen und essen? Kein Geheimnis für den, der sich einschreibt. Yoga in der Mittagspause? Spezielle Termine nur für Männer oder für Senioren? Alles ist drin, wirbt Bereichsleiterin Petra Starke. Sogar ausgemachte Sportmuffel finden nun den passenden Lehrgang, um sich gesundheitlich auf Vordermann zu bringen, »ohne sich mit jungen, durchtrainierten Menschen messen zu müssen«, was manchen vielleicht peinlich wäre.
Berufliche Bildung und Fortbildung besitzt seit jeher hohen Stellenwert im VHS-Programm, und sie passt sich den Erfordernissen an, macht Ulrich Bausch deutlich. Sie vermittelt alle Computerkenntnisse, ohne die kaum mehr einer auskommt. Beispiel Webseiten bauen und aktualisieren: Selbst kleine Betriebe und Geschäfte kommen nicht mehr ohne Internetauftritt aus, nicht mal im Ehrenamt oder im Verein. Grundkenntnisse sind schnell vermittelt.
Schwerpunktthema im Herbst-Winter-Semester sind allerdings die Krise und ihre Folgen, die »größte nicht-kriegerische Wertvernichtung« der Geschichte, wie Bausch sagt. Die VHS will ihren Besuchern helfen zu verstehen, was eigentlich passiert ist und was noch auf sie zukommt. »Aber auch konkrete Verbraucherhilfe« verspricht der VHS-Leiter: Wie kann der Sparer retten, was er auf die hohe Kante gelegt hat? Ist wenigstens seine Altersvorsorge sicher?
Das neue Semester startet mit einem Beratungs- und Anmeldetag. Denn wichtig ist, dass die Hörer richtig einsteigen, entsprechend ihren Vorkenntnissen und Bedürfnissen. An diesem Samstag, 9 bis 13 Uhr, kann in der Spendhausstraße vorbeikommen, wer will (und mit etwas Würfelglück einen Freiplatz gewinnen), danach sind Beratungen werktags von 8.30 bis 12.30 Uhr und von 14 bis 18.30 Uhr (donnerstags bis 19.30 Uhr), samstags von 8.30 bis 12 Uhr. (GEA)
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