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Aktuell Verkehr

IHK drängt auf Planung der Dietwegtrasse in Reutlingen

Wirtschaftsvertreter halten Ortsumfahrung in der Verlängerung des Scheibengipfeltunnels für sehr dringlich

In der Röhre des Scheibengipfeltunnels. Foto: Jürgen Meyer
In der Röhre des Scheibengipfeltunnels.
Foto: Jürgen Meyer

REUTLINGEN. »Die Stadtspitze muss sich jetzt zur Umfahrung von Orschel-Hagen bekennen«, fordert IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Wolfgang Epp angesichts der aktuellen Diskussion um die Ortsumgehung von Reutlingen.

Ein Verkehrsgutachten im Auftrag des Regierungspräsidiums Tübingen hatte der Ortsumfahrung Reutlingen – in der Verlängerung des Scheibengipfeltunnels – auf den ersten Eindruck wenig Entlastungspotenzial bescheinigt. Der genauere Blick zeige jedoch, dass die Trasse dring-licher sei denn je, so die IHK. In Brüssel steht die neue Luftqualitätsrichtlinie kurz vor der Verabschiedung. Das bedeutet: Ab 2030 werden deutlich verschärfte Grenzwerte für Verkehrswege durch Innenstädte gelten. Sie werden nach Einschätzung der IHK Fahrverbote für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren nach sich ziehen. "Ein Großteil der vom Gutachten gezählten 43.000 Fahrzeuge an der Stadthalle Reutlingen benötigt dann eine Ausweichroute, weil die Lederstraße bei den neuen Grenzwerten sofort in den Fokus geraten werde. "Die Abmodera-tion der Ortsumfahrung von Orschel-Hagen erfolgt vorschnell und geht an der Realität vorbei", warnt Wolfgang Epp. Das Gutachten, erstellt 2021, habe diese aktuelle Entwicklung noch nicht abbilden können.

Trasse muss priorisiert werden

Die Trasse muss aus Sicht der Wirtschaft in der Planung dringend priorisiert werden. Epp: »Reutlingen muss Vorsorge treffen, auch für den motorisierten Straßenverkehr.« Nötig sei ein ganzheitlicher Ansatz, der Individualverkehr, Lieferverkehre und ÖPNV verbindet. Absehbar werde die Regionalstadtbahn in Reutlingen voraussichtlich einen gewissen Anteil am Verkehrsaufkommen übernehmen. »Wir haben Respekt vor der Meinung der Bürgerinitiativen und sind ebenfalls für einen Mix der Verkehrsträger. Das Auto wird gleichwohl weiter eine wichtige Rolle für Kunden und Pendler spielen, und auch diese Meinung muss berücksichtigt werden«, so Epp.

Der vom Verkehrsgutachten ins Spiel gebrachte Ausbau der B 312 zwischen Metzingen und Aich (mit einem wechselseitigen dreistreifigen Ausbau) löse die Probleme in Reutlingen nur bedingt. Ein solcher Ausbau würde Jahrzehnte dauern, da dieser Streckenabschnitt bisher nicht im Bundesverkehrswegeplan enthalten ist.

Die Ortsumgehung Orschel-Hagen der B 464 sei im aktuell gültigen Bundesverkehrswegeplan im »Vordringlichen Bedarf« ausgewiesen und damit in der allerhöchsten Prioritätsstufe. Die Ortsumgehung werde darin als notwendige Netzergänzung zum Scheibengipfeltunnel bezeichnet. Sie gewährleiste eine ganzheitliche Umfahrung der Reutlinger Kernstadt. Darüber hinaus komme der B 464 eine übergeordnete Verbindungsfunktion zwischen Stuttgart und Reutlingen zu. Die IHK-Vollversammlung hat sich mehrfach mit der Bedeutung der Ortsumgehung beschäftigt und sich in ihrem verkehrspolitischen Leitbild für ihre Realisierung ausgesprochen. (eg)