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Aktuell Flächennutzung

Hitzige Diskussion im Rat von Sickenhausen um einen Hektar Land

Im Sickenhäuser Bezirksgemeinderat stößt das Erschließungskonzept der Stadt Reutlingen auf verärgerte Räte.

Rot eingekreist sind die Flächen, um die es im Flächennutzungsplan gehen soll. Vor allem das Gebiet »Bol« lässt die Sickenhäuser
Rot eingekreist sind die Flächen, um die es im Flächennutzungsplan gehen soll. Vor allem das Gebiet »Bol« lässt die Sickenhäuser Gemeinderäte diskutieren. FOTO: STADT/REPRO
Rot eingekreist sind die Flächen, um die es im Flächennutzungsplan gehen soll. Vor allem das Gebiet »Bol« lässt die Sickenhäuser Gemeinderäte diskutieren. FOTO: STADT/REPRO

REUTLINGEN-SICKENHAUSEN. Im Bezirksgemeinderat Sickenhausen wurde über die neuen Flächennutzungspläne der Stadt Reutlingen diskutiert. Und das, obwohl eigentlich im Vorfeld eine schnelle Einigung über die Flächen in Sicht schien, hatten die Räte doch schon ein Erschließungskonzept vorliegen.

Konkret ging es in der letzten Bezirksgemeinderatssitzung, bei der auch Vertreter der Stadt anwesend waren, um die beiden Wohnflächen »Hau II« mit 2,4 Hektar und »Hau III« mit 1,9 Hektar sowie um die Gewerbeflächen »Lange Morgen« mit 4 Hektar und »Bol« mit 16 Hektar.

Zwei Räte dürfen nicht mitreden

Bezirksbürgermeister Frank Zeeb und Ratsmitglied Dieter Mayer sitzen bei den Anwohnern: Sie dürfen an der Diskussion nicht teilnehmen, da ihre Grundstücke jeweils vom Flächennutzungsplan betroffen sind. Die Gewerbefläche »Bol« – über die es große Verärgerung gibt – liegt zum Teil auf deren Privatbesitz.

Schon während der städtischen Info-Präsentation von Ulrich Wurster, Amt für Stadtentwicklung und Vermessung, und Fabian Schäufele, Amt für Wirtschaft und Immobilien, machte sich Unmut unter den Gemeinderäten breit: Die Vertreter der Stadt hätten vor geraumer Zeit den Plan schon vorgelegt, damals aber mit anderen Gebietsgrößen.

Vor allem die Fläche »Bol« in Richtung Reutlingen sorgt für Verärgerung: Sie gehört größtenteils der Stadt – rund ein Hektar liegt aber im Sickenhäuser Gebiet. »Bol« ist als Gewerbefläche im Erschließungskonzept hinterlegt und das, obwohl laut der Sickenhäuser Bezirksgemeinderäte das Gebiet »vollkommen ungeeignet ist«. Wurster gesteht ein, dass die »Hanglage der Fläche nicht optimal ist, es sonst aber keine größere Fläche für ein Gewerbegebiet gibt«. Die Räte sind verwundert: »Wenn das die scheinbar letzte Fläche ist, dann sollte die Stadt sich echt mal Gedanken machen«, sagt Timo Lutz.

José Mendes Francisco gibt zu bedenken, dass »das Wasser an dem bepflasterten Hang nicht mehr ablaufen könnte«. Schon jetzt würde das Wasser nicht perfekt absickern und an der Stelle des Zubringers Richtung Stuttgart für Verkehrsunfälle sorgen. »Vor ein paar Jahren haben wir dort Bäume gepflanzt, weil die Fläche nicht genutzt werden kann und jetzt sollen die wieder weg«, sagt Benjamin Mauser. »Sie ruinieren unseren Lebensraum. Industrie ist wichtig, aber nicht so«, ergänzt Simone Speidel.

Grünstreifen ist »Tabuzone«

Die einzige Fläche, der schon zugestimmt wurde, ist der »Lange Morgen« im Westen von Sickenhausen. »Es gibt einige Ziele im Plan, an die wir uns halten müssen. Dazu zählt beispielsweise auch die Erweiterung der Gewerbefläche«, so Wurster. Aber auch sogenannte »Tabuzonen«, wie der Grünstreifen zwischen Sickenhausen und Degerschlacht, sind Bestandteil dieser Ziele. Dass die Wohnflächen »Hau II« und »Hau III« im Flächennutzungsplan stehen, wussten die Bezirksgemeinderäte schon. Neu war allerdings die kleine Erweiterung von »Hau II«.

Die Sickenhäuser Räte stimmen in zwei Schritten über die Flächen ab: »Lange Morgen«, »Hau II« und »Hau III« wird mit elf Stimmen einstimmig zugestimmt. Die Gewerbefläche »Bol« wird mit neun Stimmen (exklusive Zeeb und Mayer) einstimmig abgelehnt. (GEA)