Logo
Aktuell Kommunales

Haushalt von Reutlingen: Bronnweiler zeigt sich »bis ins Mark getroffen«

Entsetzen in Bronnweiler über Nicht-Berücksichtigung von Pflichtaufgaben im Reutlinger Haushalt 2023.

Ist dringend und nicht erst seit gestern sanierungsbedürftig: die Bronnweiler Turnhalle.  ARCHIV-FOTO: LEISTER
Ist dringend und nicht erst seit gestern sanierungsbedürftig: die Bronnweiler Turnhalle. ARCHIV-FOTO: LEISTER Foto: Norbert Leister
Ist dringend und nicht erst seit gestern sanierungsbedürftig: die Bronnweiler Turnhalle. ARCHIV-FOTO: LEISTER
Foto: Norbert Leister

REUTLINGEN-BRONNWEILER. Kein guter Abend für Bronnweiler: Zuerst erläuterte Beate Meinck als Leiterin der Reutlinger Bibliothek bei der Sitzung des Bezirksgemeinderates, warum sie »schweren Herzens« vorschlage, die Zweigstelle Bronnweiler zu schließen. Bislang hatte die kleine Bücherei nur noch drei Stunden die Woche geöffnet gehabt – seit Beginn des Jahres aber gar nicht mehr. Der Grund dafür? Gleich mehrere Personalengpässe hätten dazu geführt, dass in den insgesamt zehn Zweigstellen der Reutlinger Bibliothek zwei Langzeiterkrankte ersetzt werden mussten, dazu gingen noch fünf Angestellte in den Ruhestand. Die Fachkraft, die bislang für Bronnweiler zuständig war, musste abgezogen werden, so Meinck.

Rückläufige Zahlen

»Wir mussten gucken, wo es den Menschen am wenigsten weh tut«, sagte Beate Meinck. In Bronnweiler bestehe für die Kinder die Möglichkeit, sich in Gönningen zu versorgen – wenn sie eh dort in die Schule gehen. Hinzu komme, dass die Zahlen in der Bronnweiler Zweigstelle seit Jahren rückläufig seien. Weil es dort keine Anbindung ans EDV-Netz der Reutlinger Bibliothek gebe? Und auch keinen Transport von Medien aus der Hauptstelle in den Teilort? Ein Bronnweiler Bürger glaubte das nicht, sondern betonte, dass die kleine, analoge Bücherei wichtig für den Ort sei, ein Treffpunkt für die Kinder – einmal die Woche.

Sehr traurig

Der Bezirksgemeinderat jedoch hatte zuvor schon (»sehr traurig«), aber einstimmig, beschlossen, der Schließung der Zweigstelle zuzustimmen. Eine andere Nutzung der Räume wäre möglich, hieß es. »Die Stadt bräuchte viel Geld, um die Bronnweiler Zweigstelle ins 21. Jahrhundert zu katapultieren«, hatte Beate Meinck angemerkt. Auch wenn jetzt nicht wirklich viel Geld bei der Schließung eingespart werde – es seien »Ersparnisse eher in die Zukunft hinein«, so Meinck.

Noch viel emotionaler als bei diesem Tagesordnungspunkt ging es in Bronnweiler bei der Bezirksgemeinderatssitzung bei der Diskussion um den Haushalt der Stadt für das kommende Jahr zu: Fassungslos zeigte sich Friedel Kehrer-Schreiber darüber, dass »Bronnweiler im Haushalt gar nicht vorkommt«, wie die Bezirksbürgermeisterin rügte. »Wir waren am 28. Juni 2021 genauso vom Hochwasser betroffen wie sonst Betzingen und Gönningen«, so Kehrer-Schreiber.

»Da sind bei uns Autos in der Wiesaz geschwommen.« Höchste Zeit sei es, den Eisweiher endlich auszubaggern und auch die Bäche im Ort. Schon seit mindestens 25 Jahren weise Kehrer-Schreiber darauf hin, dass vor allem am Eisweiher dringend Maßnahmen vonnöten seien. »Wenn man jedes Jahr den Weiher ausbaggern würde, wäre das ein Rückhaltebecken«, so die Ortsvorsteherin.

»Und was steht jetzt im Haushalt drin für uns? Nichts, nichts, gar nichts«, beschwerte sich die Bezirksbürgermeisterin entnervt. Nicht einmal eine Planungsrate sei für den Neubau eines dringend benötigten Feuerwehrhauses im Haushalt aufgeführt. »Das ist doch eine Pflichtaufgabe«, zeigte sich Kehrer-Schreiber empört.

Mängel an der Halle

Dabei habe Bronnweiler eine sehr gut funktionierende Kinder- und Jugendfeuerwehr. »So viel zur Wertschätzung des Ehrenamts«, sagte Ralf Glaunsinger. Benötigt werde der Gerätehaus-Neubau dringend, weil im alten kein neues Feuerwehrfahrzeug mehr reinpasse. 30 bis 40 Zentimeter zu niedrig sei das alte Gebäude laut Glaunsinger. Und ein neues Fahrzeug sei ebenso dringend notwendig.

Doch Friedel Kehrer-Schreiber war noch nicht fertig mit ihrer Liste der eigentlich schon längst versprochenen, aber immer wieder geschobenen Anträge aus Bronnweiler: 2004 sei eine Mängelliste an der Turnhalle im Ort erstellt worden. 800.000 Euro seien schon mal für die Sanierung veranschlagt worden. »Gottseidank steht die Halle noch und wird fast jeden Tag genutzt«, so Kehrer-Schreiber. »Dass jetzt wirklich gar nichts im Haushalt enthalten ist, das schlägt dem Fass dem Boden raus«, so die Bezirksbürgermeisterin. »Ich bin fassungslos, das trifft mich bis ins Mark und macht mich traurig.« Corina Karls Äußerung ging in die gleiche Richtung: »Da kriege ich echt 'nen Hals, aber das zeigt, dass für die Dörfer kein Geld da ist.« (GEA)