Logo
Aktuell Reutlingen

Geschichten vom »beharrlichen Schwaben«

REUTLINGEN. Das 1806 gegründete Königreich Württemberg sollte sich vom rückständigen Agrarland zum modernen Industriestaat wandeln. Was bei dieser Entwicklung zählte, waren wirtschaftlich verwertbare technische Innovationen. Erfinder und Tüftler galten als neue Helden. Sie begründeten den Mythos vom tüchtigen Schwaben, wie die Gemeinschaftsausstellung »Alb hoch drei« belegt, die derzeit im Heimat-, Naturkunde- und Kunstmuseum zu sehen ist. Der GEA serviert in loser Folge kleine Appetithäppchen. Heute wird der Blick in Richtung Heimatmuseum gelenkt.

Wäscheklammerfedernautomat, gefertigt von Casimir Bumiller Holz, Metall, um 1890, Heimatmuseum Jungingen. FOTO: PR
Wäscheklammerfedernautomat, gefertigt von Casimir Bumiller Holz, Metall, um 1890, Heimatmuseum Jungingen. FOTO: PR
Wäscheklammerfedernautomat, gefertigt von Casimir Bumiller Holz, Metall, um 1890, Heimatmuseum Jungingen. FOTO: PR
Ein »mechanisches Talent«

Im Buch »Das Schwabenland« von 1921 wird der Württemberger charakterisiert als »der grüblerische, erfindungsreiche und phantasievolle (...) in der Verfolgung seiner Ziele bis zum Eigensinn zähe Schwabe, seine Freude am Tüfteln und Bohren, sein Fleiß, seine Beharrlichkeit und seine Geschicklichkeit, das alles sind unschätzbare natürliche Anlagen«.

Auch viele Älbler besitzen diese vermeintlich angeborenen Eigenschaften und statistisch scheint sich diese Annahme in der Zahl der Patentanmeldungen zu bestätigen.

In Wahrheit wirken hier aber antrainierte, tief in der Mentalität verankerte kreative Überlebensstrategien, die aus Erfahrungen einer kargen vorindustriellen Existenz gespeist werden.

Aus diesen Quellen schöpften wegweisende Pioniere wie Robert Bosch, Margarete Steiff und Johann Matthäus Voith, aber auch der Gastwirt Casimir Bumiller aus Jungingen im Killertal. Mit dem abgebildeten imponierend großen Wäscheklammerfedernautomaten aus Holz eroberte er zwar keinen Weltmarkt, ihm genügte die Bestätigung seines mechanischen Talents für den Hausgebrauch. Er konnte damit gut leben und seine Familie mit der Herstellung und dem Verkauf von Wäscheklammern auch. (a)

Öffnungszeiten Die gemeinsame Ausstellung »Alb hoch drei« ist noch bis 22. Oktober in den drei städtischen Museen - Naturkunde-, Heimat- und Kunstmuseum - zu sehen. Sie ist dienstags bis samstags von 11 bis 17 Uhr geöffnet, donnerstags von 11 bis 19 Uhr sowie sonn- und feiertags von 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist jeweils frei. (GEA)