Die Genossen haben also noch einiges vor sich. Die Handwerker dagegen sind so gut wie fertig mit ihren Arbeiten. »Alles ist in der Zeit, alles läuft nach Plan«, sagt Vorstandsmitglied Karin Zäh zufrieden über den Ausbau. Zufrieden ist sie ebenso wie ihre Mitstreiter auch deshalb, weil sich ihr unermüdlicher Werbe-Einsatz im Spitalhof während der Open-Air-Kinosaison gelohnt hat: Neue Mitglieder wurden so gewonnen, 726 Genossen und 876 verkaufte Anteile à 200 Euro zählt inzwischen das Projekt. »So konnten wir die Extras, die am Schluss noch aufgetaucht sind, finanzieren.«
Von langer Hand vorbereitet
Der »Kamino«-Schriftzug in dezentem Magenta auf schwarzem Grund prangt längst überm Einlass. Die Kino-Technik ist installiert, die sieben mal drei Meter große Leinwand auch. Ende vergangener Woche wurde quasi in einem letzten Akt der Estrich verlegt. Jetzt fehlen nur noch die 92 Kinosessel. Im 50 Quadratmeter großen Bistrobereich vor dem Kinosaal gibt’s noch zu tun: Derzeit werden der Tresen, Tische und Stühle gezimmert. Das Material – edles dunkles Walnuss-Holz – wurde wie vieles andere auch gespendet. »Ich bin jetzt schon verliebt«, sagt Karin Zäh zum fast vollendeten Gesamtwerk »Kamino«.Mit der Ausstattung ist es freilich nicht getan. Schließlich müssen die Genossen selber ran. Ihr Part ist von langer Hand vorbereitet. Die »Programmgruppe« hirnte über Struktur und Inhalte des zukünftigen Kino-Programms. Mit dem Ergebnis, dass es an sieben Wochentagen mindestens zwei Vorstellungen (18 und 20.15 Uhr) pro Tag geben soll. Das Programm wird aus zwei Hauptfilmen pro Woche bestehen, ergänzt durch Reihen für besondere Filme, Filme im Original mit Untertiteln, aber auch Spätvorstellungen (22.30 Uhr) und Kinderfilmen (16 Uhr) am Wochenende. Besonders am Herz lag der Gruppe der in Vergessenheit geratene Kurzfilm: Vor jeder Vorstellung soll deshalb ein ausgewählter Streifen laufen. Auch aufs Programm der Eröffnungswoche hat man sich geeinigt. Gezeigt werden das Drama »Der Sommer mit Mama« und die Komödie »Taxi Teheran«.
120 potenzielle Helfer
»Abendregie« heißt die zweite Gruppe, die sich um Organisation und Ablauf des abendlichen Kinobetriebs kümmert. Und da gibt es viel zu tun. Angefangen von der Technik rund um den Filmserver bis hin zum Einlass mit Kassendienst und Kartenabriss bis hin zum Getränkeverkauf. Über einen Mangel an Mitarbeitern können sich die »Kamino«-Verantwortlichen nicht beschweren. Allein auf der Liste der »Abendregisseure« stehen über 120 potenzielle Helfer. Ihre Aufgaben sind zwar definiert. Aber, so Karin Zäh: »Wir haben eine Theorie, der ganz genaue Ablauf steht noch nicht fest.« Um den Abendbetrieb störungsfrei über die Bühne zu kriegen, soll es deshalb ab Freitag, 11. September, bis Sonntag, 13. September, einen Test-Lauf mit drei Vorstellungen geben. »Wir üben am lebenden Objekt«, schmunzelt Zäh.Für die Verantwortlichen vom Vorstand gibt es in der letzten, heißen Phase vor der Premiere noch gut zu tun. »Vom Toilettenpapier bis zur Bier-Bestellung – man muss an alles denken«, sagt Karin Zäh, »ich bin glücklich über jeden Teil, den ich aus dem Gedächtnis streichen kann.« Das Team sei jetzt »ganz schön gefordert«. Das gilt insbesondere für sie selbst, weil sie auch noch die Verwaltung managt. Mit 800 Mitgliedern habe man zum Ende des dritten Wirtschaftsjahres gerechnet, sagt sie. »Und jetzt sind wir am Ende des zweiten Jahres und haben schon mehr. Das hat mich schon überwältigt.«
Doch momentan geht es ihr wie den Schauspielern, die Wochen und Monate geprobt haben und vor der Premiere – was sie immer komisch fand – plötzlich nervös werden. »Jetzt verstehe ich das. Ich hab’ schon ein komisches Gefühl im Bauch.« (keg)
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