REUTLINGEN. Er steht vor der Reutlinger Stadthalle und ist nicht zu übersehen: Der hellblaue Riesen-Lkw. Auffallend sind vor allem die ausfahrbaren Wände, die den Truck sowohl in die Breite wie auch in die Höhe vergrößern. Aber auch im Inneren gleicht der Truck keinem normalen Lastwagen. Der Innenraum ist in verschiedenen Blautönen gestaltet. Überall sind Bildschirme in allen möglichen Größen angebracht. Auf den Displays tauchen beim Antippen Bilder, Fragen und Informationsboxen auf. Es gibt verschiedene Stationen, an denen die modernen Technologien ausprobiert werden können. Ein richtiger Sprung in die Zukunft. Heute dürfen die Zehntklässler des Friedrich-List Gymnasiums die Technikgeräte selbst testen.
Gute Gelegenheit zur Berufsfindung
Aber auch Schüler aus niedrigeren Klassenstufen dürfen in den nächsten Tagen die Angebote im Lern-Truck wahrnehmen, erzählt Dirk Wütherich, Konrektor des Friedrich-List Gymnasiums. Da die Schüler schon teils in der Mittelstufe beginnen, sich beruflich zu orientieren, sei das Angebot von coaching4future eine gute Gelegenheit um mögliche Berufe kennenzulernen, sagt der Konrektor.
Seit 2019 ist der Erlebnis-Lern-Truck als ein Projekt von coaching4future in ganz Baden-Württemberg unterwegs. Nur wenige Schüler heben ihre Hände auf die Frage, ob sie schon wissen, was sie nach der Schule machen wollen. Da hält der Lkw doch genau zur richtigen Zeit in Reutlingen. Denn das Projekt soll Schülern Einblicke in die MINT-Berufe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) geben. In diesen Bereichen herrscht schon seit einigen Jahren Fachkräftemangel, berichtet Coach Dr. Markus Döring. Gerade in Baden-Württemberg werden viele Nachwuchskräfte in naturwissenschaftlichen Gebieten gesucht. Doch der Truck soll die Schüler auch zum Thema Digitalisierung aufklären, sagt Döring weiter. Denn Digitalisierung gehe weit über den Alltag hinaus und bringe auch Risiken mit sich.
Smartphone als »digitale Allzweckwaffe«
Dass zur Digitalisierung die »digitale Allzweckwaffe«, wie Döring das Smartphone nennt, gehört, sind sich die Schüler einig. Auch digitale Tafeln werden von den Jugendlichen genannt. Aber Digitalisierung sei auch beispielsweise im medizinischen Bereich beobachtbar, so Döring. Die Schüler sollen nun selbst aktiv werden und sich mit möglichen Technologieentwicklungen in der Zukunft beschäftigen. Sie gehen an 15 Technologien Fragen nach wie ein digitales Fitnessstudio, ein digitaler Arbeitskollege oder eine Unterrichtsstunde in der Zukunft aussehen könnten.
Große Nachfrage bei Schulen
Doch die Technologien müssen sich keineswegs nur auf naturwissenschaftliche Bereiche beziehen. »Es gibt auch kreative Bereiche im Bereich der Digitalisierung«, sagt Coach Aurelia Stein. Didaktisch und spielerisch soll der Umgang mit digitalen Medien gelernt werden. Das kommt auch bei Lehrer und Berufsberater Eric Häußer gut an:»Es waren schonmal Coaching-Teams von coaching4future bei uns an der Schule, aber hier im Truck ist alles interaktiver«.
Auch der Mathematik-Lehrer der Klasse, Steffen Wägelein, zeigt sich vom Angebot begeistert:» Es ist superspannend und aufwendig aufbereitet«. Ein Programm, das stark nachgefragt ist, weiß Stein. »Die Schulen melden sich bei uns und dann sind wir von Montag bis Freitag in ganz Baden-Württemberg unterwegs«, sagt die studierte Bildungswissenschaftlerin. Dementsprechend sei die Warteliste auch sehr lang. Rund 30.000 Schüler werden insgesamt mit den Angeboten von coaching4future in Baden-Württemberg erreicht.
Dank finanzieller Unterstützung von verschiedenen Unternehmen und Stiftungen können die Zehntklässler des Gymnasiums im Truck über eine virtuelle Brille einen Raum erkunden, eine abgestürzte Drohne reparieren, einen Code knacken oder mit maschinellem Lernen in Kontakt kommen. Und das mit Erfolg. Denn alle Aufgaben sollen am Ende zu einem Ergebnis führen. So soll jeder ein Lernerlebnis mit nach Hause nehmen, sagt Stein. (GEA)