REUTLINGEN. Die Idee stammt vom Berliner Verein »Sozialhelden« und sie ist so gut, dass jetzt auch die Reutlinger Arbeiterwohlfahrt (AWO) auf den Zug aufspringt: Austrinken, Leergut abgeben, Pfandbon lösen, spenden.
Karin Zäh, unter anderem Mitorganisatorin des »Neigschmeckt«-Marktes, hat »Pfandtastisch helfen« aus der Bundeshauptstadt nach Reutlingen gebracht. In einem Supermarkt am Arkona-Platz ist ihr bei der Leergutannahme eine kleine Box aufgefallen. Auf einer Hinweistafel bitten die »Sozialhelden«, den Flaschenbon nicht an der Kasse einzulösen, sondern ihn zu spenden.
Geleert werden die Boxen von Mitarbeitern des rührigen Vereins. Das Geld, das durch die Bons hereinkommt, geht an diverse soziale Projekte. »Prima Sache«, hat sich Karin Zäh gedacht und sich Ende Juni bei Gisela Steinhilber gemeldet. Die Geschäftsführerin der Arbeiterwohlfahrt Reutlingen war sofort Feuer und Flamme. Mit wenig Aufwand könne man sich so für soziale Zwecke engagieren, sagt Steinhilber, die sich stante pede mit Filialleitern von Supermärkten in Reutlingen und der näheren Umgebung in Verbindung gesetzt hat. »Der Vorschlag, Spendenboxen aufzuhängen, stieß auf Sympathie.«
Zusagen gab es allerdings noch nicht, weil erst die jeweiligen Regionalleitungen der Supermärkte ihr O.K. geben müssen. »Aber ich bin zuversichtlich, dass es klappt«, sagt Steinhilber. Angetan sind auch die Berliner »Sozialhelden«, deren Verein vor annähernd vier Jahren von zwei Studenten gegründet wurde.
Mittlerweile hat sich ein soziales Netzwerk entwickelt, das mit pfiffigen Ideen bundesweit für Furore sorgt. In einer E-Mail wurde Steinhilber eine Kooperation zugesagt, zumal es in anderen Städten eine ähnliche Zusammenarbeit gibt.
Für die Supermärkte entsteht kein organisatorischer Aufwand. Die Boxen kann Steinhilber bei den Berliner Ideengebern bestellen. Sie kosten pro Stück 125 Euro und werden in jeder gewünschten Farbe geliefert.
Vielschichtiges Problem
Aufgehängt werden sie - falls von den Supermärkten gewünscht - von den AWO-Mitarbeitern. Auf einem Schild, das an der Box angebracht ist, kann sich der jeweilige Supermarkt mit seinem Logo verewigen - tue Gutes und rede darüber ...Dass pro Spender nur kleine Beträge eingehen, weiß Steinhilber. Aber auch geringe Summen summieren sich. Und es gibt genügend Projekte, für die die AWO dringend finanzielle Unterstützung braucht. »Das Problem der Wohnungslosigkeit ist ein vielschichtiges. Die Spendenmittel, die wir jedes Jahr brauchen, kommen einerseits unseren Einrichtungen zugute, die sich um Menschen mit sozialen Schwierigkeiten kümmern. Anderseits gibt es immer mehr Nachfragen nach Individualhilfe.« Mit einem Pfandbon, den man schnell im Geldbeutel vergisst, lässt sich diese Not allerdings ein bisschen lindern. (GEA)
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