REUTLINGEN. Die Echaz in Reutlingen halten viele für ein harmloses Bächlein. Dass das urbane Gewässer aber durchaus gefährlich werden kann, hat ein 30-Jähriger am Wochenende am eigenen Leib erfahren. Nach einem Besuch im »P&K Club« war der Disco-Gänger am Sonntagfrüh gegen 2.30 Uhr in die Echaz gestürzt und ist abgetrieben. Alleine kam er nicht mehr heraus, berichtet Roland Adam, der als Einsatzleiter der Reutlinger Ortsgruppe der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) als einer der ersten Rettungskräfte vor Ort war. »An der Stelle gibt es hohe und steile Flutschutzwände auf der einen Seite und ein dicht bewachsenes Ufer auf der anderen Seite.«
Der Mann drohte zu unterkühlen. Denn die Echaz hat als schnell fließendes Gewässer »selten über 10 Grad Celsius«, weiß Adam. Er räumt ein: »Die Rettungsaktion war für uns eine Herausforderung.« Die steilen Wände und das bewachsene Ufer verhinderten, dass die Rettungskräfte direkt an den Verunglückten herankamen. Der stand zudem laut Polizei unter Drogeneinfluss und war laut Adam nicht in allerbestem Zustand, »aber immerhin bei Bewusstsein«. Dann ging es laut Adam aber ganz fix: Über eine Streckleiter schafften es die Rettungsschwimmer der DLRG und Kräfte der Feuerwehr, den Mann an Land zu bringen. »Sieben Minuten nach unserem Eintreffen war er schon wieder draußen«, sagt der DLRG-Einsatzleiter. »Es war eine klasse Teamleistung.« Dank dieser wurde der 30-Jährige nur leicht verletzt ins Krankenhaus gebracht.
Baden und Planschen in der Echaz nicht ratsam
Es ist nicht das erste Mal, dass die DLRG-Rettungsschwimmer in diesem Jahr zu einem Einsatz an der Echaz in Reutlingen gerufen wurden. An fast gleicher Stelle wie am Sonntagfrüh suchten sie im Januar einen vermissten 72-Jährigen, der später tot im Neckar gefunden wurde. »Wir rücken mindestens einmal im Jahr für eine Personenrettung an der Echaz aus«, sagt Adam. Der rät vom Baden und Planschen im Reutlinger Flussteil generell ab - und das nicht nur, weil im Gewässer Fäkalien und Chemikalien mitschwimmen können. »Die Echaz sieht harmlos aus, hat aber ihre Tücken.«
Auf dem Grund gebe es einige Löcher, in die man hineinrutschen könne und es schwer habe, wieder herauszukommen. Nach einem Starkregen, der nicht einmal direkt in Reutlingen niedergegangen sein muss, können die Wassermassen eine große Wucht entwickeln und Menschen ohne weiteres mitreißen, so Adam. In Reutlingen sei es dann an einigen Stellen schwierig, das Wasser selbstständig zu verlassen, weil hohe und steile Wände den Fluss begrenzen. Lebensgefährlich werde es dann, wenn man in die Nähe eines Wehrs wie diesem am ehemaligen Zentralen Omnibusbahnhofs (ZOB) gespült werde.
Wer einem in Not geratenen Menschen zu Hilfe eilt, sollte ebenfalls vorsichtig sein, warnt der DLRG-Einsatzleiter. »Ohne Hilfsmittel kann es auch für Retter schnell gefährlich werden. Man sollte seine eigenen Kräfte nicht überschätzen und die der Echaz nicht unterschätzen.« Am sinnvollsten sei es, erst einmal den Notruf zu wählen. Die professionellen Rettungskräfte können, wie am Wochenende bewiesen, schnell helfen. (GEA)