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Die Polizei war auch bei einer Razzia in Altenburg

Eine Anwohnerin schildert dem GEA ihre Erlebnisse: »Vor genau einem Jahr gab’s hier schon einmal eine Razzia.«

SEK-Einsatz in Altenburg am Mittwochmorgen.
SEK-Einsatz in Altenburg am Mittwochmorgen. Foto: Privat
SEK-Einsatz in Altenburg am Mittwochmorgen.
Foto: Privat

REUTLINGEN-ALTENBURG. Was die Frau, die sich beim GEA gemeldet hat, am Mittwochvormittag erlebt hat, mutet an wie aus einem Kinofilm. Deutschlandweit wurden im Zuge einer großen Reichsbürgerrazzia Wohnungen durchsucht. Im Ringelbach in Reutlingen eskalierte eine Durchsuchung, ein Mann schoss einen SEK-Beamten nieder (der GEA berichtete). Und auch in Altenburg gab es eine große Razzia.

»Gegen 6 Uhr sind die ersten Autos mit getönten Scheiben vorgefahren«, schildert die Frau die Szenen aus ihrer Nachbarschaft. Dann sei eine lange Zeit gar nichts passiert. »Ich war aber schon vorbereitet«, erzählt sie weiter. »Denn vor genau einem Jahr gab’s hier schonmal eine Razzia.« Gegen 9 Uhr seien die Autos dann weggefahren. Zu diesem Zeitpunkt liefen die Geschehnisse im Ringelbach schon deutschlandweit durch die Medien. Was dann passierte, schockierte die Frau also nicht mehr all zu sehr.

Dann kamen zwei Transporter

»Als nächstes kamen zwei größere Transporter, in denen schon vermummte SEK-Beamte saßen.« Ein Mann, offenbar auch ein wartender Beamter, habe die beiden Transporter per Fuß geholt und eingewiesen, »ich glaube also, dass die in den Nebenstraßen gewartet haben«. Nochmal eineinhalb Stunden vergingen, dann startete schließlich der Zugriff.

»Die Maskierten haben sich hinter Häusern und Säulen versteckt, dann ging es los.« Flankiert von einem großen Gefährt, dass die Nachbarin als »Panzer« beschreibt, und einem weiteren großen Transporter. Der Mann, dem die Durchsuchung wohl galt, war zunächst nicht zu Hause, sagt sie. Nur seine Frau und die Kinder wurden aus dem Haus geholt. Später wurde auch die Putzfrau, die sich noch im Haus befand, per Lautsprecher aufgefordert, mit erhobenen Händen rauszukommen.

Maskierte und bewaffnete Kräfte in der direkten Nachbarschaft – bekommt man da Angst? »Nicht unbedingt«, sagt die Frau am Donnerstag, einen Tag nach den Ereignissen. »Ich kannte es ja schon vom letzten Jahr. Und ich hatte ja auch schon gelesen, was im Ringelbach vor sich ging. Ich wusste also, um was es ging.« Sie habe eher »Spannung« gefühlt. Die Altenburger Ortsdurchfahrt war während des Zugriffs teilweise gesperrt, Fußgänger wurden zurückgeschickt, Anwohner wurden angewiesen, ihre Häuser nicht zu verlassen und die Fenster zu schließen.

Gegen 11 Uhr seien die meisten SEK-Beamten dann wieder abgezogen. Sie wurden abgelöst von Zivilermittlern, die »nach und nach in das Haus gegangen sind«. Viel sei über den Mann, dem die Durchsuchung galt, nicht bekannt in der Nachbarschaft, sagt die Frau. Nur dass er immer wieder zu Demos in Reutlingen gehe und stellenweise radikale politische Ansichten habe. Die für die Reichsbürgerrazzien zuständige Bundesanwaltschaft in Karlsruhe wollte auf GEA-Anfrage nichts zum konkreten Fall sagen. Nur so viel: Es habe zwei Durchsuchungen im Raum Reutlingen gegeben. (GEA)