ROMMELSBACH. In diesem Jahr wird das Martin-Luther-Gemeindehaus in Rommelsbach 30 Jahre alt. Um an frühere Zeiten zu erinnern, rief die Evangelische Kirchengemeinden die dreiteilige Reihe »Rommelsbacher Geschichten« ins Leben. Bereits im März zeigte Andreas Frey seinen Film über die letzte Fahrt der Straßenbahn im Ort. Vergangene Woche berichtete Orts- und Familienforscher Helmut Thumm vor über 50 Gästen Spannendes aus der Rommelsbacher Geschichte. Im Namen der Kirchengemeinde begrüßte Kirchengemeinderätin Antje Doms die Gäste.
Woher der Name »Rommelsbach«, im Mittelalter »Romanisbach«, kommt, bleibt allerdings eines der Rätsel des Dorfes, das 1089 zum ersten Mal in den Schriftquellen auftaucht und 1974 nach Reutlingen eingemeindet wurde. »Auf die Römer bezieht sich der Name Rommelsbach jedenfalls nicht«, sagte Thumm. Möglich sei, dass er auf den fränkischen Eigennamen »Rumbold« zurückgehe, der die Siedlung gründete. Nebenbei bemerkt sei ein »Rommelsbächer« aber auch ein Regenschirm, groß, schwarz, mit Holzgriff, dem ein Brunnen als Denkmal gesetzt wurde.
Keltische Grabhügel
Auch die Kelten lebten bereits in der Region. »Geometer Schäfer ließ um 1820 zwei der elf Grabhügel südlich Mähder öffnen«, berichtete Thumm. Keramik, ein Steinaxtfragment und kunstvolle goldene Ohrringe wurden als Grabbeigaben gefunden. 1444 befand sich der Ort im Besitz des reichen Patriziers Teufel aus Reutlingen, dessen Familie unter anderem die bekannte Teufelsbrücke an der Straße nach Metzingen errichtete. Teufel verkaufte Rommelsbach mit anderen Orten an Graf Ludwig, Vater des Grafen Eberhard im Bart. Von da an war Rommelsbach württembergisch. Rätselhaft bleibt die Grundstücksbezeichnung »bei des Grafen Tor« in einem alten Lagerbuch. Hat dort ein Anwesen des Grafen gelegen? Lokalisiert werden kann der Bereich ungefähr in den heutigen Gassenäckern.
Sicher ist, dass sich in unmittelbarer Nähe, wohl an der Mauer neben der alten Aussegnungshalle, die alte Kirche befand. Zeichnungen zeigen sie mit gotischen Spitzbogenfenstern und etlichen Rissen im Mauerwerk. 1642 brannte sie in den Verwüstungen des 30-jährigen Kriegs zusammen mit dem ganzen Ort ab. Die Kirche entstand auf den alten Grundmauern neu und wurde 1650 eingeweiht. 1822 brach man sie wegen Baufälligkeit ab und legte 1827 den Grundstein zur heutigen Kirche. Hier steht noch der Taufstein von 1745 aus der alten Kirche.
Erzgrube ging verloren
Lange Zeit habe ihm, so Thumm, die Rommelsbacher Erzgrube Kopfzerbrechen bereitet. Sie stand in einer Schriftquelle, doch niemand erinnerte sich daran. Bis auf den Historiker Dr. Wilhelm Borth, der mit Schulterzucken gemeint habe, sie habe an der Einmündung des Dickenbachs in den Reichenbach gelegen. Überall in der Gegend hätten Öfen zur Verhüttung des Eisenerzes gestanden. Helmut Thumm machte sich sofort auf die Suche und fand die Grube 1995 auch in alten Kläranlage von Orschel-Hagen. Dort entstand später das Übungsgelände der Feuerwehr, die Grube wurde zugeschüttet.
Viel besser lief es mit den beiden Sühnekreuzen vor dem Friedhofseingang, die im 15./16. Jahrhundert gestiftet werden mussten, um Streitigkeiten beizulegen. Die beiden Rommelsbacher Kreuze waren nach Betzingen und Neckartenzlingen geraten. Glück und viel Bürgerengagement brachten sie vor einigen Jahren wieder zurück.
Der Abschluss der Rommelsbacher Geschichten ist am 8. Oktober 2023 beim Erntedankfest. Der Künstler des Holzreliefs im Gemeindesaal, Andreas Frey, wird über seine Arbeit zu Saat und Ernte berichten.