ROMMELSBACH. »Kindergarten im freien Flug!«, sagte die Rommelsbacher Bezirksbürgermeisterin Gabriele Gaiser scherzhaft, als sie mit Mitgliedern des Ortsgemeinderats und der Stadt die Baustelle des Kindergartens »Kinderhaus Wittum 1« (In der Braike) besichtigte. Per Kran werden 38 vorgefertigte Module in Holzrahmenbauweise vom Hänger gehievt und im Baukastensystem zu einem zweigeschossigen Gebäude zusammengesetzt. Es sei sehr erfreulich, dass man diese Lösung gefunden habe und mit dem freien Träger »Kinderkiste« auch ein Träger zur Verfügung stehe, sagte Gabriele Gaiser
Baubürgermeisterin Angela Weiskopf erinnerte an den Werdegang des Bauprojekts. 2021 wurden dringend Ganztagsbetreuungsplätze für Kinder bis sechseinhalb Jahren benötigt. Als Interimslösung sollten Container aufgestellt werden, doch die Baupreise waren fast nicht kalkulierbar und doppelt so hoch wie in der Ausschreibung. »Wir haben uns dann entschlossen, erneut auszuschreiben, dieses Mal für ein hochwertiges und dauerhaftes Gebäude.« Die Firma MOD21 habe einen sehr guten Eindruck gemacht und konnte Holzmodule zu den gewünschten Bedingungen liefern. Für Reutlingen sei es ein sehr innovatives Projekt: »Wir sind im Hier und Jetzt der Bauwirtschaft abgekommen.« Auch der Besichtigungstermin sei außergewöhnlich: »Normalerweise treffen wir uns zum Spatenstich oder Richtfest.«
Nachhaltig und transportabel
Die Elemente werden im polnischen Werk in Torun (früher Thorn) aus hochwertigen Materialien in einer witterungsunabhängigen Halle vorgefertigt, nach Rommelsbach transportiert und auf Streifenfundamente gesetzt, die von der einheimischen Firma Max Steinhardt gesetzt wurden. Die Maschinen, mit denen die Module gefertigt wurden, kämen, so Geschäftsführer Theodor Kaczmarczyk, von der Firma Weinmann in St. Johann. Die CO2-Ersparnis sei enorm und liege bei 96 Prozent gegenüber konventionellen Bauweisen.
In vier Wochen wurden die 38 Module gefertigt, die in fünf Tagen aufgestellt werden. Die Restarbeiten vor Ort dauern weitere acht Wochen. Mit Erstaunen sah die Gruppe, dass die Räume teilweise bereits fertig für ihre unterschiedlichen Funktionen eingerichtet sind. So hängen in den Sanitärräumen die Fliesen, WCs und Waschbecken bereits an der Wand. Auf dem Dach wird eine Fotovoltaikanlage montiert, zwei Wärmepumpenanlagen speisen die Fußbodenheizung, LED-Lampen sorgen für die Beleuchtung. Sogar ein Personenaufzug wird eingebaut. Abschließend erhält das Gebäude eine Fassade aus nordischer Fichte. Linoleum wird als Bodenbelag aufgebracht. »Wenn so ein Gebäude gut behandelt wird, steht es ewig«, so Kaczmarczyk.
Auch die Bundesbauministerin Klara Geywitz habe, so Marketing-Managerin Evelyn Rapczynski, die Firma MOD21 besucht und sei begeistert gewesen über die schnelle Lösung, Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Ein Vorteil sei auch, dass man die Gebäude erweitern oder auch zu einem anderen Standort bringen könne. Nachhaltigkeit sei ein Prinzip dieser Bauweise, sagte Projektleiter Marin Zec.