REUTLINGEN. Der Tod ist kein Thema, über das gerne und offen gesprochen wird. Es wird gemieden. Doch jeder kann bei einem plötzlichen Trauerfall schnell davon eingeholt werden. Dirk Flunkert von Bestattungen Flunkert ist tagtäglich mit Verstorbenen konfrontiert. Mit seiner ruhigen Gemütsart spricht er über den Tod, als sei er das Normalste der Welt. Und das ist er auch. Der Tod gehört zum Leben dazu.
Schon als Kind lernt der Reutlinger die Arbeit von Bestattern kennen. Denn nicht nur sein Vater, sondern auch sein Großvater und sein Taufpate arbeiten in diesem Bereich. Nach der Schule und der Bundeswehr beginnt er eine Ausbildung zum Werkzeugmechaniker. Nach Abschluss der Lehre zieht es ihn dann wieder ins Familienunternehmen in die Kanzleistraße 43 zurück. Seit 2013 leitet er nun das Unternehmen.
Vielseitiger Beruf
Im Gespräch mit anderen begegnet ihm häufig die Frage: »Siehst du als Bestatter auch tote Menschen?«, erzählt Dirk Flunkert. »Ja, klar«, lautet dann immer seine Antwort. Aber hinter dem Beruf Bestatter steckt noch viel mehr. Auch heute muss sich Dirk Flunkert um verschiedene Aufgaben kümmern. Doch es ist ein vergleichsweise ruhiger Tag. »Für heute sind zwei Bestattungen angekündigt. Eine Erdbeisetzung und eine Urnenbeisetzung«, berichtet der Bestatter. Nicht immer ist es ihm möglich, den Tag genau zu planen, denn manchmal kommt es kurz vor Feierabend noch zu einem Todesfall. Dann geht es erstmal nicht nach Hause, sondern an die Arbeit.
Neben der Organisation von Beerdigungen und Beratungsgesprächen mit Verwandten gehört auch die hygienische Versorgung der Verstorbenen zum Beruf dazu. Das heißt: Den Leichnam waschen, für die Aufbahrung ankleiden und in den Sarg legen. »Ich mag die Vielseitigkeit am Beruf«, sagt Dirk Flunkert. »Jeder Tag ist anders, und auch der Sterbefall ist nie gleich«.
Psychische Belastung für Bestatter
Obwohl er sich jeden Tag mit dem Tod beschäftigt, lässt ihn das nicht einfach kalt. »Man geht einfach anders damit um«, sagt er. Doch nach Feierabend gleich abschalten, geht dann doch nicht so einfach. »Ich trage die Arbeit schon auch ins private Leben. Vor allem Schicksale begleiten einen«. »Je jünger die Menschen sind, und je näher man den Menschen auch steht, desto schwieriger kann man es verarbeiten«, erzählt Dirk Flunkert.
Gerade der Tod von Kindern und Jugendlichen nimmt ihn mit. Noch stärker, seit er selbst zwei Kinder hat. »Das merkt man auch immer gleich in der Firma; die Stimmung ist ganz anders«. Auch tödliche Verkehrsunfälle können belastend sein. Bei Unfällen werden meistens zunächst die Bestattungsmitarbeiter der Stadt Reutlingen gerufen, aber es kommt auch vor, dass Dirk Flunkert und seine Kollegen vor Ort sind. »Der Bestatter muss nach dem Unfall nicht in psychologische Behandlung. Für Feuerwehrleute und Polizisten ist das Pflicht«. Das sollte sich ändern, meint Dirk Flunkert. »Man geht wahrscheinlich davon aus, dass der Bestatter damit umgehen kann, aber das ist auch nicht immer so.«
Vorsorge treffen
Streitereien zwischen den Angehörigen über die Art der Beerdigung gehören für ihn als Bestatter dazu. Da kann Dirk Flunkert oft gar nicht so viel machen, außer zuhören und sich Zeit nehmen, damit am Ende alle Beteiligten zufrieden sind. Denn tritt ein Todesfall ein, kommen viele Entscheidungen auf die Verwandten zu. Sie müssen sich für eine Feuer- oder Erdbestattung entscheiden, einen Sarg und Blumen auswählen und Trauerkarten verfassen. »Trotz der emotionalen Situation, sollen die Verwandten einen klaren Kopf bei der Bestattung haben«.
Sich früh mit dem Tod beschäftigen, kann bei der Entscheidung einiges vereinfachen. »Wer sich nicht mit dem Tod beschäftigt, den trifft es wie der Hammer«, sagt Dirk Flunkert. Weil nicht darüber gesprochen wird, wissen viele dann gar nicht, was der Verstorbene sich für die eigene Beerdigung gewünscht hätte. Auch im Hinblick auf die Kosten kann eine frühe Auseinandersetzung mit einer Beerdigung wichtig sein. Um die 6.500 Euro kann eine Feuerbestattung kosten. Die Erdbestattung liegt bei rund 9.000 Euro.
Hygienische Versorgung
Dirk Flunkert macht sich auf den Weg zu einer Beerdigung auf dem Friedhof Unter den Linden. Davor fährt er noch beim Kühllager vorbei. Hier werden die Verstorbenen gewaschen und für die Aufbahrung im Sarg gerichtet. »Bei uns wird jeder Mensch gleich behandelt. Die hygienische Versorgung ist die letzte Würde, die man mitgeben kann«. Dirk Flunkert packt alles Wichtige für die Beerdigung zusammen: Ein Bild der Verstorbenen, eine Staffelei und den Organisationszettel. Dann geht es weiter auf den Friedhof.
Vor Ort schaut er, dass die Beerdigung reibungslos funktioniert. Der Sarg steht bereits im Aufbahrungsraum, hier können die Angehörigen ein letztes Mal dem geliebten Menschen nahe sein. »Meistens ist es positiv, wenn man den Toten noch einmal sieht«, erklärt Dirk Flunkert. Das kann beim Abschiednehmen und der Trauerverarbeitung helfen. Er schließt den Sarg und verlässt die Trauerhalle. »Es will zwar niemand, dass wir Bestatter kommen, aber uns brauchen alle«. (GEA)