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Corona-Tests in Reutlingen: Eine Chronologie

Reutlingen hat keine öffentliche Corona-Teststation mehr. Die einzig Verbliebene hat jetzt auch ausgedient.

Der damalige Feuerwehrkommandant Harald Herrmann und Oberbürgermeister Thomas Keck bei der Eröffnung des zentralen Schnelltestze
Der damalige Feuerwehrkommandant Harald Herrmann und Oberbürgermeister Thomas Keck bei der Eröffnung des zentralen Schnelltestzentrums in der Reutlinger Stadthalle am 8. Februar 2021. Hinter ihnen hatte sich schon eine lange Schlange Wartender gebildet. ARCHIVFOTO: MEYER Foto: Jürgen Meyer
Der damalige Feuerwehrkommandant Harald Herrmann und Oberbürgermeister Thomas Keck bei der Eröffnung des zentralen Schnelltestzentrums in der Reutlinger Stadthalle am 8. Februar 2021. Hinter ihnen hatte sich schon eine lange Schlange Wartender gebildet. ARCHIVFOTO: MEYER
Foto: Jürgen Meyer

REUTLINGEN. Die letzte Corona-Teststation in Reutlingen, die bis gestern vor der Post in der Reutlinger Eberhardstraße betrieben wurde, ist geschlossen. Damit scheint Corona in der Stadt jetzt auch sichtbar ein Ende gefunden zu haben. Der GEA nimmt dies zum Anlass, noch einmal auf die Geschichte der Corona-Tests in der Achalmstadt zurückzublicken.

- Zentrale Teststation in Reutlingen

Mitte Oktober 2020 zieht die zentrale Teststation des Landkreises von Münsingen auf den großen Parkplatz am Markwasenfreibad. Laut Kassenärztlicher Vereinigung war das wohl dann erst möglich, als Mitte Oktober das Reutlinger Freibad zum Saisonende schloss. Der Wechsel vollzog sich über Nacht. Dienstags wurde noch in Münsingen getestet, am Mittwoch, 14. Oktober 2020, war die zentrale Anlaufstelle für PCR-Tests in der Nähe des Stadions an der Kreuzeiche. Die PCR-Tests waren aufwendiger in der Auswertung, dafür sicherer als Schnelltests – aber auch nicht kostenfrei. Reiseheimkehrer aus Risikogebieten, Lehrkräfte und Beschäftigte in Schulen und Kitas sowie Menschen, die vom Gesundheitsamt oder Ärzten zugewiesen wurden, mussten für PCR-Tests nichts bezahlen.

- Ausbau zur Fieberambulanz

Wenige Tage, nachdem in der zentralen Corona-Teststation an der Kreuzeiche die Arbeit aufgenommen wurde, kam bereits die Erweiterung: Ende Oktober 2020 eröffnete die Fieberambulanz dort. Solche Fieberambulanzen sollten bei den typischen Symptomen wie Fieber, Schüttelfrost oder Schnupfen sicherstellen, ob es sich um eine Corona-Infektion handelte oder nicht. Acht Monate später schloss die Fieberambulanz wieder, weil sie wenig genutzt wurde. Die Inzidenzen waren relativ niedrig.

- Schnelltests in Reutlinger Stadthalle

Die Reutlinger Stadthalle wurde Anfang Februar 2021 zu einer zentralen Teststation, wo sich alle Leute kostenfrei eines Schnelltests unterziehen konnten. Am ersten Tag kamen mehr als 180 Testwillige. Die Kosten übernahm die Stadt, sowohl für die Testkits als auch für die Hallenmiete. Mehr als 100 geschulte Helfer vom Deutschen Roten Kreuz und der Feuerwehr versahen von Dienstag bis Samstag ihren Dienst. Das Prozedere war dort dasselbe, wie überall bei den Schnellteststationen in Reutlingen und ganz Deutschland: Nasenabstrich, Auswertung, etwa 15 Minuten bis zum Ergebnis warten und bei einem positiven Resultat ging’s weiter zum PCR-Test.

- Testbus startet in die Stadtteile

Ende März 2021 brachte die Stadt Reutlingen den Corona-Testbus ins Rollen. Der umgebaute Linienbus war eine Kooperation zwischen Stadt, Apothekern, Reutlinger Stadtverkehr (RSV) und der Feuerwehr. Er fuhr in unterschiedliche Stadtteile Reutlingens und stand dort mehrere Stunden, um möglichst vielen Testwilligen einen Schnelltest zu ermöglichen. Termine konnten online gebucht werden. Etwa 30 Tests pro Stunde waren möglich. Beim Start des Busses verriet OB Thomas Keck, ihm sei die Idee dazu unter der Dusche gekommen. Er riet gleichzeitig: »Testen, testen, testen ist für die nächsten Wochen, neben dem Impfen, der Schwerpunkt in der Pandemiebekämpfung.«

- Start der privaten Teststationen

Anfang Mai 2021 öffneten gleich vier privat organisierte Teststationen in der Reutlinger Innenstadt. Sie befanden sich an der Marienkirche, auf dem Marktplatz, auf dem Albtorplatz, an der Nikolaikirche und etwas später kam auch eine Station am Tübinger Tor hinzu. Anders als bei der kurz zuvor eröffneten städtischen Schnellteststation in der Stadthalle Reutlingen, mussten die Menschen nicht mehr etwa 15 Minuten vor Ort auf ihr Testergebnis warten, sondern bekamen das entsprechende Zertifikat per Mail oder per App direkt aufs Smartphone. Organisiert wurden vier der Stationen vom Geschäftsführer des Zustelldienstes sMAIL in Reutlingen, Wolfgang Schmid und seiner Tochter Moira. Sie hatten dafür die Firma »Gemeinsam raus« gegründet. Die Tests waren kostenfrei, abgerechnet wurde mit der Kassenärztlichen Vereinigung.

- Erste Kontrollen von Teststationen

Einzelne Teststationen in Deutschland, in denen Betrügereien bei den Abrechnungen öffentlich geworden waren, brachten im Sommer 2021 das ganze System in Verruf. Deshalb starteten im Juni erste unangemeldete Kontrollen auch in Reutlingen. Zunächst begann das Kreisgesundheitsamt die Teststationen zu überprüfen, später kamen Beamte des Hauptzollamts Ulm vorbei. Während das Zollamt die arbeitsrechtlichen Fragen klärte, überprüfte das Gesundheitsamt die Hygienestandards und die Anzahl der Corona-Tests. Zwölf Euro gab es seinerzeit pro Test und sechs Euro für die Materialkosten von der Kassenärztlichen Vereinigung zurückerstattet. Entscheidend war deshalb, ob die Anzahl der durchgeführten Tests auch exakt belegt werden konnte. Ergebnis für Reutlingen: Es wurden keine Verstöße festgestellt.

- Kreuzeiche-Station wird geschlossen

Rund eineinhalb Jahre nachdem die PCR-Abstrichstelle am Reutlinger Kreuzeichestadion ihren Betrieb aufgenommen hatte, ist nach Ostern 2022 dort Schluss. Dort wurden insgesamt 8.662 Tests vorgenommen. Im Frühjahr hatte die Nachfrage nach PCR-Tests in Reutlingen deutlich abgenommen. Damals teilte das Landratsamt Reutlingen mit, dass bei steigendem Bedarf die Teststation ihren Betrieb wieder aufnehmen könne. Das ist bekanntlich nicht geschehen. Danach haben die niedergelassenen Ärzte die PCR-Testungen übernommen.

- Die letzte Teststation schließt

Seit gestern ist nun auch das Kapitel Corona-Teststationen von privaten Anbietern in Reutlingen Geschichte. Prodromos Tsarnos, der Inhaber der letzten Station, hat insgesamt vier Stationen in der Region betrieben. Wie groß die Nachfrage nach Schnelltests in bestimmten Zeiten war, berichtet er dem GEA: »Rund 200.000 Menschen haben wir alleine hier in dieser Station getestet.« Etwas mehr als zwei Jahre war diese in Betrieb. Einst mit der Hilfe von 80 Teilzeit-Mitarbeitern, die im Drei-Schicht-Betrieb arbeiteten. Am Ende waren dann nur noch zwei Helferinnen nötig. Als die Tests kostenpflichtig wurden, sei die Nachfrage rapide zurückgegangen, berichtet der Unternehmer.

Die Arbeit in einer Corona-Teststation war manchmal mit ziemlich unangenehmen Begegnungen verbunden, berichten die Helferinnen. Zwei Mal hätten Menschen, die den Corona-Maßnahmen offenbar immens ablehnend gegenüberstanden, in der Station an der Post randaliert. Die Polizei musste kommen. Abfällige Bemerkungen und Beschimpfungen von Passanten seien an der Tagesordnung gewesen. So auch am letzten Testtag, als der GEA vor Ort ist. »Aha, eine neue Pandemie«, schreit ein empörter Mann, der vorbei läuft. Prodromos Tsarnos und die Helferinnen schauen sich an, schütteln den Kopf und machen einfach weiter. Die Begegnungen der letzten zwei Jahre haben sie offensichtlich ein bisschen abgehärtet. (GEA)