REUTLINGEN. Am Morgen nach dem Brand braucht es schon einen zweiten Blick auf das schmucklose Industriegebäude direkt an der Reutlinger Konrad-Adenauer-Straße, um zu erkennen, dass hier ein Großfeuer gewütet hat. Im Obergeschoss des hellgrauen Baus sind die Fenster rußgeschwärzt, nicht wenige sind geborsten, an der Fassade pechschwarze Rauchspuren, dort wo die Flammen empor geschlagen sind, am Boden noch Reste des Löschwassers der Feuerwehr, Glassplitter überall.
»Die Nacht war kurz«
Alle in und um Reutlingen kennen Ford Kimmerle an einer der Hauptzufahrtsstraßen ins Zentrum der Stadt. Auf den ersten Blick ist zunächst alles wie sonst auch an der dreispurigen Tangente und in den Firmengebäuden. Im Werkstatt-Trakt wird unten wieder gearbeitet, Autos stehen auf Hebebühnen, Männer und Frauen in blauer Arbeitskleidung gehen ihrer gewohnten Tätigkeit nach. Das Stockwerk über ihnen aber ist gesperrt. Dort war einmal die Karosseriewerkstatt des Unternehmens, jetzt diese wohl weitgehend zerstört. Polizisten sind vor Ort. Sie haben den Brandort gesperrt, damit sie ihre Ermittlungen nach der Ursache des Feuers fortsetzen können.
»Noch ist völlig unklar, was das Feuer ausgelöst hat«, sagt auch Firmenchef Ulrich Kimmerle. »Während die Experten der Polizei nach der Brandursache suchen, versuchen wir uns einen Überblick über die Schäden zu verschaffen«, berichtet er dem GEA. »Sicher ist, dass zehn Fahrzeuge in der Karosseriewerkstatt standen. Die sind alle hinüber«, fügt er hinzu. Wie hoch er den Schaden schätze. Er hebt die Schultern: »Das kann ich beim besten Willen noch nicht sagen.« Er wirkt gefasst, aber müde: »Die Nacht war kurz.«
»Sicher ist, dass zehn Fahrzeuge in der Karosseriewerkstatt standen«
Gegen kurz vor drei Uhr am frühen Dienstagmorgen war das Feuer laut Polizeibericht ausgebrochen. Die Reutlinger Feuerwehr war schnell vor Ort und konnte ebenso schnell komplett löschen. 112 Einsatzkräfte und 21 Fahrzeuge waren vor Ort. »In einer Stunde war das Feuer aus«, weiß Sylvia Kimmerle, Prokuristin der Firma und Schwägerin des Chefs. Sie unterstützt ihn bei der Aufstellung der Schäden. Beide fragen sich, wie ein solcher Brand entstehen konnte: »Sicher ist, dass am Arbeitstag keine Schweißarbeiten und auch keine Lackierarbeiten in der Werkstatt anstanden«, sagen beide. Die Mitarbeiter seien auch alle von der Polizei befragt worden. Brandstiftung? »Wir wissen es nicht und wollen den Ermittlungen der Brandexperten auch nicht vorgreifen«, sagt Ulrich Kimmerle.
»Mit so etwas rechnet niemand und dann passiert es eben doch, völlig überraschend«, fügt er hinzu. Jetzt seien Gutachter gefragt, zu denen die Firma schon Kontakt hätte. Werden die Experten schnelle Antworten auf die Frage finden: »Wieso hat es bei Ford Kimmerle gebrannt?« Das könne noch niemand sagen, heißt es auch von Seiten der Polizei, dazu sei es noch zu früh.
Das Einzige, was in etwa festzustehen scheint, ist die Höhe des Schadens. Den hat die Polizei nach eigenen und ersten Schätzen mit mehreren Hunderttausend Euro angegeben. (GEA)