Dass das Anmeldeprozedere für Impfwillige über 80-Jährige eine Zumutung ist – davon war im GEA mehrfach zu lesen. Jetzt wird die Sache nochmals komplizierter, weil die Zulassung des Impfstoffs von Astrazeneca für unter 65-Jährige zwar neue Perspektiven eröffnet, aber auch für neue Verwirrung sorgt. So jedenfalls hat es GEA-Leserin Johanna K. erfahren.
Als Risikopatientin Mitte fünfzig freute sie sich, dass eine Aktualisierung der Impfverordnung des Bundes vom 8. Februar für sie eine Höherstufung in die Prioritätsgruppe 2 erbrachte. Bis Johanna K. tatsächlich die erforderlichen zwei Impftermine ergattern konnte, galt es aber trotzdem noch, mehrere Hürden zu nehmen.
Hürde eins: Ihr Arzt wusste zunächst von nichts und verwies auf die »alte« Verordnung – korrigierte sich dann aber ein paar Tage später und stellte die nötige Bescheinigung aus. Hürde zwei: Die Terminbuchung für Prio 2 war noch nicht freigeschaltet. Und ist es bis heute nicht.
Doch dann kamen Kinderbetreuung und Schulen ins Spiel. Weil nun genügend Impfstoff für unter 65-Jährige zur Verfügung steht, gibt es Termine für Erzieher, Lehrer und Schulpersonal.
Auch Johanna K., die ehrenamtlich in der Schülerbetreuung mitarbeitet, bekam von der Schule grünes Licht. Flugs machte sie sich an die Terminbuchung übers Onlineportal der Kassenärztlichen Vereinigung. Und stand vor Hürde Nummer drei. Denn dort ist noch gar nicht vorgesehen, dass andere als die zur höchsten Priorität zählenden Personen Termine reservieren können.
Ein Insidertipp half weiter, und nach diversen Klicks, SMS und E-Mails war es geschafft: Zwei zeitnahe Impftermine standen fest, die obendrein doppelt abgesichert schienen – durch das Attest und die schulische Mitarbeit.
Doch weit gefehlt: Als Johanna K. morgens die Impfbescheinigung in ihrer Schule abholen wollte, zeigte man sich dort ebenso ehrlich zerknirscht wie bemüht. Es sehe aber so aus, als würde die vorgezogene Impfung nur »Hauptangestellte und Lehrer« betreffen – unabhängig davon, dass andere Mitarbeiter ebenfalls Schülerkontakt haben. Unlogisch zwar, doch Johanna K. nahm’s gelassen, schließlich hatte sie auch noch das ärztliche Attest.
Bis ein Nachrichtenmagazin am Nachmittag meldete, dass es nun auch innerhalb der Prio-2-Kategorie unterschiedliche Prioritäten gebe – und eben jene Risikogruppe, der Johanna K. angehört, doch länger warten müsse. Wie gewonnen, so zerronnen. Die beiden Impftermine schienen perdu.
15.38 Uhr: Mail von der Schule, »gute Nachricht« – jetzt sei es amtlich, dass doch alle Mitarbeiter geimpft werden könnten, die Schülerkontakt haben. Also doch noch ein Happy End?
21.48 Uhr: Die nächste Mail. Kommando zurück – das Schulamt habe nun klargestellt, dass die vorgezogene Impfung nur die »hauptamtlichen Mitarbeiter betrifft«. Leider. Johanna K. schreibt zurück. Sie kommt erst wieder an die Schule, wenn sie geimpft ist. Wann auch immer das nun sein wird. (GEA)