STUTTGART/REUTLINGEN. Aus der für Samstag geplanten Saisoneröffnung des Vereins zur Hagelabwehr im Landkreis Reutlingen wird nichts. Den Termin mit Besichtigung des angemieteten Flugzeugs auf dem Rollfeld am Flughafen Stuttgart musste die Vereinsvorsitzende Gabriele Gaiser am Donnerstag absagen. Schweren Herzens, das ist ihr anzuhören. Der Grund: Der Pilot hatte am Vorabend einen Unfall. Dabei wurde auch der Hagelflieger, eine speziell ausgestattete einmotorige Propellermaschine der Marke Piaggio, stark beschädigt. »Glücklicherweise hat sich der Pilot bei der Notlandung nicht verletzt, worüber wir sehr froh sind«, teilt die Reutlinger CDU-Gemeinderätin und Rommelsbacher Bezirksbürgermeisterin mit.
Denn der Flugunfall, über den die Polizei am Donnerstagvormittag unter dem Titel »Missglückte Landung am Flughafen Stuttgart« berichtet hatte, scheint spektakulär gewesen zu sein: Der 65-jährige Pilot habe gegen 19.45 Uhr nach der Freigabe durch den Tower zur Landung angesetzt, heißt es im Polizeibericht. »Erst beim Aufsetzen auf die Landebahn bemerkte er, dass er das Fahrwerk der Maschine nicht ausgefahren hatte. Das Flugzeug setzte auf dem Rumpf auf und rutschte mehrere hundert Meter über die Landebahn, bevor es zum Stillstand kam.«
Erhebliche Störungen im Luftverkehr über Echterdingen
Das habe am Mittwochabend zu erheblichen Störungen im Flugverkehr in Leinfelden-Echterdingen geführt, heißt es seitens der Polizei weiter. Die Flughafenfeuerwehr musste den Flieger anheben, sodass das Fahrwerk ausgefahren und die Maschine auf ihre Parkposition geschleppt werden konnte. Da Start- und Landebahn danach erstmal gereinigt werden mussten, wurde der Flugverkehr bis 21.45 Uhr eingestellt. Zahlreiche Flüge mussten deshalb abgesagt oder umgeleitet werden: Annulliert wurden 14 Flüge für insgesamt etwa 2.000 Passagiere. 30 Flüge hatten Verspätungen, teilweise mussten Abflüge auf den Donnerstag verlegt werden. Insgesamt waren vom Unfall des Propellermaschine-Piloten grob 10.000 Reisende betroffen.
Einer Lokalzeitung aus dem Rems-Murr-Kreis zufolge kamen Flugzeug und Flieger vor dieser Bruchlandung von einem Kontrollflug im Kreis Reutlingen zurück. Die Polizei gehe von »menschlichem Versagen« aus, heißt es dort.
Ermittlungen laufen, Ersatzlösung wird gesucht
Zur Höhe des Schadens lagen laut Polizei am Donnerstag noch keine Informationen vor. Das Polizeirevier Flughafen habe die Ermittlungen aufgenommen. Gabriele Gaiser geht von einem größeren Schaden aus. Aber zunächst müsse man die Gutachten abwarten. Und dann? In den kommenden Tagen fällt die Hagelabwehr im Landkreis wohl flach. Voraussichtlich werde sie mit diesem Flugzeug in dieser Saison nicht mehr möglich sein, schätzt die Vereinsvorsitzende. »Wir werden in den nächsten Tagen mit unseren Piloten klären, wie es weitergeht.« Vier bis fünf Piloten seien für den Verein zur Hagelabwehr im Landkreis Reutlingen in Bereitschaft. Seit zehn Jahren sei man mit der beauftragten Firma Jumara aus Deggingen gut gefahren. »Wir sind an einer Ersatzlösung dran!« Die Vorsitzende ist optimistisch, dass entweder ein Hagelflugzeug aus einem anderen Bereich vorübergehend bereitgestellt werden kann. Oder eine andere Maschine mit den notwendigen zwei Brennern an den Tragflächen ausgerüstet wird. »Die müssen halt schwer sein«, sagt sie. Denn sie fliegen direkt in den Aufwind eines aufziehenden Hagelsturms.
Der nun verunglückte Hagelflieger war seit 1. Juni mehrmals im Landkreis für den Reutlinger Hagelabwehr-Verein im Einsatz. (GEA)