»Das war das Beste, was wir bislang abgeliefert haben«»Die Musicalarbeit ist für mich der wichtigste Teil meiner schulischen Arbeit gewesen«, zog Viola Schöllhammer, inzwischen pensionierte Musikpädagogin, ihr persönliches Fazit. »Musical ist ein ganz großes Gemeinschaftserlebnis, bei dem man Schüler - anders als im Schulalltag - stärker in ihrer ganzen Persönlichkeit kennenlernt«, beschreibt Michael Manz, der seit 1999 die Musical-AG des BZN-Gymnasiums auf einen immer professionelleren Weg führte, den pädagogischen Wert dieser Arbeit.
Der Schritt zu größerer öffentlicher Aufmerksamkeit kam mit dem Wechsel auf die Bühne der Wittumhalle, wo regelmäßig 2 000 und mehr Besucher die Musicals miterleben. Mit »Anatevka«, »Grease« und »One touch of Venus« wurden populäre Musicals der vierziger und sechziger Jahre aufgeführt.
Mit diesen Erfahrungen wagte man sich im BZN an aktuelle und noch anspruchsvollere Musicals wie »Copacabana«, »Paradise of Pain« sowie »Jekyll & Hyde«. Bei »Copacabana« trat erstmals ein komplett aus Schülern bestehendes Orchester im Stil einer Big-Band auf.
Belohnung für einen furiosen Auftritt zu Hause in Rommelsbach war die Einladung vom damaligen Kultusminister Helmut Rau nach Stuttgart, wo die Rommelsbacher Musical-AG viel Anerkennung für ihre Präsentation auf dem Schlossplatz erhielt.
Eine besondere Ehre war für alle Akteure der Besuch des Komponisten von »Paradise of Pain«, Frank Nimsgern, in Rommelsbach. »Ich bin stolz auf euch«, lobte der unter anderem mit »QI« in Berlin über Jahre hinweg erfolgreiche Komponist, der hier überhaupt zum ersten Mal eine Schulaufführung besuchte.
Die BZN-Musical-AG war das erste Amateurensemble, das das skurrile Musical "Paradise of Pain" auf die Bühne brachte. Und zuletzt "Jekyll & Hyde". »Das war das Beste, was wir bislang abgeliefert haben«, sagt Michael Manz nicht ohne Stolz. Ein anspruchsvolles Stück, sowohl inhaltlich, darstellerisch als auch musikalisch. Hinter den Aufführungen steckt viel Schweiß. Nicht selten dauert die Vorbereitung ein ganzes Jahr. "Da ist viel Teamfähigkeit und Durchhaltevermögen erforderlich", weiß der Musik- und Mathelehrer nur allzu gut. Manz arbeitet mit professionellem Anspruch und versucht, mit den personellen und räumlichen Voraussetzungen das Optimum herauszuholen.
Seit 1999 zieht Christina Reges-Manz, ausgebildete Opernsängerin und Lehrbeauftragte für die Musical-AG, die Fäden bei Regie und Choreografie. »Ohne sie wäre die Musicalgeschichte des BZN so nicht möglich geworden«, unterstreicht Michael Manz ihre Bedeutung.
»Musical ist ein ganz großes Gemeinschaftserlebnis«Schule ist eben mehr als Formeln, Vokabellernen und Literaturstudium. »Die Musicalarbeit liefert einen Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung«, ist Manz überzeugt. Nicht selten lieferte ein Engagement im BZN-Musical die Motivation für den Einstieg in eine berufliche musikalische Laufbahn: Linda Stark (Musicaldarstellerin), Moritz Kallenberg (klassischer Gesang), Peter Stanowsky (Musik-Management) und Jonathan Folkowski (Toningenieur) haben ihre Wurzeln in der schulischen Musicalarbeit. Auch Ines Füldner-Martinez, Kleinkunstpreisträgerin Baden-Württembergs und Sängerin, leistete als Regisseurin bei »Joseph« an ihrer alten Schule einen Beitrag in der langen Geschichte dieses Genres am BZN-Gymnasium.
»Solche Spitzenleistungen gelingen nur, wenn professionell arbeitende Kollegen Schüler fördern und begleiten«, ist sich Brigitte Kern-Veits, Schulleiterin des BZN-Gymnasiums, der hohen Ansprüche bewusst. Längst fordern diese auch professionelle Voraussetzungen im finanziellen Bereich. Inzwischen benötigt ein Musical einen fünfstelligen Etat, der nur mithilfe von Sponsoren zu leisten ist. Schon vor der Preisverleihung am Sonntag in Stuttgart weiß die Schulleiterin um die Bedeutung der Musical-AG für ihre Schule. »Musical ist für uns Tradition und Identität«, sagt Kern-Veits. (GEA)