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Aktuell Schutzgebiet

Betzingen und Biosphäre: Eine gewinnversprechende Allianz

Die geplante Erweiterung des Biosphärengebiets Schwäbische Alb geht in die zweite Abstimmungsrunde. Vom Betzinger Bezirksgemeinderat kommt weiterhin volle Unterstützung. Warum er es so gut findet, wenn der Stadtbezirk Teil des Biosphärengebiets wird

Betzingen soll Teil des Biosphärengebiets Schwäbische Alb werden. Der Bezirksgemeinderat verspricht sich davon viele Vorteile.
Betzingen soll Teil des Biosphärengebiets Schwäbische Alb werden. Der Bezirksgemeinderat verspricht sich davon viele Vorteile. Foto: Frank Pieth
Betzingen soll Teil des Biosphärengebiets Schwäbische Alb werden. Der Bezirksgemeinderat verspricht sich davon viele Vorteile.
Foto: Frank Pieth

REUTLINGEN-BETZINGEN. Erst vielstimmig, dann einstimmig: Mit einem gemeinsam geschmetterten Geburtstagslied für Bezirksbürgermeister Friedemann Rupp, der am Vortag vierzig geworden war, begann die jüngste Betzinger Ortschaftsratssitzung. Harmonisch machten die Räte beim Tagesordnungspunkt Biosphärengebiet weiter: Der »Beschluss zur verbindlichen Absichtsbekundung zum Einbringen der vorgeschlagenen Erweiterungsflächen«, so der sperrige Vorlagentitel, ging glatt durch. Nicht verwunderlich, denn aus Sicht des Gremiums ist es ein rundum ein Gewinn, wenn Betzingen Teil des Biosphärengebiets wird.

Mit 1.520 Hektar ist die Stadt Reutlingen schon drin im Biosphärengebiet Schwäbische Alb. Die Bewerbung für die anstehende Erweiterung der Gebietskulisse zielt darauf ab, den Flächenanteil auf 4.955 Hektar zu vergrößern (der GEA berichtete mehrfach). Die vorgeschlagenen Erweiterungsbereiche liegen südlich der Bahnlinie Metzingen-Tübingen. Damit wäre Betzingen mit einem Zipfel im Süd-Westen und dem Industriegebiet im Biosphärengebiet.

Beschlossene Sache

Dass sich die Stadt mit den vorgeschlagenen Erweiterungsflächen um die Aufnahme ins Biosphärengebiet bewerben soll, ist seit fast einem Jahr beschlossene Sache. Auch die Zustimmung vom Lenkungskreis Biosphärengebiet Schwäbische Alb liegt inzwischen vor. In den vergangenen Monaten wurde noch einmal an der Zonierung gefeilt. Wie mehrfach berichtet, wird bei den in Frage kommenden Gebieten in Kernzonen unterteilt, die den höchsten Schutzstatus haben und in denen die Natur sich selbst überlassen bleibt. In Pflegezonen gilt mindestens Naturschutzgebiet-Standard, erlaubt ist nur, was den ökologischen Zustand nicht verschlechtert. In den Entwicklungszonen, die das Gros der Flächen ausmachen, soll »nachhaltig gewirtschaftet werden«, ansonsten gibt es keine Einschränkungen.

Achalm soll Pflegezone werden

Nachdem die potenziellen Erweiterungsflächen erneut auf den Prüfstand kamen, gab es kleine Veränderungen: Das auf Gönninger Markung als Kernzone ausgewiesene Gebiet beim Stöffelberg verschiebt sich Richtung Sonnenbühl, informierte Friedemann Rupp. Außerdem ist jetzt der Reutlinger Teil der Achalm als Pflegezone vorgesehen. Für Betzingen bleibt alles wie gehabt. Die Flächen, die Teil des Biosphärengebiets werden sollen, liegen überwiegend in Entwicklungszonen, in der Pflegezone findet sich wie bisher schon nur eine kleine Fläche beim Listhof.

Zustimmung auch aus Ohmenhausen

Der Bezirksgemeinderat Ohmenhausen tagte zeitgleich mit Betzingen zum Thema Biosphärengebiet. Auch hier stimmten alle dem Beschlussvorschlag zu, die vorgeschlagenen Erweiterungsflächen ins Biosphärengebiet Schwäbische Alb verbindlich einzubringen. »Wir sehen in der Erweiterung große Vorteile, das wertet die Region um einiges auf«, so Bezirksbürgermeisterin Andrea Fähnle. Ohmenhausen ist jetzt schon Teil des Biosphärengebiets. Ausgewiesen sind neben Entwicklungszonen Richtung Naturschutzgebiet Listhof auch etwa 60 Hektar Pflegezone. (keg)

Geringe ökologische Auswirkungen

Die ökologischen Auswirkungen für Betzingen, so das Fazit von Bezirksbürgermeister Rupp, sind also relativ gering. Beträchtlich dagegen die Vorteile ideeller und finanzieller Natur – nämlich, so Rupp, ein Imagegewinn und die Möglichkeit, Fördermittel zu rekrutieren, an die das Gremium sonst nicht kommen würde. »Wir profitieren nur davon«, pflichtete ihm Dr. Martin Schöfthaler bei. Sollte alles klappen, werde Reutlingen die einzige Großstadt, die in einem Biosphärengebiet liegt. »Das ist ein Alleinstellungsmerkmal.« Und Schöfthalers Eindruck von der Bürgerveranstaltung zum Thema Biosphäre Ende Januar, bei der er dabei war: »Die Reutlinger schätzen das überwiegend positiv ein, das ist ein gutes Zeichen.«

Lieber die Echaz als die Bahnlinie

Jenny Winter-Stojanovic fand es unpassend, dass eine Bahnlinie und nicht eine natürliche Grenze wie die Echaz fürs Biosphärengebiet ausgesucht wurde. Im Norden wäre es mit einer solchen Begrenzung schwierig geworden, erklärte Rupp. Außerdem sei es der Stadt wegen der symbolischen Bedeutung wichtig, dass Rathaus, neues und altes Landratsamt und die Achalm mit drin sind im Biosphärengebiet. Ausschlaggebend sei aber gewesen, einen geradlinigen Verlauf zu finden: »Deshalb hat man sich für die Bahnlinie entschieden. Für Betzingen hätte es vielleicht eine schönere Lösung gegeben.« Der kleine Kritikpunkt änderte nichts an der einhelligen Zustimmung zur Vorlage. Mitte März hat dann der Gemeinderat zu beschließen, ob Reutlingen mit den vorgeschlagenen Erweiterungsflächen ins Rennen geht. Fällt das Votum positiv aus, wird die Absichtsbekundung wieder an den Lenkungskreis geschickt, der im Oktober über die Gebietserweiterung entscheidet. Bis das gewachsene Biosphärengebiet Schwäbische Alb endgültig ausgewiesen ist, dauert es voraussichtlich bis 2027. (GEA)